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wehrpflicht

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wehrpflicht [2010/10/14 10:10] Robert-Christian Knorrwehrpflicht [2022/03/01 20:41] (aktuell) Robert-Christian Knorr
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 ====== WEHRPFLICHT ====== ====== WEHRPFLICHT ======
 +- ein legitimes Kind der [[Demokratie]] (Heuß)\\
 +- stählt die Jugend und verschafft ihr früh den [[Begriff]] der Zusammengehörigkeit mit dem großen [[Staat]] und bringt ihr die Lehre ins [[Bewußtsein]], daß [[Stand]] oder Vermögensverhältnisse gegenüber dem [[Dienst]] am Staat keine Rolle spielen, weil da alle gleich sind ([[Ree]])\\
 +- es gibt kein demokratischeres [[Prinzip]] als die [[allgemein#allgemeine]] Wehrpflicht ([[Vincke]])
 +
 +===== Gleichberechtigung heißt „Wehrpflicht für Frauen“ (Christin Hollfelder) =====
  
-ein [[Essay]] zum [[Thema]]: [[Gleichberechtigung]] heißt „Wehrpflicht für Frauen“ (Christin Hollfelder)\\ 
  
  
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-Schlage ich im Brockhaus das [[Wort]] „Gleichberechtigung“ nach, dann lese ich folgendes:\\+Schlage ich im Brockhaus das [[Wort]] „[[Gleichberechtigung]]“ nach, dann lese ich folgendes:\\
  
 „Grundsatz, daß [[Mann]] und [[Frau]] auf allen Lebensgebieten unter Beachtung der natürlichen Unterschiede gleiche Rechte und [[Pflicht#Pflichten]] haben sollen.“\\ „Grundsatz, daß [[Mann]] und [[Frau]] auf allen Lebensgebieten unter Beachtung der natürlichen Unterschiede gleiche Rechte und [[Pflicht#Pflichten]] haben sollen.“\\
  
-Dies besagen die Artikel 3 und 117 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland bereits seit 1958.\\ +Dies besagen die Artikel 3 und 117 des Grundgesetzes der BRD bereits seit 1958.\\ 
-Grundsätzlich sind [[Frau]]en und Männer vor dem [[Gesetz]] also gleich. Doch schon allein die [[Aussage]] „unter Beachtung der natürlichen Unterschiede“, hinterläßt Schlupflöcher. \\ +Grundsätzlich sind Frauen und Männer vor dem [[Gesetz]] also gleich. Doch schon allein die [[Aussage]] „unter Beachtung der natürlichen Unterschiede“, hinterläßt Schlupflöcher. \\ 
-Wer legt diese Unterschiede fest? Wer definiert sie? Und wer sagt mir, daß nicht jede Frau und jeder Mann ganz andere Veranlagungen haben? Der eine Mann ist eher wie eine Frau, und so manche Frau von eher männlicher Statur. \\+Wer legt diese Unterschiede fest? Wer definiert sie? Und wer sagt mir, daß nicht jede Frau und jeder Mann ganz andere Veranlagungen haben? Der eine Mann ist eher wie eine [[Frau]], und so manche Frau von eher männlicher Statur. \\
 Eins scheint jedoch sicher, in unserer [[Gesellschaft]] ist noch lange keine vollständige Gleichberechtigung gegenwärtig. Doch für welches Geschlecht dies eher von Vorteil, und für welches eher zum Nachteil ist, kommt immer auf den zu betrachtenden Sektor an. \\ Eins scheint jedoch sicher, in unserer [[Gesellschaft]] ist noch lange keine vollständige Gleichberechtigung gegenwärtig. Doch für welches Geschlecht dies eher von Vorteil, und für welches eher zum Nachteil ist, kommt immer auf den zu betrachtenden Sektor an. \\
-Als Wehrpflicht wird die Pflicht eines Staatsbürgers bezeichnet, für einen gewissen Zeitraum in der Armee oder einer anderen Wehrformation seines Landes zu dienen. \\+Als Wehrpflicht wird die [[Pflicht]] eines Staatsbürgers bezeichnet, für einen gewissen Zeitraum in der Armee oder einer anderen Wehrformation seines Landes zu dienen. \\
 Ob und für wen eine Wehrpflicht besteht, ist in verschiedenen Ländern unterschiedlich geregelt. Mit wenigen Ausnahmen erstreckt sich die Wehrpflicht nur auf die männliche Bevölkerung, dennoch wird häufig auch synonym von einer allgemeinen Wehrpflicht gesprochen.\\ Ob und für wen eine Wehrpflicht besteht, ist in verschiedenen Ländern unterschiedlich geregelt. Mit wenigen Ausnahmen erstreckt sich die Wehrpflicht nur auf die männliche Bevölkerung, dennoch wird häufig auch synonym von einer allgemeinen Wehrpflicht gesprochen.\\
  
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 Doch obwohl eine solche in Deutschland eine existiert, bezieht sich diese nur auf Männer. Zwar verstößt dies grundsätzlich gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz des Grundgesetzes, jedoch wurde vom Bundesverfassungsgericht entschieden, daß dies nicht zur Ungültigkeit der Wehrpflicht führe: der Gesetzgeber habe die „Männer-Wehrpflicht“ nachträglich in das Grundgesetz aufgenommen. Somit sei eine „lex specialis“ bezüglich der Wehrpflicht gegenüber der „lex generalis“ des Gleichbehandlungsgrundsatzes (Artikel 3 GG) geschaffen worden.\\ Doch obwohl eine solche in Deutschland eine existiert, bezieht sich diese nur auf Männer. Zwar verstößt dies grundsätzlich gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz des Grundgesetzes, jedoch wurde vom Bundesverfassungsgericht entschieden, daß dies nicht zur Ungültigkeit der Wehrpflicht führe: der Gesetzgeber habe die „Männer-Wehrpflicht“ nachträglich in das Grundgesetz aufgenommen. Somit sei eine „lex specialis“ bezüglich der Wehrpflicht gegenüber der „lex generalis“ des Gleichbehandlungsgrundsatzes (Artikel 3 GG) geschaffen worden.\\
 Die vom Gesetzgeber in Kauf genommene Diskriminierung von Männern durch die Wehrpflicht wirft allerdings nicht nur juristische, sondern auch gesellschaftliche Fragen auf. Je nach Stand der erreichten Gleichberechtigung ergeben sich entsprechende Akzeptanzprobleme und erhöhen damit zusätzlich die Anforderung an die [[Politik]], die Wehrpflicht ausreichend zu begründen. Verschärft wurde die Debatte dadurch, daß Frauen inzwischen einen freien und freiwilligen Zugang zur Bundeswehr mit all ihren beruflichen Möglichkeiten haben, wodurch die ursprüngliche Benachteiligung von Frauen zwar beseitigt, der diskriminierende [[Charakter]] der Wehrpflicht nur für Männer aber noch verstärkt wurde. Es werden schließlich eindeutig Unterschiede zwischen Mann und Frau gemacht, die laut Grundgesetz gar nicht existieren dürften.\\ Die vom Gesetzgeber in Kauf genommene Diskriminierung von Männern durch die Wehrpflicht wirft allerdings nicht nur juristische, sondern auch gesellschaftliche Fragen auf. Je nach Stand der erreichten Gleichberechtigung ergeben sich entsprechende Akzeptanzprobleme und erhöhen damit zusätzlich die Anforderung an die [[Politik]], die Wehrpflicht ausreichend zu begründen. Verschärft wurde die Debatte dadurch, daß Frauen inzwischen einen freien und freiwilligen Zugang zur Bundeswehr mit all ihren beruflichen Möglichkeiten haben, wodurch die ursprüngliche Benachteiligung von Frauen zwar beseitigt, der diskriminierende [[Charakter]] der Wehrpflicht nur für Männer aber noch verstärkt wurde. Es werden schließlich eindeutig Unterschiede zwischen Mann und Frau gemacht, die laut Grundgesetz gar nicht existieren dürften.\\
-Das [[Argument]], Frauen sollten aufgrund ihrer schwächeren Konstitution vor dem Kriegsdienst geschützt werden, funktioniert schon lange nicht mehr. Es wird schon allein durch die vielen bereits existierenden Soldatinnen widerlegt. Sogar an Kampfeinsätzen z.B. der US-Armee nehmen Frauen teil. Und deutsche Frauen sind keinesfalls schwächer als andere. Dies zeigen inzwischen Frauen, die freiwillig in der Bundeswehr Dienst mit der [[Waffe]] leisten. \\+Das [[Argument]], Frauen sollten aufgrund ihrer schwächeren [[Konstitution]] vor dem Kriegsdienst geschützt werden, funktioniert schon lange nicht mehr. Es wird schon allein durch die vielen bereits existierenden Soldatinnen widerlegt. Sogar an Kampfeinsätzen z.B. der US-Armee nehmen Frauen teil. Und deutsche Frauen sind keinesfalls schwächer als andere. Dies zeigen inzwischen Frauen, die freiwillig in der Bundeswehr Dienst mit der [[Waffe]] leisten. \\
 Ob jemand für den Wehrdienst/Kriegsdienst geeignet ist, ist nicht vom Geschlecht abhängig, sondern rein von der individuellen [[Tauglichkeit]]. Jeder müßte unabhängig vom Geschlecht der gleichen Tauglichkeitsprüfung unterworfen werden. Zudem können Frauen ebenso für den Militärdienst geeignet sein wie Männer. Für die Verdeutlichung dieses Umstandes treten nicht zuletzt Frauen wie Tanja Kreil ein, die vor dem Europäischen Gerichtshof geklagt hatte.\\ Ob jemand für den Wehrdienst/Kriegsdienst geeignet ist, ist nicht vom Geschlecht abhängig, sondern rein von der individuellen [[Tauglichkeit]]. Jeder müßte unabhängig vom Geschlecht der gleichen Tauglichkeitsprüfung unterworfen werden. Zudem können Frauen ebenso für den Militärdienst geeignet sein wie Männer. Für die Verdeutlichung dieses Umstandes treten nicht zuletzt Frauen wie Tanja Kreil ein, die vor dem Europäischen Gerichtshof geklagt hatte.\\
-Oft wird auch als Argument angeführt, Frauen „opferten“ einen ähnlichen Teil ihrer Lebenszeit beim Gebären und Aufziehen von Kindern und würden auch ansonsten den Hauptteil der sozialen Arbeiten, wie etwa bei der Pflege von [[Familie]]nangehörigen leisten. Dies war bei der Entstehung der Bundeswehr zweifellos so. Damals war der normale Lebensweg einer Frau mit Heiraten, und durch den damit verbundenen Sex mangels guter Verhütungsmittel automatisch mit Kinderkriegen verbunden. \\+Oft wird auch als Argument angeführt, Frauen „opferten“ einen ähnlichen Teil ihrer [[Lebenszeit]] beim Gebären und Aufziehen von Kindern und würden auch ansonsten den Hauptteil der sozialen Arbeiten, wie etwa bei der Pflege von [[Familie]]nangehörigen leisten. Dies war bei der Entstehung der Bundeswehr zweifellos so. Damals war der normale Lebensweg einer Frau mit Heiraten, und durch den damit verbundenen Sex mangels guter Verhütungsmittel automatisch mit Kinderkriegen verbunden. \\
 Inzwischen ist das Kinderkriegen durch eine breite Palette guter Verhütungsmittel zu einer freiwilligen [[Leistung]] geworden, die von immer mehr Frauen „verweigert“ wird. Dieses Argument würde nur noch gelten, wenn man bei Frauen statt einer Wehrpflicht eine Art Zwangsschwängerung im Alter von 18 Jahren vornehmen würde. \\ Inzwischen ist das Kinderkriegen durch eine breite Palette guter Verhütungsmittel zu einer freiwilligen [[Leistung]] geworden, die von immer mehr Frauen „verweigert“ wird. Dieses Argument würde nur noch gelten, wenn man bei Frauen statt einer Wehrpflicht eine Art Zwangsschwängerung im Alter von 18 Jahren vornehmen würde. \\
 Von Gegnern einer Ausweitung der Wehrpflicht auch Frauen wird befürchtet, daß es dann noch weniger Nachwuchs in Deutschland geben könnte. Allerdings ist die Geburtenrate in Israel, wo die Wehrpflicht für beide Geschlechter gilt, höher als die in Deutschland. Doch wohlmöglich hängt dies eher mit dem Entwicklungsstandes des Landes zusammen. \\ Von Gegnern einer Ausweitung der Wehrpflicht auch Frauen wird befürchtet, daß es dann noch weniger Nachwuchs in Deutschland geben könnte. Allerdings ist die Geburtenrate in Israel, wo die Wehrpflicht für beide Geschlechter gilt, höher als die in Deutschland. Doch wohlmöglich hängt dies eher mit dem Entwicklungsstandes des Landes zusammen. \\
-Ein weiteres Gegenargument scheint mir die noch immer anhaltende Benachteilung der Frauen zu sein. Doch auch wenn das tatsächlich der Fall ist, wäre es [[notwendig]], diese Benachteiligungen abzubauen, statt in Rachemanier eine Benachteiligung des anderen Geschlechts aufrecht zu erhalten. Grundsätzlich kann sich heutzutage niemand mehr erlauben, eine Frau nur deshalb zu benachteiligen, weil sie eine Frau ist. Diese Frau kann dann nämlich ohne weiteres mit Hilfe von Gleichstellungsbeauftragten oder gar Gerichten ihre Gleichberechtigung oder eine Entschädigung durchsetzen, und darüber hinaus den Tätern durch Anprangern Schaden zufügen. Wehrt sie sich nicht, so befindet sie sich in derselben [[Situation]] wie die Männer, die ihre Rechte nicht wahrnehmen. Eine Benachteiligung auf Grund von eigener Nachgiebigkeit ist nicht geschlechtsspezifisch, ist also keine Benachteiligung "der Frauen". \\+Ein weiteres Gegenargument scheint mir die noch immer anhaltende Benachteilung der Frauen zu sein. Doch auch wenn das tatsächlich der Fall ist, wäre es [[notwendig]], diese Benachteiligungen abzubauen, statt in Rachemanier eine Benachteiligung des anderen Geschlechts aufrecht zu erhalten. Grundsätzlich kann sich heutzutage niemand mehr erlauben, eine Frau nur deshalb zu benachteiligen, weil sie eine Frau ist. Diese Frau kann dann nämlich ohne weiteres mit Hilfe von Gleichstellungsbeauftragten oder gar Gerichten ihre Gleichberechtigung oder eine Entschädigung durchsetzen, und darüber hinaus den Tätern durch Anprangern Schaden zufügen. Wehrt sie sich nicht, so befindet sie sich in derselben [[Situation]] wie die Männer, die ihre Rechte nicht wahrnehmen. Eine Benachteiligung auf Grund von eigener [[Nachgiebigkeit]] ist nicht geschlechtsspezifisch, ist also keine Benachteiligung "der Frauen". \\
 Eine Benachteiligung "der Frauen" gibt es heute nicht mehr, sondern nur noch Frauen, die ihre Rechte und Chancen nicht wahrnehmen oder nicht die gleiche Leistung bringen, und dann über ihre angebliche "Benachteiligung" jammern. Frauen haben also wirklich alle Möglichkeiten ABER: Oftmals müssen sie zu sehr dafür kämpfen. Sicher könnte man den „Nicht-Kämpferinnen“ [[Faulheit]] vorwerfen.  Doch warum sollen Frauen sich alles erkämpfen, wofür Männer nicht einmal [[aufstehen]] müssen? \\ Eine Benachteiligung "der Frauen" gibt es heute nicht mehr, sondern nur noch Frauen, die ihre Rechte und Chancen nicht wahrnehmen oder nicht die gleiche Leistung bringen, und dann über ihre angebliche "Benachteiligung" jammern. Frauen haben also wirklich alle Möglichkeiten ABER: Oftmals müssen sie zu sehr dafür kämpfen. Sicher könnte man den „Nicht-Kämpferinnen“ [[Faulheit]] vorwerfen.  Doch warum sollen Frauen sich alles erkämpfen, wofür Männer nicht einmal [[aufstehen]] müssen? \\
 Und: Frauen dürfen zwar nicht auf Grund ihres Geschlechts benachteiligt werden, doch in jedem Lebenslauf lässt sich etwas [[Negatives]] finden, daß zum Beispiel eine geringere Bezahlung rechtfertigen könnte. Bei Männern wird dann einfach nicht so sehr dannach gesucht. Es findet sich immer ein Weg.\\ Und: Frauen dürfen zwar nicht auf Grund ihres Geschlechts benachteiligt werden, doch in jedem Lebenslauf lässt sich etwas [[Negatives]] finden, daß zum Beispiel eine geringere Bezahlung rechtfertigen könnte. Bei Männern wird dann einfach nicht so sehr dannach gesucht. Es findet sich immer ein Weg.\\
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 Die erste Möglichkeit ist also der Zivildienst, der zweite Weg ist führt jedoch über die Untauglichkeitserklärung. Die erste Möglichkeit ist also der Zivildienst, der zweite Weg ist führt jedoch über die Untauglichkeitserklärung.
   * Zivildienst    * Zivildienst 
- Der Zivildienst ist die häufigste Form des Wehrersatzdienstes. Der Zivildienstleistende lehnt aus Gewissensgründen den Kriegsdienst mit der Waffe ab und leistet statt dessen zur Erfüllung seiner Wehrpflicht den Zivildienst. Dieser umfasst meist Tätigkeiten im sozialen Umfeld, wie etwa in Krankenhäusern, Altenheimen, im Rettungs- und Krankentransport oder in der Behindertenbetreuung. Seltener werden Zivildienstleistende Organisationen im Bereich des Umweltschutzes, der [[Landwirtschaft]] oder der [[Verwaltung]] zugewiesen. Das Grundgesetz schreibt in Artikel 12a (2) vor: "Die Dauer des Ersatzdienstes darf die Dauer des Wehrdienstes nicht übersteigen." Es herrscht hierbei aber „Interpretationsspielraum“. Meist wurde der längere Zivildienst dadurch erklärt, daß ehemalige Wehrdienstleistende zu Wehrübungen herangezogen werden könnten, weshalb der Zivildienstleistende zum Ausgleich einen längeren Dienst ableisten müsse. Daher war der Zivildienst die meiste Zeit seit seinem Bestehen länger als der Wehrdienst.+ Der Zivildienst ist die häufigste Form des Wehrersatzdienstes. Der Zivildienstleistende lehnt aus Gewissensgründen den Kriegsdienst mit der Waffe ab und leistet statt dessen zur Erfüllung seiner Wehrpflicht den Zivildienst. Dieser umfasst meist Tätigkeiten im sozialen Umfeld, wie etwa in Krankenhäusern, Altenheimen, im Rettungs- und Krankentransport oder in der Behindertenbetreuung. Seltener werden Zivildienstleistende Organisationen im Bereich des Umweltschutzes, der [[Landwirtschaft]] oder der [[Verwaltung]] zugewiesen. Das Grundgesetz schreibt in Artikel 12a (2) vor: "Die Dauer des Ersatzdienstes darf die Dauer des Wehrdienstes nicht übersteigen." Es herrscht hierbei aber „Interpretationsspielraum“. Meist wurde der längere Zivildienst dadurch erklärt, daß ehemalige Wehrdienstleistende zu Wehrübungen herangezogen werden könnten, weshalb der Zivildienstleistende zum [[Ausgleich]] einen längeren Dienst ableisten müsse. Daher war der Zivildienst die meiste Zeit seit seinem Bestehen länger als der Wehrdienst.
  
   * Untauglichkeit ( T5 - nicht wehrdienstfähig)   * Untauglichkeit ( T5 - nicht wehrdienstfähig)
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 Kostenargumente werden sowohl von Befürworter als auch von Gegnern der allgemeinen Wehrpflicht genannt. So wird argumentiert, daß die Wehrpflicht die billigere und effizientere Variante gegenüber einer Berufsarmee ist. Die Wehrpflicht erleichtere es, Zeit- und Berufssoldaten zu rekrutieren. Vor allem deswegen, weil enorme Finanzmittel für Rekrutierungsmaßnahmen aufgewendet werden müßten. Eine solche Sichtweise wird auch von den Wehrpflichtgegnern nicht bestritten. Allerdings wird von Ihnen herausgestellt, daß dies eine rein betriebswirtschaftliche Sichtweise ist, während die meisten wissenschaftlichen Studien zum Kostenvergleich der verschiedenen Armeeformen volkswirtschaftlich argumentieren. Einer Studie zur ökonomischen Effizienz der Wehrpflicht zufolge, die am Institut für Streitkräftemanagement der Bundeswehruniversität München entstand, wäre eine Freiwilligenarmee bei gleicher Leistungsfähigkeit um etwa fünfzig Prozent effizienter als die heutige Wehrpflichtarmee.\\ Kostenargumente werden sowohl von Befürworter als auch von Gegnern der allgemeinen Wehrpflicht genannt. So wird argumentiert, daß die Wehrpflicht die billigere und effizientere Variante gegenüber einer Berufsarmee ist. Die Wehrpflicht erleichtere es, Zeit- und Berufssoldaten zu rekrutieren. Vor allem deswegen, weil enorme Finanzmittel für Rekrutierungsmaßnahmen aufgewendet werden müßten. Eine solche Sichtweise wird auch von den Wehrpflichtgegnern nicht bestritten. Allerdings wird von Ihnen herausgestellt, daß dies eine rein betriebswirtschaftliche Sichtweise ist, während die meisten wissenschaftlichen Studien zum Kostenvergleich der verschiedenen Armeeformen volkswirtschaftlich argumentieren. Einer Studie zur ökonomischen Effizienz der Wehrpflicht zufolge, die am Institut für Streitkräftemanagement der Bundeswehruniversität München entstand, wäre eine Freiwilligenarmee bei gleicher Leistungsfähigkeit um etwa fünfzig Prozent effizienter als die heutige Wehrpflichtarmee.\\
-Die volkswirtschaftlichen Kosten einer Wehrpflichtarmee liegen unter anderem auch darin, daß die Wehrpflicht zum Verlust mindestens eines Jahresgehaltes der betroffenen jungen Männer führt. Verbunden ist damit ein entsprechender Ausfall an Kaufkraft, [[Steuern]] und Sozialabgaben. Verloren geht zudem nicht das niedrige erste Jahresgehalt, welches verspätet nachgeholt wird, sondern das erheblich höhere letzte Jahresgehalt.\\ +Die volkswirtschaftlichen Kosten einer Wehrpflichtarmee liegen unter anderem auch darin, daß die Wehrpflicht zum [[Verlust]] mindestens eines Jahresgehaltes der betroffenen jungen Männer führt. Verbunden ist damit ein entsprechender Ausfall an Kaufkraft, [[Steuern]] und Sozialabgaben. Verloren geht zudem nicht das niedrige erste Jahresgehalt, welches verspätet nachgeholt wird, sondern das erheblich höhere letzte Jahresgehalt.\\ 
-Im Gegenzug könnte eingewandt werden, daß die Männer im Wehrdienst Fähigkeiten erlangt hätten, die ihnen im späteren Beruf Vorteile brächten. Dies wurde bei den Berechnungen außer Acht gelassen. Allerdings zeigen Umfragen, daß zumindest in Deutschland es in den allermeisten Berufen und Firmen keinerlei Bevorzugung von ehemaligen Wehrdienstleistenden beziehungsweise Zivildienstleistenden gibt.\\+Im Gegenzug könnte eingewandt werden, daß die Männer im Wehrdienst Fähigkeiten erlangt hätten, die ihnen im späteren [[Beruf]] Vorteile brächten. Dies wurde bei den Berechnungen außer Acht gelassen. Allerdings zeigen Umfragen, daß zumindest in Deutschland es in den allermeisten Berufen und Firmen keinerlei Bevorzugung von ehemaligen Wehrdienstleistenden beziehungsweise Zivildienstleistenden gibt.\\
 Gemäß dieser beiden Sichtweisen kann es durchaus sein, daß eine Berufsarmee den Verteidigungsetat stärker belastet, aber zugleich die gesamte Volkswirtschaft entlastet wird. Bei einer Wehrpflichtarmee wird der niedrigere Verteidigungsetat gewissermaßen auf Kosten der Wehrpflichtigen erkauft. Bei einer Berufsarmee würden die Kosten von allen Steuerzahlern gemeinsam getragen.\\ Gemäß dieser beiden Sichtweisen kann es durchaus sein, daß eine Berufsarmee den Verteidigungsetat stärker belastet, aber zugleich die gesamte Volkswirtschaft entlastet wird. Bei einer Wehrpflichtarmee wird der niedrigere Verteidigungsetat gewissermaßen auf Kosten der Wehrpflichtigen erkauft. Bei einer Berufsarmee würden die Kosten von allen Steuerzahlern gemeinsam getragen.\\
  
   * Ethische, gesellschaftliche und bundeswehrinterne Argumente   * Ethische, gesellschaftliche und bundeswehrinterne Argumente
    
-Ethische Argumente für die Wehrpflicht findet man unter anderem in Immanuel [[Kant#Kants]] "Zum ewigen Frieden": Hier argumentierte der [[Philosoph]], stehende Heere (also Berufsarmeen) würden nur zu Wettrüsten und in weiterer Folge zu [[Krieg]]en führen. Im Gegensatz dazu stehe der defensive Charakter der Wehrpflichtigenarmee. Kant sieht es sogar als ethische Pflicht an, Berufsheere durch freiwillige periodische Wehrübungen der Staatsbürger zu ersetzen. \\+Argumente für die Wehrpflicht finden sich unter anderem in [[Kant#Kants|Zum ewigen Frieden]]: Hier argumentierte der [[Philosoph]], stehende Heere (also Berufsarmeen) würden nur zu Wettrüsten und in weiterer Folge zu [[Krieg]]en führen. Im Gegensatz dazu stehe der defensive Charakter der Wehrpflichtigenarmee. Kant sieht es sogar als ethische Pflicht an, Berufsheere durch freiwillige periodische Wehrübungen der Staatsbürger zu ersetzen. \\
 Die [[Erfahrung]]en mit den beiden Weltkriegen und den Kriegen danach zeigen allerdings, daß Wehrpflichtarmee diese weder verhindern noch in irgendeiner Form das Wettrüsten behindert haben. In Abwandlung der Vorstellungen von Kant, wird daher argumentiert, daß Wehrpflichtarmeen in demokratischen Gesellschaften zu einer höheren [[Verantwortung]] der Regierungen den Soldaten gegenüber führt und das Für und Wider eines Auslandseinsätze verantwortungsgewußter entschieden wird.\\ Die [[Erfahrung]]en mit den beiden Weltkriegen und den Kriegen danach zeigen allerdings, daß Wehrpflichtarmee diese weder verhindern noch in irgendeiner Form das Wettrüsten behindert haben. In Abwandlung der Vorstellungen von Kant, wird daher argumentiert, daß Wehrpflichtarmeen in demokratischen Gesellschaften zu einer höheren [[Verantwortung]] der Regierungen den Soldaten gegenüber führt und das Für und Wider eines Auslandseinsätze verantwortungsgewußter entschieden wird.\\
  
-Befürworter der Wehrpflicht warnen immer wieder vor den Erfahrungen in der Weimarer Republik, in der die Reichswehr als Berufsarmee zum „Staat im Staate“ wurde. Diese [[Lehre]] hat die Entscheidung der Bundesrepublik für eine auf der Wehrpflicht beruhende Wehrverfassung zwar maßgeblich beeinflußt und hatte zu jener Zeit auch ihre Berechtigung. Aber sie sollte Anfang des 21. Jahrhunderts nicht mehr die [[Zukunft]] der Bundeswehr bestimmen. \\+Befürworter der Wehrpflicht warnen immer wieder vor den Erfahrungen in der [[Republik#Weimarer Republik]], in der die Reichswehr als Berufsarmee zum „Staat im Staate“ wurde. Diese [[Lehre]] hat die [[Entscheidung]] der Bundesrepublik für eine auf der Wehrpflicht beruhende Wehrverfassung zwar maßgeblich beeinflußt und hatte zu jener Zeit auch ihre Berechtigung. Aber sie sollte Anfang des 21. Jahrhunderts nicht mehr die [[Zukunft]] der Bundeswehr bestimmen. \\
 Die Bundeswehr besteht schon längst und mit steigender [[Tendenz]] zum weitaus größten Teil aus professionellen Soldaten. Soweit sie Zeitsoldaten sind, haben sie sich für einen mehr oder weniger langen Lebensabschnitt „beim Bund“ entschieden, leisten ihre Arbeit dort auch selbst- und verantwortungsbewußt, aber viele denken mit demselben Ernst über ihre zivile Anschlußtätigkeit nach.\\ Die Bundeswehr besteht schon längst und mit steigender [[Tendenz]] zum weitaus größten Teil aus professionellen Soldaten. Soweit sie Zeitsoldaten sind, haben sie sich für einen mehr oder weniger langen Lebensabschnitt „beim Bund“ entschieden, leisten ihre Arbeit dort auch selbst- und verantwortungsbewußt, aber viele denken mit demselben Ernst über ihre zivile Anschlußtätigkeit nach.\\
 Schließlich haben einige andere große demokratische Staaten wie die [[USA]] und [[Britannien]] schon lange, und seit den 1990er Jahren selbst Frankreich auf die Wehrpflicht verzichtet, ohne daß irgend jemand ernsthafte [[Sorge]]n um deren demokratischen Grundbestand hätte. Und außerdem ist die Bundesrepublik mit ihrer fest verankerten [[Demokratie]] und demokratischen Einbindung der Streitkräfte nicht mit der Weimarer Republik gleichsetzbar.\\ Schließlich haben einige andere große demokratische Staaten wie die [[USA]] und [[Britannien]] schon lange, und seit den 1990er Jahren selbst Frankreich auf die Wehrpflicht verzichtet, ohne daß irgend jemand ernsthafte [[Sorge]]n um deren demokratischen Grundbestand hätte. Und außerdem ist die Bundesrepublik mit ihrer fest verankerten [[Demokratie]] und demokratischen Einbindung der Streitkräfte nicht mit der Weimarer Republik gleichsetzbar.\\
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   * Emotionale und weltanschauliche Gründe   * Emotionale und weltanschauliche Gründe
    
-Die Beibehaltung der Wehrpflicht in Deutschland hat zu einem nicht zu unterschätzenden Teil auch emotionale und weltanschauliche Gründe. So gilt das Militär für viele als „Sinnbild des wehrhaften Geschlechts“ und „Schule der [[Nation]]“. Die Ursprünge dieser Einschätzung liegen darin, daß mit der allgemeinen Wehrpflicht der Bürgerstatus verknüpft wurde. Staatsbürgerschaft und Landesverteidigung galten als zwei Seiten einer Medaille. Entsprechend wurde der Ausschluß von Frauen aus politischen Rechten auch mit ihrer vermeintlichen Nichtwaffenfähigkeit begründet. Die Verknüpfung der Wehrhaftigkeit mit Männlichkeit hat eine symbolische und ideologische [[Funktion]] und entsprach durchaus der damaligen Vorstellung über die Geschlechterrollen. Interessant ist dabei auch, daß umgekehrt die prinzipielle Eignung von Männern für Kampf und Waffendienst nie in Frage gestellt wurde. Lediglich eine Nichteignung aus pazifistischen Motiven wurde mit der Zeit anerkannt.+Die Beibehaltung der Wehrpflicht in Deutschland hat zu einem nicht zu unterschätzenden Teil auch emotionale und weltanschauliche Gründe. So gilt das Militär für viele als „Sinnbild des wehrhaften Geschlechts“ und „Schule der [[Nation]]“. Die Ursprünge dieser Einschätzung liegen darin, daß mit der allgemeinen Wehrpflicht der Bürgerstatus verknüpft wurde. [[Staatsbürgerschaft]] und Landesverteidigung galten als zwei Seiten einer Medaille. Entsprechend wurde der Ausschluß von Frauen aus politischen Rechten auch mit ihrer vermeintlichen Nichtwaffenfähigkeit begründet. Die Verknüpfung der Wehrhaftigkeit mit Männlichkeit hat eine symbolische und ideologische [[Funktion]] und entsprach durchaus der damaligen Vorstellung über die Geschlechterrollen. Interessant ist dabei auch, daß umgekehrt die prinzipielle Eignung von Männern für Kampf und Waffendienst nie in Frage gestellt wurde. Lediglich eine Nichteignung aus pazifistischen Motiven wurde mit der Zeit anerkannt.
 Uta Klein sagt außerdem, daß Männer durch den Wehrdienst von den Frauen getrennt werden und erst  in diesem Männerbund aus Jungs Männer werden würden. Diese Vorstellung ist durchaus noch sehr real und um so stärker verankert, je konservativer und patriarchalischer eine Gesellschaft ist.  Uta Klein sagt außerdem, daß Männer durch den Wehrdienst von den Frauen getrennt werden und erst  in diesem Männerbund aus Jungs Männer werden würden. Diese Vorstellung ist durchaus noch sehr real und um so stärker verankert, je konservativer und patriarchalischer eine Gesellschaft ist. 
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wehrpflicht.1287043840.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 14:44 (Externe Bearbeitung)