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tieck

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tieck [2022/11/05 10:11] – [Der gestiefelte Kater] Robert-Christian Knorrtieck [2024/04/16 18:35] (aktuell) – [Wertung] Robert-Christian Knorr
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 31.3.1773-1853\\ 31.3.1773-1853\\
 - mit [[Wackenroder]] gemütstiefe Erhabenheit der schlichten Innigkeit der mittelalterlichen deutschen [[Kunst]]\\ - mit [[Wackenroder]] gemütstiefe Erhabenheit der schlichten Innigkeit der mittelalterlichen deutschen [[Kunst]]\\
-- Tieck beschreibt, wenn er beschreibt, nicht Tiere und Bäume, sondern sucht in der [[Natur]] ein Gefäß für sein bewegtes [[Gemüt]] und die [[Grund#Gründe]] seiner [[Seele]];\\ +- Tieck beschreibt, wenn er beschreibt, nicht Tiere und Bäume, sondern sucht in der [[Natur]] ein Gefäß für sein bewegtes [[Gemüt]] und die [[Grund#Gründe]] seiner [[Seele]]
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-- zeigt schon in seinen Jugendstücken die bedenkliche Neigung, sich mit dem Erfinden eines scheinbar fesselnden [[stoff|Stoffes]] zu begnügen, ohne an die Ausführung die volle Kraft zu setzen (Engel)\\ +
-- der hinreißendste Vorleser und Improvisator seiner Zeit\\ +
-- die [[Figur#Figuren]] in seinen historischen Romanen sind kostümierte [[Schauspieler]] und seine [[Lyrik]] ist nichts anderes als eine prächtige und reiche Requisitenkammer von romantischen Metaphern und Assoziationen (Friedell)\\ +
-- Tieck dachte gering von Arnims dichterischer Befähigung und hielt das, was an seinen Werken gut wäre, für Nachahmung seiner [[selbst]]\\ +
-- ein Genie der [[Freundschaft]], der Liebe nicht; die Frauen waren für ihn ein Element, das die sinnliche Hälfte seines [[wesen|Wesens]] gewaltsam anzog und sich verband, wodurch er den Zusammenhang und die Einheit in sich verlor (Huch)\\ +
-- reizte uns mit Wunderglauben (Klinkowström)+
  
  
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 - gegen die Plattheit der bürgerlichen Rührstücke a la [[Iffland]]\\ - gegen die Plattheit der bürgerlichen Rührstücke a la [[Iffland]]\\
 - war, als er erschien, eine sehr bedeutende Erscheinung, bei der das Neue darin bestand, daß der Autor die Zuhörer fortwährend in das Stück hineinsprechen ließ - war, als er erschien, eine sehr bedeutende Erscheinung, bei der das Neue darin bestand, daß der Autor die Zuhörer fortwährend in das Stück hineinsprechen ließ
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 +==== Des Lebens Überfluß ====
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 +- seine gelungenste Novelle\\
 +- zwei verheiratete Liebesleute sind in Noth und müssen ihren Hausrat und Teile (Treppen) ihrer Behausung verbrennen, um im Winter nicht zu erfrieren; sie hungern mit heiterer Seele, bis der Hauswirt sie mahnt und bestrafen lassen will, weil es nicht alles ihr Eigentum war, das sie verbrannten\\
 +- die Auflösung ist banal: jemand erscheint und rettet sie
  
  
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 - das Leben als [[Traum]], dessen Gestalten sich nach dem eigenen Willen formen\\ - das Leben als [[Traum]], dessen Gestalten sich nach dem eigenen Willen formen\\
 - der Erzähler gerät in entsetzliche Verarmung, da er sich nur mit seinem Ich befaßt, seinem eigenen [[Bewußtsein]]; er weiß seinem Ich keine andere Speise zu geben als das eigene Ich ([[Huch]]) - der Erzähler gerät in entsetzliche Verarmung, da er sich nur mit seinem Ich befaßt, seinem eigenen [[Bewußtsein]]; er weiß seinem Ich keine andere Speise zu geben als das eigene Ich ([[Huch]])
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 +==== Wertung ====
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 +- zeigt schon in seinen Jugendstücken die bedenkliche Neigung, sich mit dem Erfinden eines scheinbar fesselnden [[stoff|Stoffes]] zu begnügen, ohne an die Ausführung die volle Kraft zu setzen (Engel)\\
 +- der hinreißendste Vorleser und Improvisator seiner Zeit → allerdings auch nur eine Astrallampe der Teegesellschaften, wie Heine ihn nannte\\
 +- die [[Figur#Figuren]] in seinen historischen Romanen sind kostümierte [[Schauspieler]] und seine [[Lyrik]] ist nichts anderes als eine prächtige und reiche Requisitenkammer von romantischen Metaphern und Assoziationen (Friedell)\\
 +- der wirkliche Sohn des Phöbus Apollo, und wie sein ewig jugendlicher Vater führte er nicht nur die Leier, sondern auch den Bogen mit dem Köcher voll klingender Pfeile\\
 +- trunken von lyrischer Lust und kritischer [[Grausamkeit]]; hatte er einen literarischen [[Marsyas]] erbärmlichst geschunden, griff er mit den blutigen Fingern wieder lustig in die goldenen Saiten seiner Leier und sang ein freudiges Minnelied\\
 +- Nach seinem Beispiele haben viele deutsche Dichter sich seiner Form bemächtigt und wir erhielten Lustspiele, deren komische [[Wirkung]] nicht durch einen launigen [[Charakter]] oder durch eine spaßhafte [[Intrige]] herbeigeführt wird, sondern die uns gleich unmittelbar in eine komische Welt versetzen, in eine Welt, wo die Tiere wie Menschen sprechen und handeln und wo [[Zufall]] und Willkür an die Stelle der natürlichen Ordnung der Dinge getreten ist. ([[Heine]])\\
 +- Tieck dachte gering von [[Arnim|Arnims]] dichterischer Befähigung und hielt das, was an seinen Werken gut wäre, für Nachahmung seiner [[selbst]]\\
 +- ein Genie der [[Freundschaft]], der Liebe nicht; die Frauen waren für ihn ein Element, das die sinnliche Hälfte seines [[wesen|Wesens]] gewaltsam anzog und sich verband, wodurch er den Zusammenhang und die Einheit in sich verlor (Huch)\\
 +- reizte uns mit Wunderglauben (Klinkowström)
tieck.1667639461.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/11/05 10:11 von Robert-Christian Knorr