Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wedekind

WEDEKIND

Frank Wedekind

1864-1918
Dramatiker
- schrieb u.a. für den Tütensuppenfabrikanten Maggi Reklameverse
- aufsässig, auf Krawall aus, daher gern in München
- sein mehrmonatiger Festungsaufenthalt (wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses) brachte ihm mehr RUHM als Schaden → ließ sich gut vermarkten;

- Sexualapostel (Austermühl)
- benötigt SCHAUSPIELER mit schwülem, seltsamem, unheimlichem Reiz
- bald skurril, bald schwärmerisch grinsende, sehnsüchtige, immer verruchte, niemals banale münchnerische Behäbigkeit eines Satanisten → inkommodiert und erfüllt so Hauptzweck der KUNST → orientiert sich dabei an SCHILLER
- er entzieht uns das IDEAL, damit wir SEHNSUCHT danach entwickeln
- zeigt den Kot für die mit dem Laster liebäugelnden schöngeistigen Leser, die aufgeputzt und kokett sich danach sehnen
- WITZ und Tiefe am Gemeinen und Häßlichen ABER Ingrimm und Sehnsucht nach dem Schönen
- zu leidenschaftlich, um ein Spötter zu sein; zu frech, um ein Schwärmer zu sein; zu gleichgültig gegen die Kunst, um kein Artist zu sein: ein UNMENSCH, der sich danach sehnt, MENSCHLICH zu werden
- kämpft gegen die Scheinheiligkeit der bürgerlichen Doppelmoral
- rühmt sich als Entlaufener der KULTUR gemein zu sein, ABER: Führt Wedekind die Menschen nicht nur in peinliche Situationen, statt sie zu trösten oder zu beschwichtigen?
- lacht über die Behauptung, daß die Kultur der SINN der MENSCHHEIT sei, denn jede Kultur verwelke, wenn sie sich sicher weiß → Angriffe
- zeigt Menschen aus Distanz, so daß der ZUSCHAUER die vielen Punkte und Striche, die vielen Momente einer GESTALT sehen kann
- haßt die GEGENWART, weil er sich nach einer Tat der FREIHEIT und Freude sehnt
- die deutsche KRITIK ist in einiger Verlegenheit, was sie mit ihm anfangen soll
- VORWURF an die Boheme, daß sie in die GESELLSCHAFT wolle (BAHR)
- Tagesberühmtheit, wie sie nur auf Großstadtboden gedeiht
- nicht mehr als ein kunstloses Gemengsel aus einigen mehr närrischen als wahrhaft komischen Einfällen, sehr viel Plattheit, fast noch mehr Langeweile, nur einem geringen Ansatz zur Charakterzeichnung und sehr vielen Erinnerungen an STRINDBERG
- stellt gern die Tragik des Todes neben die lächerliche Erbärmlichkeit des Lebens(ENGEL)

Lehre resp. dramaturgisches Selbstverständnis

- die naturhaften Kräfte des Sexus in einer weitgehend von Tabus dominierten Gesellschaft in FORM des naturalistischen REALISMUS darstellen → Dramaturg Freuds
- fragte nach den Einflußfaktoren aufs menschliche HANDELN, das sich unterhalb der Schwelle wissenschaftlicher (empirischer) Erforschung abspielt → Lüftung des Mantels der geistigen Verklärung (Austermühl)
- will Einklang von SEELE und LEIB, doch ungebunden und hemmungslos wie das Tier → glaubt an den Passionsweg des Menschen

wedekind.txt · Zuletzt geändert: 2024/03/10 12:39 von Robert-Christian Knorr