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weltbild

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weltbild [2018/10/05 12:29] Robert-Christian Knorrweltbild [2023/10/22 19:46] – [babylonisches Weltbild] Robert-Christian Knorr
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   * dualistisches   * dualistisches
 - Antithese von [[gut]] und [[böse]], hell und dunkel, göttlich und teuflisch, kommunistisch und kapitalistisch - Antithese von [[gut]] und [[böse]], hell und dunkel, göttlich und teuflisch, kommunistisch und kapitalistisch
 +
 +===== animistisches Weltbild =====
 +- trennt die Welt in zwei Sphären, eine sichtbare und eine geistige, wobei beide Welten miteinander verbunden sind, was durch den Medizinmann, nicht den Priester, etc. vergegenwärtigt werden kann\\
 +- die [[Natur]] wird von Geistern bewohnt, belebt und beherrscht\\
 +- [[Erscheinung]] und [[Bedeutung]] treten auseinander, was bedeutet, daß das, was es scheint, nicht das sein muß, was es bedeutet\\
 +- die Welt füllt sich mit [[Dämon#Dämonen]], die schwer zu beherrschen sind → hierdurch gewinnt der [[Ritus]] an zunehmender Bedeutung
  
 ===== babylonisches Weltbild ===== ===== babylonisches Weltbild =====
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 - unterhalb des Ozeans liegt die Unterwelt mit dem Palast des Totenreiches, der von sieben Mauern beschützt wird\\ - unterhalb des Ozeans liegt die Unterwelt mit dem Palast des Totenreiches, der von sieben Mauern beschützt wird\\
 - der irdische Ozean wird vom Damm des Himmels begrenzt, auf dem jeweils der Berg des Sonnenaufgangs bzw. -untergangs steht - der irdische Ozean wird vom Damm des Himmels begrenzt, auf dem jeweils der Berg des Sonnenaufgangs bzw. -untergangs steht
 +{{ :weltbild.jpg?400|}}
  
-<html>  
-<img src = "http://www.vonwolkenstein.de/images/weltbild.jpg" alt = "babylonisches Weltbild" width="470" height="480" border="4" align="right" style="margin-left:5mm"></html> 
 [[Gilgamesch]] (2652-2602 v.Chr.) war [[König]] der [[Sumer#Sumerer]]-Stadt Uruk.  Nach ihm wurde das Gilgamesch-Epos benannt, ein auf babylonischen Tontafeln in sumerischer Keilschrift überlieferter literarischer Text.  [[Schrift#Keilschrift]] entstand um 3000 v.Chr. als reine Bilderschrift aus einer [[Not]] heraus. Die Priester konnten sich nicht mehr alles im Kopf behalten, was ihnen an Opfergaben gebracht wurde, und begannen darum, diese Dinge auf Tontäfelchen abzubilden.  Aus einer reinen Bilderschrift mit 2000 Figuren wurde bald eine Silbenschrift aus 600 [[Zeichen]], die mit einem dreikantigen Schilfgriffel in den weichen Ton eingedrückt wurden.  Neben Aufzeichnungen zum Wirtschaftlichen gab es Bedarf an literarischen Texten, der berühmteste ist das Gilgamesch-Epos, das erste überlieferte literarische Werk der Weltgeschichte.  \\ [[Gilgamesch]] (2652-2602 v.Chr.) war [[König]] der [[Sumer#Sumerer]]-Stadt Uruk.  Nach ihm wurde das Gilgamesch-Epos benannt, ein auf babylonischen Tontafeln in sumerischer Keilschrift überlieferter literarischer Text.  [[Schrift#Keilschrift]] entstand um 3000 v.Chr. als reine Bilderschrift aus einer [[Not]] heraus. Die Priester konnten sich nicht mehr alles im Kopf behalten, was ihnen an Opfergaben gebracht wurde, und begannen darum, diese Dinge auf Tontäfelchen abzubilden.  Aus einer reinen Bilderschrift mit 2000 Figuren wurde bald eine Silbenschrift aus 600 [[Zeichen]], die mit einem dreikantigen Schilfgriffel in den weichen Ton eingedrückt wurden.  Neben Aufzeichnungen zum Wirtschaftlichen gab es Bedarf an literarischen Texten, der berühmteste ist das Gilgamesch-Epos, das erste überlieferte literarische Werk der Weltgeschichte.  \\
 Das Epos schildert die Sintflut, erzählt vom Kampf des Helden Gilgamesch gegen den Himmelsstier, gegen den Riesen Chumbaba, sowie der Suche nach der [[Unsterblichkeit]].  Gilgameschs [[Freund]] Enkidu wird auf der dritten Tafel des [[Epos]] von einem Sonnengott entführt, der auf einer Wolke aus Staub und Gebrüll daherkam.  Enkidu schildert, wie er beim Flug in den [[Himmel]] Bleischwere auf seinem Körper spürte.  Es finden sich ebenfalls Beschreibungen, die auch von heutigen Kosmonauten stammen könnten.  Demnach sah Enkidu das Land wie einen Garten und das Meer wie einen Tümpel.  Enkidu soll später am Hauch des Himmelsstieres verstorben sein.\\ Das Epos schildert die Sintflut, erzählt vom Kampf des Helden Gilgamesch gegen den Himmelsstier, gegen den Riesen Chumbaba, sowie der Suche nach der [[Unsterblichkeit]].  Gilgameschs [[Freund]] Enkidu wird auf der dritten Tafel des [[Epos]] von einem Sonnengott entführt, der auf einer Wolke aus Staub und Gebrüll daherkam.  Enkidu schildert, wie er beim Flug in den [[Himmel]] Bleischwere auf seinem Körper spürte.  Es finden sich ebenfalls Beschreibungen, die auch von heutigen Kosmonauten stammen könnten.  Demnach sah Enkidu das Land wie einen Garten und das Meer wie einen Tümpel.  Enkidu soll später am Hauch des Himmelsstieres verstorben sein.\\
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 Es besteht kein [[Zweifel]] daran, daß der Schwerpunkt des ägyptischen Bauens auf den Tod bezogen blieb.  Doch waren die Pyramiden keineswegs als Grabmäler im Sinne eines prachtvollen Mausoleums gedacht, wie etwa der Taj Mahal des Shal Jahan für seine Frau in Agra in Indien zur persönlichen Gedächtnisstätte diente: der Leichnam des Fürsten, diente vielmehr zur Illustration der geometrischen [[Ordnung]].  Die Cheopspyramide wurde nicht zur [[Erinnerung]] an die Person des Cheops gebaut, sondern sein Leichnam nahm nach dem Tod die geometrische Mitte des Bauwerks ein, zum Zeichen, daß es ihm gelungen war, das entsprechende Bewußtsein und damit Unsterblichkeit zu erreichen.\\ Es besteht kein [[Zweifel]] daran, daß der Schwerpunkt des ägyptischen Bauens auf den Tod bezogen blieb.  Doch waren die Pyramiden keineswegs als Grabmäler im Sinne eines prachtvollen Mausoleums gedacht, wie etwa der Taj Mahal des Shal Jahan für seine Frau in Agra in Indien zur persönlichen Gedächtnisstätte diente: der Leichnam des Fürsten, diente vielmehr zur Illustration der geometrischen [[Ordnung]].  Die Cheopspyramide wurde nicht zur [[Erinnerung]] an die Person des Cheops gebaut, sondern sein Leichnam nahm nach dem Tod die geometrische Mitte des Bauwerks ein, zum Zeichen, daß es ihm gelungen war, das entsprechende Bewußtsein und damit Unsterblichkeit zu erreichen.\\
 Den Schlüssel zu dieser Mentalität bildet das platonische Zitat, daß Arithmetik der Erkenntnis der [[Natur]] diene, die Geometrie dagegen der Erkenntnis der Sittlichkeit.  Beide bilden den Baugrund der Seele.  Das Anliegen der Menschheitsjugend war keineswegs eine rationale Einteilung der Wirtschaftsgüter im Staat, sondern die Sehnsucht nach Befreiung aus der Übermächtigkeit der todgeweihten Triebhaftigkeit; also der bewußte Bau eines Tempels.  Am Ende der Krebszeit, mit dem Wasser als Mythosträger, war dies die Arche Noah; in der Zwillingszeit die Abenteuerreise und die [[Erkenntnis]] der [[Raum]]-Zeit-Struktur.  Im Erdzeichen Stier verkörperte sich der Weg des Zeitalters im konkreten Städtebau in [[Stein]], um die Strukturen selbst dreidimensional erlebbar zu machen, damit sich das [[Bewußtsein]] ihnen einordnen kann; denn nur über die geometrische Form gelingt es dem Menschen, die Vorstellung zu ordnen und aus seinem stromhaften [[Unbewußt#Unbewußten]] auf einen festen [[Grund]] als Baugrund der [[Seele]] überzuwechseln.\\   Den Schlüssel zu dieser Mentalität bildet das platonische Zitat, daß Arithmetik der Erkenntnis der [[Natur]] diene, die Geometrie dagegen der Erkenntnis der Sittlichkeit.  Beide bilden den Baugrund der Seele.  Das Anliegen der Menschheitsjugend war keineswegs eine rationale Einteilung der Wirtschaftsgüter im Staat, sondern die Sehnsucht nach Befreiung aus der Übermächtigkeit der todgeweihten Triebhaftigkeit; also der bewußte Bau eines Tempels.  Am Ende der Krebszeit, mit dem Wasser als Mythosträger, war dies die Arche Noah; in der Zwillingszeit die Abenteuerreise und die [[Erkenntnis]] der [[Raum]]-Zeit-Struktur.  Im Erdzeichen Stier verkörperte sich der Weg des Zeitalters im konkreten Städtebau in [[Stein]], um die Strukturen selbst dreidimensional erlebbar zu machen, damit sich das [[Bewußtsein]] ihnen einordnen kann; denn nur über die geometrische Form gelingt es dem Menschen, die Vorstellung zu ordnen und aus seinem stromhaften [[Unbewußt#Unbewußten]] auf einen festen [[Grund]] als Baugrund der [[Seele]] überzuwechseln.\\  
-Die Ägypter bezeichneten die beiden Sphären der Unterwelt und der Himmelswelt als zwei Seelen: gelingt es der höheren [[Seele]], dem Ka, die untere anzujochen, dann kann ihr der Übergang gelingen.  So sind die Baudenkmäler Ägyptens mathematische Kompendien; viele Erkenntnisse, so die [[Zahl]] Pi, die genaue Entfernung der Erde zur Sonne und das exakte Maß der Präzession des Frühlingspunktes fanden in ihnen Verwendung.  Das Leben der Menschen auf der Erde war dem Erleben des nachtodlichen Weges geweiht, der Befreiung des Ka aus den Verstrickungen der niederen Seele.  Alle ägyptische [[Wissenschaft]], so die Verwandlung von Stoffen als Beginn der [[Chemie]], war aus dieser Zielsetzung heraus begründet worden, wie sich ja auch noch bis in die [[Renaissance]] die [[Alchimie]] auf die ägyptische Tradition berufen sollte.\\+Die [[Ägypter]] bezeichneten die beiden Sphären der Unterwelt und der Himmelswelt als zwei Seelen: gelingt es der höheren [[Seele]], dem Ka, die untere anzujochen, dann kann ihr der Übergang gelingen.  So sind die Baudenkmäler Ägyptens mathematische Kompendien; viele Erkenntnisse, so die [[Zahl]] Pi, die genaue Entfernung der Erde zur Sonne und das exakte Maß der [[Präzession]] des Frühlingspunktes fanden in ihnen Verwendung.  Das Leben der Menschen auf der Erde war dem Erleben des nachtodlichen Weges geweiht, der Befreiung des Ka aus den Verstrickungen der niederen Seele.  Alle ägyptische [[Wissenschaft]], so die Verwandlung von Stoffen als Beginn der [[Chemie]], war aus dieser Zielsetzung heraus begründet worden, wie sich ja auch noch bis in die [[Renaissance]] die [[Alchimie]] auf die ägyptische Tradition berufen sollte.\\
 Die wesentliche Entdeckung der Stierzeit – sowohl in Ägypten als auch in Babylon – war die [[Erfindung]] der [[Schrift]].  Dank dieser wurde es möglich, das Bewußtsein auf einer vom Strom der Triebe und Instinkte unabhängigen Ebene zu fixieren, in welcher die Vorstellung frei die Gebilde des Bewußtseins – also die Welt der Geschichte, des Mythos, der Märchen und der Erkenntnis – zu einer Gestaltung, zu einer eigenen Synthese zusammenfassen konnte.\\ Die wesentliche Entdeckung der Stierzeit – sowohl in Ägypten als auch in Babylon – war die [[Erfindung]] der [[Schrift]].  Dank dieser wurde es möglich, das Bewußtsein auf einer vom Strom der Triebe und Instinkte unabhängigen Ebene zu fixieren, in welcher die Vorstellung frei die Gebilde des Bewußtseins – also die Welt der Geschichte, des Mythos, der Märchen und der Erkenntnis – zu einer Gestaltung, zu einer eigenen Synthese zusammenfassen konnte.\\
 Babylon verband im Gilgamesch-Epos Zwillingszeit und Stierzeit, Ägypten dagegen Stierzeit mit der 2300 v.Chr. beginnenden Widderzeit.  In Babylon scheint sich der Widder-[[Mythos]] nur in geringem Maß ausgeprägt zu haben; bis zuletzt steht das Bild des geheiligten Stiers an prominenter Stelle.  Ägypten dagegen, der Präzession (nicht Präzision) in noch höherem Maße bewußt, bezog im [[Isis]]-[[Osiris]]-Kult sogar die vergangene Krebszeit und in der Wahrung des Kalenders als rituellen Rahmen auch die Zwillingszeit ein.  Doch der Übergang in das mythische Denken, das die Widderkultur kennzeichnet, mißlang: der Versuch Echnatons, im 13. Jahrhundert eine naturhafte Sonnenreligion zu schaffen, wurde von den Priestern der nächsten Generation zunichte gemacht. Babylon verband im Gilgamesch-Epos Zwillingszeit und Stierzeit, Ägypten dagegen Stierzeit mit der 2300 v.Chr. beginnenden Widderzeit.  In Babylon scheint sich der Widder-[[Mythos]] nur in geringem Maß ausgeprägt zu haben; bis zuletzt steht das Bild des geheiligten Stiers an prominenter Stelle.  Ägypten dagegen, der Präzession (nicht Präzision) in noch höherem Maße bewußt, bezog im [[Isis]]-[[Osiris]]-Kult sogar die vergangene Krebszeit und in der Wahrung des Kalenders als rituellen Rahmen auch die Zwillingszeit ein.  Doch der Übergang in das mythische Denken, das die Widderkultur kennzeichnet, mißlang: der Versuch Echnatons, im 13. Jahrhundert eine naturhafte Sonnenreligion zu schaffen, wurde von den Priestern der nächsten Generation zunichte gemacht.
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 - kennt keine Unterscheidung in tot-lebendig, Gegenstand und Symbol oder gar Diesseits-Jenseits → die Welt ist in einer magischen Einheit, es fehlt auch die Trennung zu den Geistern, was den [[Animismus]] kennzeichnet\\ - kennt keine Unterscheidung in tot-lebendig, Gegenstand und Symbol oder gar Diesseits-Jenseits → die Welt ist in einer magischen Einheit, es fehlt auch die Trennung zu den Geistern, was den [[Animismus]] kennzeichnet\\
 - Mensch und Tier werden in einem Identifikationskontext begriffen\\ - Mensch und Tier werden in einem Identifikationskontext begriffen\\
-- die in den Höhlen aufgefundenen Wandmalereien aus den letzten Eiszeiten verfolgen keine künstlerischen Absichten, sondern sind Versuche, sich des abgebildeten Gegenstands/Tieres zu bemächtigen → eben das ist der Kern des Magischen und zugleich sein Widerspruch+- die in den Höhlen aufgefundenen Wandmalereien aus den letzten Eiszeiten verfolgen keine künstlerischen Absichten, sondern sind Versuche, sich des abgebildeten [[Gegenstand|Gegenstands]]/Tieres zu bemächtigen → eben das ist der Kern des Magischen und zugleich sein Widerspruch 
  
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weltbild.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/09 15:51 von Robert-Christian Knorr