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vergangenheit

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vergangenheit [2023/01/23 18:28] Robert-Christian Knorrvergangenheit [2023/10/28 08:53] (aktuell) – [VERGANGENHEIT] Robert-Christian Knorr
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   * motorische Mechanismen   * motorische Mechanismen
   * unabhängige [[Erinnerung#Erinnerungen]] ([[Bergson]])   * unabhängige [[Erinnerung#Erinnerungen]] ([[Bergson]])
 +- ein Leichnam ([[Croce]])\\
 - die [[Liebe]] zu Vergangenem entspricht Erleiden, nicht Tun (Dierks)\\ - die [[Liebe]] zu Vergangenem entspricht Erleiden, nicht Tun (Dierks)\\
 - soziale Konstruktion (Halbwachs)\\ - soziale Konstruktion (Halbwachs)\\
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 Die Stadt, in der er lebte, stand beizeiten auf und ging auch zeitig schlafen.  Die Zeit floß im [[Rhythmus]] und ließ Spielräume; die Menschen jedoch behaupteten häufig, sie hätten keine [[Zeit]].  Derweil meinten die Einheimischen damit das Nichtzuhandene einer wesend-gegenwärtigenden Zukunft und verwechselten das vulgäre Nacheinander herkömmlichen Zeitempfindens mit dem ihnen innewohnenden nichtvulgären Vertrautsein in dem ewigen Fließen alles Gewesen-Gewordenen.  Es ist wohl einfacher zu sagen, man habe keine Zeit.  Das ist zeitgemäß! \\ Die Stadt, in der er lebte, stand beizeiten auf und ging auch zeitig schlafen.  Die Zeit floß im [[Rhythmus]] und ließ Spielräume; die Menschen jedoch behaupteten häufig, sie hätten keine [[Zeit]].  Derweil meinten die Einheimischen damit das Nichtzuhandene einer wesend-gegenwärtigenden Zukunft und verwechselten das vulgäre Nacheinander herkömmlichen Zeitempfindens mit dem ihnen innewohnenden nichtvulgären Vertrautsein in dem ewigen Fließen alles Gewesen-Gewordenen.  Es ist wohl einfacher zu sagen, man habe keine Zeit.  Das ist zeitgemäß! \\
 Eine gewisse Stumpfheit, diese degenerierte Gleichgültigkeit im warmherzig-volkstümlichen Gewande erzogenen Kleinbürgertums, ließ Neuankömmlinge zu der Ansicht kommen, daß man hier gut aufgenommen würde.  Das stimmte nicht.  Man wurde überhaupt nicht aufgenommen!  Der optimistische Neuankömmling verwechselte nämlich Toleranz mit Gleichgültigkeit.  Kratzte er nach einigen Irritationen an der Oberfläche seines vorschnell gefaßten Meinungsbildes, so barst die äußerliche [[Höflichkeit]] des dressierten Kleinbürgers; zutage trat das spießige Naturell des Provinzlers, der nur in Ruhe gelassen werden möchte.  Dennoch unterschied sich die [[Stadt]] von vielen anderen durch die aus der Vergangenheit in die [[Gegenwart]] hineinreichende Bedeutung ihrer Universität.  Manche behaupteten, die Stadt wäre nichts ohne die Universität, die wiederum könnte aber ohne die Stadt sein.  Stadt und Universität aber überdauerten einander seit langer Zeit.  Die Stadt wuchs, die [[Universität]] entwuchs allen Veränderungen.  Auch die schrecklichsten Zeiten maß man leidvoll aneinander; man rechnete gegenseitig auf und überdauerte jede Veränderung, Veränderungen durch innere oder äußere Einflüsse, Veränderungen durch friedliche und kriegerische Destruktoren.  \\ Eine gewisse Stumpfheit, diese degenerierte Gleichgültigkeit im warmherzig-volkstümlichen Gewande erzogenen Kleinbürgertums, ließ Neuankömmlinge zu der Ansicht kommen, daß man hier gut aufgenommen würde.  Das stimmte nicht.  Man wurde überhaupt nicht aufgenommen!  Der optimistische Neuankömmling verwechselte nämlich Toleranz mit Gleichgültigkeit.  Kratzte er nach einigen Irritationen an der Oberfläche seines vorschnell gefaßten Meinungsbildes, so barst die äußerliche [[Höflichkeit]] des dressierten Kleinbürgers; zutage trat das spießige Naturell des Provinzlers, der nur in Ruhe gelassen werden möchte.  Dennoch unterschied sich die [[Stadt]] von vielen anderen durch die aus der Vergangenheit in die [[Gegenwart]] hineinreichende Bedeutung ihrer Universität.  Manche behaupteten, die Stadt wäre nichts ohne die Universität, die wiederum könnte aber ohne die Stadt sein.  Stadt und Universität aber überdauerten einander seit langer Zeit.  Die Stadt wuchs, die [[Universität]] entwuchs allen Veränderungen.  Auch die schrecklichsten Zeiten maß man leidvoll aneinander; man rechnete gegenseitig auf und überdauerte jede Veränderung, Veränderungen durch innere oder äußere Einflüsse, Veränderungen durch friedliche und kriegerische Destruktoren.  \\
-<html><img src="https://www.vonwolkenstein.de/texte/herbstzeitlos/herbstzeitlos_baumbild.jpg" width="370" height="510" border="4" align="left" style="margin-right:5mm" alt="Edgar unter seinem Baum"></html>Ach, der letzte [[Krieg]]: Er lastete wie ein ewiges Verhängnis über der Stadt, ja, dem ganzen Land.  Die Gründe, die das Land in den Krieg trieben, waren nach dem bewaffneten Konflikt nicht wieder [[Sprache]] geworden; ersatzweise wurde der weltweit einzigartige Charakter der Landeskinder deformiert und dem der Triumphatoren angepaßt, worin Sieger und der Großteil der Besiegten allgemein die Lehre aus der Geschichte sahen.  Die Tat der Verstümmelung entsprach vollkommen dem Charakter der zivilisierteren Sieger, die mit den Besiegten dasselbe taten, was schon immer ihrem Naturell entsprach: Schwächere dem eigenen [[Charakter]] annähern und so von vornherein den Keim der Auflehnung als bestenfalls rebellischen artifizieren, als Auflehnung gegen sich [[selbst]]!  Das betrieben die Sieger mit den Ureinwohnern ihres Kontinents wie auch mit aufsässigen Secessionisten.  Im Ergebnis dieser Fehlentwicklungen liegt ein erneuter Krieg, worauf man vor allem im Ausland bei Gelegenheit vorwurfsvoll die dann über sich selbst erschrockenen Landeskinder aufmerksam zu machen wußte.  Diese nahmen den Fingerzeig an, denn die Siegermächte hatten das besiegte Land umgekrempelt.  Die Sieger stülpten dem Land eine Gesellschaftsform über, von der sie borniert glaubten, daß diese die einzig glücklich machende sei, und erhielten extra- und intraordinierende Hilfe.  Die Selbstverleugnung lag im Naturell der Landeskinder, zudem waren die Siegerideen gerade weltweit in Mode, und es war die Angst vor dem niedergeworfenen Gegner immer noch so groß, daß man ihn mit dem eigenen [[Geist]] so tief affizieren mußte, bis man glauben konnte, den letzten Widerstand schon im Keimstadium zu erkennen.  \\+{{ :herbstzeitlos_baumbild.jpg?400|}}Ach, der letzte [[Krieg]]: Er lastete wie ein ewiges Verhängnis über der Stadt, ja, dem ganzen Land.  Die Gründe, die das Land in den Krieg trieben, waren nach dem bewaffneten Konflikt nicht wieder [[Sprache]] geworden; ersatzweise wurde der weltweit einzigartige Charakter der Landeskinder deformiert und dem der Triumphatoren angepaßt, worin Sieger und der Großteil der Besiegten allgemein die Lehre aus der Geschichte sahen.  Die Tat der Verstümmelung entsprach vollkommen dem Charakter der zivilisierteren Sieger, die mit den Besiegten dasselbe taten, was schon immer ihrem Naturell entsprach: Schwächere dem eigenen [[Charakter]] annähern und so von vornherein den Keim der Auflehnung als bestenfalls rebellischen artifizieren, als Auflehnung gegen sich [[selbst]]!  Das betrieben die Sieger mit den Ureinwohnern ihres Kontinents wie auch mit aufsässigen Secessionisten.  Im Ergebnis dieser Fehlentwicklungen liegt ein erneuter Krieg, worauf man vor allem im Ausland bei Gelegenheit vorwurfsvoll die dann über sich selbst erschrockenen Landeskinder aufmerksam zu machen wußte.  Diese nahmen den Fingerzeig an, denn die Siegermächte hatten das besiegte Land umgekrempelt.  Die Sieger stülpten dem Land eine Gesellschaftsform über, von der sie borniert glaubten, daß diese die einzig glücklich machende sei, und erhielten extra- und intraordinierende Hilfe.  Die Selbstverleugnung lag im Naturell der Landeskinder, zudem waren die Siegerideen gerade weltweit in Mode, und es war die Angst vor dem niedergeworfenen Gegner immer noch so groß, daß man ihn mit dem eigenen [[Geist]] so tief affizieren mußte, bis man glauben konnte, den letzten Widerstand schon im Keimstadium zu erkennen.  \\
 Doch seien hier einige Wort der Kritik an der Machtentfaltung der Starken angebracht: \\ Doch seien hier einige Wort der Kritik an der Machtentfaltung der Starken angebracht: \\
 **These**: Manch Starker dünkt sich, [[Gott]] als von seinen Gnaden auferstanden zu denken! \\ **These**: Manch Starker dünkt sich, [[Gott]] als von seinen Gnaden auferstanden zu denken! \\
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-<html><img src = "http://vg06.met.vgwort.dewesena/e8b8350bdc84417ea92fda1328b932ab" width="1" height= "1" alt=""></html> 
  
vergangenheit.1674494927.txt.gz · Zuletzt geändert: 2023/01/23 18:28 von Robert-Christian Knorr