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 Nach blutigen Aufständen in Berlin, [[Wien]] und München mußten die [[Fürst#Fürsten]] nachgeben; und am 31. März 1848 trat in Frankfurt/Main erstmals nach der letzten Sitzung des alten [[Reichstag#Reichstages]] 42 Jahre zuvor wieder ein gesamtdeutsches Parlament zusammen, diesmal, um ein neues deutsches Reich zu schaffen. Das [[Parlament]] bestand zum großen Teil aus Mitgliedern der regionalen Ständeversammlungen und beschloß die Berufung einer deutschen Nationalversammlung, welche eine neue Reichsverfassung verkünden sollte. Die [[Wahl]] der Nationalversammlung wurde in allen deutschen [[Staat#Staaten]] nach urdemokratischen Grundsätzen durchgeführt. Die Eröffnung erfolgte am 18. Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche.\\ Nach blutigen Aufständen in Berlin, [[Wien]] und München mußten die [[Fürst#Fürsten]] nachgeben; und am 31. März 1848 trat in Frankfurt/Main erstmals nach der letzten Sitzung des alten [[Reichstag#Reichstages]] 42 Jahre zuvor wieder ein gesamtdeutsches Parlament zusammen, diesmal, um ein neues deutsches Reich zu schaffen. Das [[Parlament]] bestand zum großen Teil aus Mitgliedern der regionalen Ständeversammlungen und beschloß die Berufung einer deutschen Nationalversammlung, welche eine neue Reichsverfassung verkünden sollte. Die [[Wahl]] der Nationalversammlung wurde in allen deutschen [[Staat#Staaten]] nach urdemokratischen Grundsätzen durchgeführt. Die Eröffnung erfolgte am 18. Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche.\\
-Diese [[Nationalversammlung]] wurde nach ihrer Zusammensetzung das Honoratiorenparlament genannt, denn ihre Mitglieder waren den Umständen der damaligen [[Zeit]] entsprechend staatstragende Beamte, Professoren und andere Intellektuell, auch Geschäftsleute. Schon der erste Verfassungsentwurf bestimmte, daß dem künftigen Deutschen Reich keine außerdeutschen Länder angehören sollten. Der mächtigste deutsche [[Herrscher]], der [[Kaiser]] von [[Österreich]], stand vor der Wahl, seinen riesigen Staatenverband aufzulösen oder dem neu zu gründenden Reich fernzubleiben. Das gleiche [[Problem]] besaß der preußische [[König]] mit seinen östlichen Besitztümern, die außerhalb des deutschen Sprachgebietes lagen. Das Scheitern der Verfassungsbestrebungen wurde damit wahrscheinlich. Doch immerhin konnte die Nationalversammlung den populären österreichischen Erzherzog Johann zum [[Reichsverweser]] küren, dem sie ihre exekutiven Rechte übertrug; und die Streitkräfte einiger kleiner deutscher Staaten huldigten dem Reichsverweser.\\+Diese [[Nationalversammlung]] wurde nach ihrer Zusammensetzung das Honoratiorenparlament genannt, denn ihre Mitglieder waren den Umständen der damaligen [[Zeit]] entsprechend staatstragende Beamte, Professoren und andere Intellektuell, auch Geschäftsleute. Schon der erste Verfassungsentwurf bestimmte, daß dem künftigen Deutschen Reich keine außerdeutschen Länder angehören sollten. Der mächtigste deutsche [[Herrscher]], der [[Kaiser]] von [[Österreich]], stand vor der Wahl, seinen riesigen Staatenverband aufzulösen oder dem neu zu gründenden Reich fernzubleiben. Das gleiche [[Problem]] besaß der preußische [[König]] mit seinen östlichen Besitztümern, die außerhalb des deutschen Sprachgebietes lagen. Das [[Scheitern]] der Verfassungsbestrebungen wurde damit wahrscheinlich. Doch immerhin konnte die Nationalversammlung den populären österreichischen Erzherzog Johann zum [[Reichsverweser]] küren, dem sie ihre exekutiven Rechte übertrug; und die Streitkräfte einiger kleiner deutscher Staaten huldigten dem Reichsverweser.\\
 Ein knappes [[Jahr]] später billigte die Nationalversammlung nach langen Debatten eine deutsche [[Reichsverfassung]], die jedoch nie in Kraft treten sollte. Doch diese Verfassung beeinflußte durch ihren föderalen Aufbau, aber auch durch die Verankerung der bürgerlichen Grundrechte und der [[Volkssouveränität]] alle folgenden deutschen Verfassungen, besonders das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Der Schweizer [[Historiker]] Hans Fehr gelangte zu der [[Erkenntnis]]: Die Paulskirchen-Verfassung wäre die modernste und fortschrittlichste Verfassung des 19.Jahrhunderts geworden, hätte sie ihre Verwirklichung erfahren. Zum Staatsoberhaupt bestimmte diese Verfassung ein erbliches [[Kaisertum]]. Die Nationalversammlung wählte den König von [[Preußen]] zum deutschen Kaiser. Friedrich Wilhelm IV. fühlte sich zwar von der Wahl geschmeichelt, besaß jedoch Hemmungen, diese [[Würde]] von einem demokratisch legitimierten Parlament anzunehmen und forderte die Zustimmung aller deutschen Fürsten. Im [[April]] 1849 erkannten immerhin 28 deutsche Staaten die Reichsverfassung und die [[Kaiserwahl]] bedingungslos an. Weil aber die deutschen Revolutionäre die Waffen aus der Hand gaben, wurden die Herrscher der mächtigsten deutschen Staaten, der Kaiser von Österreich und die Könige von Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg kühn genug, die Verfassung abzulehnen, denn ihre Unabhängigkeit war ihnen wichtig. Die kaiserlich-königliche Ablehnung beschwor in [[Sachsen]], Bayern und Süddeutschland die blutige Mairevolution von 1849 herauf. In Dresden wurde der König davongejagt und eine provisorische [[Regierung]] eingesetzt. Auch Richard [[Wagner]] und Gottfried Semper kämpften auf den Barrikaden. In der bayrischen linksrheinischen [[Pfalz]] entstand ebenfalls eine provisorische Regierung. Im Großherzogtum Baden erinnerte sich die Armee an ihre [[Huldigung]] für den Reichsverweser und trat auf die Seite der Nationalversammlung.\\ Ein knappes [[Jahr]] später billigte die Nationalversammlung nach langen Debatten eine deutsche [[Reichsverfassung]], die jedoch nie in Kraft treten sollte. Doch diese Verfassung beeinflußte durch ihren föderalen Aufbau, aber auch durch die Verankerung der bürgerlichen Grundrechte und der [[Volkssouveränität]] alle folgenden deutschen Verfassungen, besonders das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Der Schweizer [[Historiker]] Hans Fehr gelangte zu der [[Erkenntnis]]: Die Paulskirchen-Verfassung wäre die modernste und fortschrittlichste Verfassung des 19.Jahrhunderts geworden, hätte sie ihre Verwirklichung erfahren. Zum Staatsoberhaupt bestimmte diese Verfassung ein erbliches [[Kaisertum]]. Die Nationalversammlung wählte den König von [[Preußen]] zum deutschen Kaiser. Friedrich Wilhelm IV. fühlte sich zwar von der Wahl geschmeichelt, besaß jedoch Hemmungen, diese [[Würde]] von einem demokratisch legitimierten Parlament anzunehmen und forderte die Zustimmung aller deutschen Fürsten. Im [[April]] 1849 erkannten immerhin 28 deutsche Staaten die Reichsverfassung und die [[Kaiserwahl]] bedingungslos an. Weil aber die deutschen Revolutionäre die Waffen aus der Hand gaben, wurden die Herrscher der mächtigsten deutschen Staaten, der Kaiser von Österreich und die Könige von Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg kühn genug, die Verfassung abzulehnen, denn ihre Unabhängigkeit war ihnen wichtig. Die kaiserlich-königliche Ablehnung beschwor in [[Sachsen]], Bayern und Süddeutschland die blutige Mairevolution von 1849 herauf. In Dresden wurde der König davongejagt und eine provisorische [[Regierung]] eingesetzt. Auch Richard [[Wagner]] und Gottfried Semper kämpften auf den Barrikaden. In der bayrischen linksrheinischen [[Pfalz]] entstand ebenfalls eine provisorische Regierung. Im Großherzogtum Baden erinnerte sich die Armee an ihre [[Huldigung]] für den Reichsverweser und trat auf die Seite der Nationalversammlung.\\
 Die Honoratioren der deutschen Nationalversammlung ließen ihre Anhänger im Stich, denn der Kampf war nicht ihr Elixier. Zwar verurteilte die Nationalversammlung im Mai 1849 Preußen als Friedensbrecher, da preußische Truppen in Sachsen einmarschiert waren, um die sächsische Königsmacht zu retten; als aber der preußische König die preußischen Abgeordneten aus der Paulskirche zurückbeorderte, flüchteten diese still und heimlich unter die Fittiche ihres wieder stolz gewordenen Landesherren. Die übrigen Abgeordneten der [[Mitte]] und der Rechten folgten ihnen. Die österreichischen Abgeordneten hatten schon Anfang April dem Kommando ihres Kaisers gehorcht. \\ Die Honoratioren der deutschen Nationalversammlung ließen ihre Anhänger im Stich, denn der Kampf war nicht ihr Elixier. Zwar verurteilte die Nationalversammlung im Mai 1849 Preußen als Friedensbrecher, da preußische Truppen in Sachsen einmarschiert waren, um die sächsische Königsmacht zu retten; als aber der preußische König die preußischen Abgeordneten aus der Paulskirche zurückbeorderte, flüchteten diese still und heimlich unter die Fittiche ihres wieder stolz gewordenen Landesherren. Die übrigen Abgeordneten der [[Mitte]] und der Rechten folgten ihnen. Die österreichischen Abgeordneten hatten schon Anfang April dem Kommando ihres Kaisers gehorcht. \\
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