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wallenstein

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wallenstein [2023/01/07 14:34] Robert-Christian Knorrwallenstein [2023/04/01 12:34] (aktuell) Robert-Christian Knorr
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 Ich glaube, hier sprach nicht nur der Ehemann Wallenstein, sondern auch der Jenaer Antiromantiker und [[Ehe]]mann Schiller. Es sind dies nur Randnotizen, aber vielleicht könnte man in dieser Richtung noch weiter forschen. Ich glaube, hier sprach nicht nur der Ehemann Wallenstein, sondern auch der Jenaer Antiromantiker und [[Ehe]]mann Schiller. Es sind dies nur Randnotizen, aber vielleicht könnte man in dieser Richtung noch weiter forschen.
  
-Sehr wichtig ist Schiller der Begriff der [[Nemesis]] (der vergeltenden [[Rache]]). In seiner geschichtlichen Betrachtung greift er diesen Begriff auf: Der kaiserliche Urteilsspruch [in bezug auf seine Absetzung], der ihn für vogelfrei erklärte, hatte seine [[Wirkung]] nicht verfehlt, und die rächende Nemesis wollte, daß der Undankbare unter den Streichen des Undanks erliegen sollte. \\+Sehr wichtig ist Schiller der Begriff der [[Nemesis]] (der vergeltenden [[Rache]]). In seiner geschichtlichen Betrachtung greift er diesen Begriff auf: Der kaiserliche Urteilsspruch [in bezug auf seine Absetzung], der ihn für vogelfrei erklärte, hatte seine [[Wirkung]] nicht verfehlt, und die rächende Nemesis wollte, daß der Undankbare unter den Streichen des [[Undank|Undanks]] erliegen sollte. \\
 [[Prolepse]]? Kann Wallenstein der kaiserlichen Acht vorgreifen, indem er selbst vergilt, was er nicht vergelten darf, seinem Kaiser die Achtung? Hat Wallenstein Handlungsfreiheit, kann seine [[Zukunft]] gestalten, wie er es möchte? Schiller kehrt den Sachverhalt um. \\ [[Prolepse]]? Kann Wallenstein der kaiserlichen Acht vorgreifen, indem er selbst vergilt, was er nicht vergelten darf, seinem Kaiser die Achtung? Hat Wallenstein Handlungsfreiheit, kann seine [[Zukunft]] gestalten, wie er es möchte? Schiller kehrt den Sachverhalt um. \\
 Wallenstein: Des Menschen Taten und [[Gedanke]]n - wißt! -sind nicht wie Meeres blindbewegte Wellen. Die innre [[Welt]], sein Mikrokosmos, ist der tiefe Schacht, aus dem sie ewig guellen. Sie sind notwendig, wie des Baumes Frucht, sie kann der [[Zufall]] gaukelnd nicht verwandeln. Hab ich des Menschen Kern erst untersucht, so weiß ich auch sein Wollen und Handeln.\\ Wallenstein: Des Menschen Taten und [[Gedanke]]n - wißt! -sind nicht wie Meeres blindbewegte Wellen. Die innre [[Welt]], sein Mikrokosmos, ist der tiefe Schacht, aus dem sie ewig guellen. Sie sind notwendig, wie des Baumes Frucht, sie kann der [[Zufall]] gaukelnd nicht verwandeln. Hab ich des Menschen Kern erst untersucht, so weiß ich auch sein Wollen und Handeln.\\
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 Gedanken über die Mordtat Butlers und dessen Rechtfertigung sollen die Beschäftigung mit dem Schillerschen Text beschließen. Butler versucht sich zu rechtfertigen: Es denkt der Mensch die freie Tat zu tun, [[umsonst]]! Er ist das Spielwerk nur der blinden Gewalt, die aus der eignen [[Wahl]] [Grundsatzentscheidung und somit frei] ihm schnell die furchtbare Notwendigkeit erschafft. In dieser negativen1 Kantschen Grundsatzentscheidung ist kein Raum für [[Sittlichkeit]]. Butler sieht sich alleinig der Naturkausalität unterworfen, die Möglichkeit der Freiheit, mithin aus der Reihe der Bedingtheiten auszutreten, ist ihm undenkbar und dementsprechend unrealistisch. So sieht er nur, was notwendig geschehen muß. Daß Schiller Butler Kants Antinomie der reinen [[Vernunft]] dritter Teil so einseitig auslegen läßt, soll Butlers Grundsatzentscheidung nicht als falsch bewerten. Der Mensch hätte keine Freiheit, wenn man Butler nicht das Recht zuspräche, so zu handeln, wie er es tat.(Es geht hier im Moment lediglich um ein Denkmodell, nicht um eine praktische Relevanz.) Gedanken über die Mordtat Butlers und dessen Rechtfertigung sollen die Beschäftigung mit dem Schillerschen Text beschließen. Butler versucht sich zu rechtfertigen: Es denkt der Mensch die freie Tat zu tun, [[umsonst]]! Er ist das Spielwerk nur der blinden Gewalt, die aus der eignen [[Wahl]] [Grundsatzentscheidung und somit frei] ihm schnell die furchtbare Notwendigkeit erschafft. In dieser negativen1 Kantschen Grundsatzentscheidung ist kein Raum für [[Sittlichkeit]]. Butler sieht sich alleinig der Naturkausalität unterworfen, die Möglichkeit der Freiheit, mithin aus der Reihe der Bedingtheiten auszutreten, ist ihm undenkbar und dementsprechend unrealistisch. So sieht er nur, was notwendig geschehen muß. Daß Schiller Butler Kants Antinomie der reinen [[Vernunft]] dritter Teil so einseitig auslegen läßt, soll Butlers Grundsatzentscheidung nicht als falsch bewerten. Der Mensch hätte keine Freiheit, wenn man Butler nicht das Recht zuspräche, so zu handeln, wie er es tat.(Es geht hier im Moment lediglich um ein Denkmodell, nicht um eine praktische Relevanz.)
  
-Der Titelheld ist nicht der einfache entweder-oder Typ wie z.B. besagter Butler; er ist kein Hasardeur oder Möchtegern-Revoluzzer, zumindest nichts davon allein. Die Komplexität der Bestrebungen Wallensteins zwangen Schiller, ihn von vielen Positionen aus zu sehen und das zu finden, was [[Aristoteles]] gemeinhin als Mesotes, zu gut deutsch die goldene Mitte, bezeichnet hat.\\+Der Titelheld ist nicht der einfache Entweder-oder-[[Typ]] wie z.B. besagter Butler; er ist kein Hasardeur oder Möchtegern-Revoluzzer, zumindest nichts davon allein. Die Komplexität der Bestrebungen Wallensteins zwangen Schiller, ihn von vielen Positionen aus zu sehen und das zu finden, was [[Aristoteles]] gemeinhin als Mesotes, zu gut deutsch die goldene Mitte, bezeichnet hat.\\
 //Das Wallenstein-Drama handelt von der verzweifelten Kühnheit des provozierten einzelnen, zugleich von der objektiven Determiniertheit dieses einzelnen und der Schwierigkeit, solche Determiniertheit zu überwinden.// schreibt einer der führenden DDR-Germanisten, Eike Middell. \\ //Das Wallenstein-Drama handelt von der verzweifelten Kühnheit des provozierten einzelnen, zugleich von der objektiven Determiniertheit dieses einzelnen und der Schwierigkeit, solche Determiniertheit zu überwinden.// schreibt einer der führenden DDR-Germanisten, Eike Middell. \\
 __Kommentar__: Eben nicht. Wallenstein fühlte sich in seinem Handeln nicht durch [[Provokation]] bestätigt, im [[Gegenteil]], die Gräfin setzte ihn in Handlung. Seine [[Kühnheit]] wirkt so aufgesetzt. Die Determiniertheit des einzelnen sieht Wallenstein mit Schiller nicht in einem Objektiviertem, sondern in des Menschen Kern. Verzweifelt ist Wallenstein nie, da sein Glaube nicht zu erschüttern ist, kühn ist er nicht, weil initiierte Kühnheit diesen Begriff nicht verträgt und schwierig war für Schiller nicht das Aufzeigen einer Loslösung von Determiniertheit (das zeigte schon Jahre zuvor Kant), sondern die Charakterstudie dieses Mannes. Wallensteins Freiheitsdefinition gleicht Kants [[Vorstellung]] von dem einzigen Ort, an dem [[Metaphysik]] möglich sein könnte:\\ __Kommentar__: Eben nicht. Wallenstein fühlte sich in seinem Handeln nicht durch [[Provokation]] bestätigt, im [[Gegenteil]], die Gräfin setzte ihn in Handlung. Seine [[Kühnheit]] wirkt so aufgesetzt. Die Determiniertheit des einzelnen sieht Wallenstein mit Schiller nicht in einem Objektiviertem, sondern in des Menschen Kern. Verzweifelt ist Wallenstein nie, da sein Glaube nicht zu erschüttern ist, kühn ist er nicht, weil initiierte Kühnheit diesen Begriff nicht verträgt und schwierig war für Schiller nicht das Aufzeigen einer Loslösung von Determiniertheit (das zeigte schon Jahre zuvor Kant), sondern die Charakterstudie dieses Mannes. Wallensteins Freiheitsdefinition gleicht Kants [[Vorstellung]] von dem einzigen Ort, an dem [[Metaphysik]] möglich sein könnte:\\
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wallenstein.1673098440.txt.gz · Zuletzt geändert: 2023/01/07 14:34 von Robert-Christian Knorr