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tragoedie

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tragoedie [2010/03/26 16:51] Robert-Christian Knorrtragoedie [2024/03/18 16:53] (aktuell) – [TRAGÖDIE] Robert-Christian Knorr
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 - Wirklichkeit und [[Kult]]: Geschichtliches\\ - Wirklichkeit und [[Kult]]: Geschichtliches\\
 - das Ende der dämonischen [[Existenz]] des Heros ([[Bäumler]])\\ - das Ende der dämonischen [[Existenz]] des Heros ([[Bäumler]])\\
 +- [[Gnade]] ist das Herzstück jeder Tragödie (Clarke)\\
 - Lied aus dem Anlaß des Bockes, der Dionysos leidend bei der Opferung vertrat\\ - Lied aus dem Anlaß des Bockes, der Dionysos leidend bei der Opferung vertrat\\
-- Bestandteil ist das verinnerlichte Freiheitsgefühl, der innere Zusammenhang im Untergang ([[Herder]])\\+- Bestandteil ist das verinnerlichte Freiheitsgefühl, der innere [[Zusammenhang]] im [[Untergang]] ([[Herder]])\\ 
 +- ist immer im Recht, immer ins Künftige gewendet und wer Tragödien nicht vorwegnimmt, verfehlt die [[Wirklichkeit]] ([[Hölderlin]])\\
 - Nachahmung von Handlung von würdig bedeutendem Inhalt, die vermittels Mitleid und [[Furcht]] die Reinigung derartiger Leidenschaften hervorbringt und zu einer freien [[Bewegung]] großer Leidenschaften befähigt, d.i. das [[Prinzip]] der [[Poesie]], das Prinzip der großen [[Seele]] \\ - Nachahmung von Handlung von würdig bedeutendem Inhalt, die vermittels Mitleid und [[Furcht]] die Reinigung derartiger Leidenschaften hervorbringt und zu einer freien [[Bewegung]] großer Leidenschaften befähigt, d.i. das [[Prinzip]] der [[Poesie]], das Prinzip der großen [[Seele]] \\
-- Streben nach moralischer Wirkung und Bürgerlichkeit (Lessing)\\+- Streben nach moralischer [[Wirkung]] und Bürgerlichkeit (Lessing)\\
 - Nachahmung einer zum Mitleiden führenden Handlung\\ - Nachahmung einer zum Mitleiden führenden Handlung\\
-- allein die Erregung des Mitleids ist [[Zweck]] der Tragödie → Gegensatz zu Aristoteles, der das Mitleid als Bedingung für die Katharsis begriff\\ +- allein die Erregung des Mitleids ist [[Zweck]] der Tragödie → Gegensatz zu Aristoteles, der das Mitleid als Bedingung für die [[Katharsis]] begriff\\ 
 - Vernunftfreiheit des sittlichen [[Geist#Geistes]] gebend (Lust) - Vernunftfreiheit des sittlichen [[Geist#Geistes]] gebend (Lust)
 - die kühnste und tiefste [[Anschauung]] dessen, was es im menschlichen Leben an Dunkelstem und Verhängnisvollstem gibt ([[Mereschkowski]])\\ - die kühnste und tiefste [[Anschauung]] dessen, was es im menschlichen Leben an Dunkelstem und Verhängnisvollstem gibt ([[Mereschkowski]])\\
-- in der Tragödie ist ein starker Gegensatz von [[Natur]]- und Geset­zesregel\\ +- in der Tragödie ist ein starker Gegensatz von [[Natur]]- und Gesetzesregel\\ 
-- Unsere Tragödie hat mit der Ohnmacht, der Schlaffheit, der Charakterlosigkeit des Zeitgeistes und mit einer gemeinen Denkart zu kämpfen, sie muß also [[Kraft]] und [[Charakter]] zeigen, sie muß das [[Gemüt]] zu erschüttern, zu erheben, aber nicht aufzulösen suchen. ([[Schiller]]) \\+- Unsere Tragödie hat mit der Ohnmacht, der Schlaffheit, der Charakterlosigkeit des [[zeitgeist|Zeitgeistes]] und mit einer gemeinen Denkart zu kämpfen, sie muß also [[Kraft]] und [[Charakter]] zeigen, sie muß das [[Gemüt]] zu erschüttern, zu erheben, aber nicht aufzulösen suchen. ([[Schiller]]) \\
 - beim späten Schiller wird das Tragische im [[Akt]] des [[Glauben#Glaubens]] und der Tat überwunden  - beim späten Schiller wird das Tragische im [[Akt]] des [[Glauben#Glaubens]] und der Tat überwunden 
  
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 ===== griechische Tragödie ===== ===== griechische Tragödie =====
 - es gibt keinen Wertekonflikt → der ist Kennzeichen der modernen Tragödie\\ - es gibt keinen Wertekonflikt → der ist Kennzeichen der modernen Tragödie\\
-- es gilt das - obgleich rätselhafte - [[Verhältnis]] zwischen [[Gott]] und dem Menschen, das den Menschen in den Abgrund führt → Selbstentzweiung mit Gott\\ +- es gilt das - obgleich rätselhafte - [[Verhältnis]] zwischen [[Gott]] und dem Menschen, das den Menschen in den [[Abgrund]] führt → Selbstentzweiung mit Gott\\ 
-- der Mensch ist mythisch leidend, denn die [[Macht#Mächte]] zerstören von außen;\\+- der Mensch ist mythisch leidend, denn die [[Macht#Mächte]] zerstören von außen; 
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 +- es gibt keine Tageszeit, keine Jahreszeit, keine Witterung, keine [[Landschaft]], überhaupt kein Hier: das ist die berühmte Einheit des Orts\\ 
 +- die Einheit der Zeit besteht darin, daß das seelische Leben keine Entwicklung, keine Akte und Zwischenakte hat\\ 
 +- der Grieche brauchte keinen Beleuchtungswechsel, denn im griechischen Drama herrscht die ewig gleiche Sonne [[Homer#Homers]] (Friedell)\\ 
 +- ihre Quelle ist der Kampf zwischen altadeliger Ethik und plutokratischem Gewinnsuchtstreben der städtischen Händler und Unternehmer\\ 
 +- sie verdankt ihren Ursprung der Konfrontierung des Chorführers mit dem Chor und der Umwandlung der kollektiven Form des Chorgesanges in die dialogische Form des Dramas - also wesentlich individualistischen Motiven; ihre Wirkung setzt aber andererseits ein starkes Gemeinschaftsgefühl, eine weitgehende Nivellierung verhältnismäßig breiter Schichten voraus und kann in ihrer wahren Gestalt nur als Massenerlebnis zustandekommen (Hauser)\\
 - stand jenseits des [[Dilemma#Dilemmas]] von Lebensnähe oder Abstraktion, weil für sie die Fülle keine Frage der Annäherung an das Leben beziehungsweise Unmittelbarkeit war ([[Lukacs]])\\ - stand jenseits des [[Dilemma#Dilemmas]] von Lebensnähe oder Abstraktion, weil für sie die Fülle keine Frage der Annäherung an das Leben beziehungsweise Unmittelbarkeit war ([[Lukacs]])\\
 - zentrales [[Problem]] der [[Weltgeschichte]], weil an den [[Mythos]] gebunden ([[Nietzsche]])\\ - zentrales [[Problem]] der [[Weltgeschichte]], weil an den [[Mythos]] gebunden ([[Nietzsche]])\\
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 ===== moderne deutsche Tragödie ===== ===== moderne deutsche Tragödie =====
-- setzt die Säkularisation religiöser Werte voraus, weil im Mittelpunkt die sittliche Entwicklung des im Leben stehenden Menschen steht → ironischerweise wird diese [[Existenz]] ins Fragliche hineingerissen, um dann doch aus einer Innerlichkeit heraus am christlichen [[Gedanke#Gedanken]] einer [[Theodizee]] festzuhalten, d.i. eine übertragene sittliche [[Idee]], die das Irdische überschreiten soll\\+- setzt die Säkularisation religiöser Werte voraus, weil im Mittelpunkt die sittliche Entwicklung des im Leben stehenden Menschen steht → ironischerweise wird diese [[Existenz]] ins Fragliche hineingerissen, um dann doch aus einer [[Innerlichkeit]] heraus am christlichen [[Gedanke#Gedanken]] einer [[Theodizee]] festzuhalten, d.i. eine übertragene sittliche [[Idee]], die das Irdische überschreiten soll\\
 - die Geschichte gefährdet den Menschen, so daß der einzelne seine Existenz nur noch scheiternd wahrnimmt/ergreift → führt mitunter zu pathologischen Exzessen - die Geschichte gefährdet den Menschen, so daß der einzelne seine Existenz nur noch scheiternd wahrnimmt/ergreift → führt mitunter zu pathologischen Exzessen
  
tragoedie.1269618704.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 14:38 (Externe Bearbeitung)