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weltbild [2023/08/03 10:07] Robert-Christian Knorrweltbild [2024/02/09 15:51] (aktuell) – [babylonisches Weltbild] Robert-Christian Knorr
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 Zu Anfang des Epos erschaffen die [[Götter]] für Gilgamesch den Gefährten, den Tiermenschen Enkidu, der am ganzen Körper behaart war – dessen Bewußtsein also noch nicht aus der Identifikation mit dem Tierreich erwacht gewesen ist.  Die Tiere erkannten ihn als einen der ihren an, und so verteidigte er sie dank seiner überlegenen Intelligenz wirksam gegen die Jäger der Stadt Uruk.  Die Jäger wandten sich um Hilfe an Gilgamesch, König von Uruk; auf Rat seiner Mutter sandte dieser Enkidu eine Tempelprostituierte des Ischtar-Heiligtums (Ischtar war der Name der Liebesgöttin in Babylon), die nun sieben Tage und Nächte lang in [[Liebe]] mit ihm vereint ist.  Dadurch wird seine Verbindung mit dem Tierreich durchbrochen.  Enkidu zieht in die Stadt, um mit Gilgamesch zu kämpfen, der ihn besiegt.  Doch im [[Sieg]] erkennt er den Fremdgeborenen als echten Zwilling; die Mutter heiligt die Brüderschaft, und nun wird Enkidu sein Freund und Gefährte; zusammen besiegen sie den Herrn des Waldes Chumbaba und auch den wilden Himmelsstier, den die Göttin [[Ischtar]], deren Liebe Gilgamesch zurückgewiesen hatte, aus [[Zorn]] zur Verwüstung seines Landes sandte.\\ Zu Anfang des Epos erschaffen die [[Götter]] für Gilgamesch den Gefährten, den Tiermenschen Enkidu, der am ganzen Körper behaart war – dessen Bewußtsein also noch nicht aus der Identifikation mit dem Tierreich erwacht gewesen ist.  Die Tiere erkannten ihn als einen der ihren an, und so verteidigte er sie dank seiner überlegenen Intelligenz wirksam gegen die Jäger der Stadt Uruk.  Die Jäger wandten sich um Hilfe an Gilgamesch, König von Uruk; auf Rat seiner Mutter sandte dieser Enkidu eine Tempelprostituierte des Ischtar-Heiligtums (Ischtar war der Name der Liebesgöttin in Babylon), die nun sieben Tage und Nächte lang in [[Liebe]] mit ihm vereint ist.  Dadurch wird seine Verbindung mit dem Tierreich durchbrochen.  Enkidu zieht in die Stadt, um mit Gilgamesch zu kämpfen, der ihn besiegt.  Doch im [[Sieg]] erkennt er den Fremdgeborenen als echten Zwilling; die Mutter heiligt die Brüderschaft, und nun wird Enkidu sein Freund und Gefährte; zusammen besiegen sie den Herrn des Waldes Chumbaba und auch den wilden Himmelsstier, den die Göttin [[Ischtar]], deren Liebe Gilgamesch zurückgewiesen hatte, aus [[Zorn]] zur Verwüstung seines Landes sandte.\\
 An diesem letzten Bild, zusammen mit der heiligen Hure, erkennen wir, daß das Epos bewußt zwei kosmische Zeitabschnitte zusammenfaßt: die Zwillings- und die Stierzeit, letzte auch versinnbildlicht in der geheiligten [[Stadt]] im Gegensatz zur Stammeseinheit der Kalenderkulturen.  Gilgamesch war [[Herr]] über Uruk, einer Siedlung, deren archäologische Überreste auf 45° Länge und 31° Breite im Zweistromland ausgegraben wurden.  Das Epos ist also kein reiner Mythos, sondern eine Sage; Geschehnisse eines Heldenlebens wurden mit mythischen Vorstellungen ergänzt.\\ An diesem letzten Bild, zusammen mit der heiligen Hure, erkennen wir, daß das Epos bewußt zwei kosmische Zeitabschnitte zusammenfaßt: die Zwillings- und die Stierzeit, letzte auch versinnbildlicht in der geheiligten [[Stadt]] im Gegensatz zur Stammeseinheit der Kalenderkulturen.  Gilgamesch war [[Herr]] über Uruk, einer Siedlung, deren archäologische Überreste auf 45° Länge und 31° Breite im Zweistromland ausgegraben wurden.  Das Epos ist also kein reiner Mythos, sondern eine Sage; Geschehnisse eines Heldenlebens wurden mit mythischen Vorstellungen ergänzt.\\
-In seiner Bemühung um die Wahrung der Kontinuität von Zwillingszeit und Stierzeit beschränkt sich das babylonische Epos auf die Darlegung des Gegensatzes von Denken und Geschlecht, sowie der beiden Stufenordnungen, der zwölf und der sieben, in der [[Bibel]] später allegorisiert im Regenbogen und in der Jakobsleiter.  Doch die volle Ausbildung der kosmischen Thematik der Stierzeit finden wir erst in [[Ägypten]], dessen ganzes Trachten die Überwindung des Todes im [[Leben]] durch Festigung des Bewußtseins war.\\+In seiner Bemühung um die Wahrung der [[Kontinuität]] von Zwillingszeit und Stierzeit beschränkt sich das babylonische Epos auf die Darlegung des Gegensatzes von Denken und Geschlecht, sowie der beiden Stufenordnungen, der zwölf und der sieben, in der [[Bibel]] später allegorisiert im Regenbogen und in der Jakobsleiter.  Doch die volle Ausbildung der kosmischen Thematik der Stierzeit finden wir erst in [[Ägypten]], dessen ganzes Trachten die Überwindung des Todes im [[Leben]] durch Festigung des Bewußtseins war.\\
 Die direkte Überlieferung in [[Form]] der Aufzeichnungen beginnt erst in der Stierzeit in Ägypten und Babylon.  Dennoch sind uns die Formen der frühen Denkstile vertraut: sie wirken selbst heute noch unterschwellig, als [[Aberglaube]] und im Spiel fort.  Wenn z.B.  die Kinder heute Himmel und [[Hölle]] spielend von einem Feld zum anderen hüpfen, dann ahmen sie die Stufen der eleusinischen Mysterien nach; unser Fußball stammt von den Inka und symbolisiert den Kampf zwischen Tag und [[Nacht]], [[Sonne]] und Mond – die unterliegende Mannschaft wurde geköpft.  Ebenso hat sich das [[Wissen]] der Ägypter zum Teil in den Riten der Freimaurer erhalten, wenn auch nur in Andeutungen; so vor allem die Betrachtung der Geometrie und Architektur als Läuterungsmittel der Seele.\\ Die direkte Überlieferung in [[Form]] der Aufzeichnungen beginnt erst in der Stierzeit in Ägypten und Babylon.  Dennoch sind uns die Formen der frühen Denkstile vertraut: sie wirken selbst heute noch unterschwellig, als [[Aberglaube]] und im Spiel fort.  Wenn z.B.  die Kinder heute Himmel und [[Hölle]] spielend von einem Feld zum anderen hüpfen, dann ahmen sie die Stufen der eleusinischen Mysterien nach; unser Fußball stammt von den Inka und symbolisiert den Kampf zwischen Tag und [[Nacht]], [[Sonne]] und Mond – die unterliegende Mannschaft wurde geköpft.  Ebenso hat sich das [[Wissen]] der Ägypter zum Teil in den Riten der Freimaurer erhalten, wenn auch nur in Andeutungen; so vor allem die Betrachtung der Geometrie und Architektur als Läuterungsmittel der Seele.\\
 Es besteht kein [[Zweifel]] daran, daß der Schwerpunkt des ägyptischen Bauens auf den Tod bezogen blieb.  Doch waren die Pyramiden keineswegs als Grabmäler im Sinne eines prachtvollen Mausoleums gedacht, wie etwa der Taj Mahal des Shal Jahan für seine Frau in Agra in Indien zur persönlichen Gedächtnisstätte diente: der Leichnam des Fürsten, diente vielmehr zur Illustration der geometrischen [[Ordnung]].  Die Cheopspyramide wurde nicht zur [[Erinnerung]] an die Person des Cheops gebaut, sondern sein Leichnam nahm nach dem Tod die geometrische Mitte des Bauwerks ein, zum Zeichen, daß es ihm gelungen war, das entsprechende Bewußtsein und damit Unsterblichkeit zu erreichen.\\ Es besteht kein [[Zweifel]] daran, daß der Schwerpunkt des ägyptischen Bauens auf den Tod bezogen blieb.  Doch waren die Pyramiden keineswegs als Grabmäler im Sinne eines prachtvollen Mausoleums gedacht, wie etwa der Taj Mahal des Shal Jahan für seine Frau in Agra in Indien zur persönlichen Gedächtnisstätte diente: der Leichnam des Fürsten, diente vielmehr zur Illustration der geometrischen [[Ordnung]].  Die Cheopspyramide wurde nicht zur [[Erinnerung]] an die Person des Cheops gebaut, sondern sein Leichnam nahm nach dem Tod die geometrische Mitte des Bauwerks ein, zum Zeichen, daß es ihm gelungen war, das entsprechende Bewußtsein und damit Unsterblichkeit zu erreichen.\\
 Den Schlüssel zu dieser Mentalität bildet das platonische Zitat, daß Arithmetik der Erkenntnis der [[Natur]] diene, die Geometrie dagegen der Erkenntnis der Sittlichkeit.  Beide bilden den Baugrund der Seele.  Das Anliegen der Menschheitsjugend war keineswegs eine rationale Einteilung der Wirtschaftsgüter im Staat, sondern die Sehnsucht nach Befreiung aus der Übermächtigkeit der todgeweihten Triebhaftigkeit; also der bewußte Bau eines Tempels.  Am Ende der Krebszeit, mit dem Wasser als Mythosträger, war dies die Arche Noah; in der Zwillingszeit die Abenteuerreise und die [[Erkenntnis]] der [[Raum]]-Zeit-Struktur.  Im Erdzeichen Stier verkörperte sich der Weg des Zeitalters im konkreten Städtebau in [[Stein]], um die Strukturen selbst dreidimensional erlebbar zu machen, damit sich das [[Bewußtsein]] ihnen einordnen kann; denn nur über die geometrische Form gelingt es dem Menschen, die Vorstellung zu ordnen und aus seinem stromhaften [[Unbewußt#Unbewußten]] auf einen festen [[Grund]] als Baugrund der [[Seele]] überzuwechseln.\\   Den Schlüssel zu dieser Mentalität bildet das platonische Zitat, daß Arithmetik der Erkenntnis der [[Natur]] diene, die Geometrie dagegen der Erkenntnis der Sittlichkeit.  Beide bilden den Baugrund der Seele.  Das Anliegen der Menschheitsjugend war keineswegs eine rationale Einteilung der Wirtschaftsgüter im Staat, sondern die Sehnsucht nach Befreiung aus der Übermächtigkeit der todgeweihten Triebhaftigkeit; also der bewußte Bau eines Tempels.  Am Ende der Krebszeit, mit dem Wasser als Mythosträger, war dies die Arche Noah; in der Zwillingszeit die Abenteuerreise und die [[Erkenntnis]] der [[Raum]]-Zeit-Struktur.  Im Erdzeichen Stier verkörperte sich der Weg des Zeitalters im konkreten Städtebau in [[Stein]], um die Strukturen selbst dreidimensional erlebbar zu machen, damit sich das [[Bewußtsein]] ihnen einordnen kann; denn nur über die geometrische Form gelingt es dem Menschen, die Vorstellung zu ordnen und aus seinem stromhaften [[Unbewußt#Unbewußten]] auf einen festen [[Grund]] als Baugrund der [[Seele]] überzuwechseln.\\  
-Die Ägypter bezeichneten die beiden Sphären der Unterwelt und der Himmelswelt als zwei Seelen: gelingt es der höheren [[Seele]], dem Ka, die untere anzujochen, dann kann ihr der Übergang gelingen.  So sind die Baudenkmäler Ägyptens mathematische Kompendien; viele Erkenntnisse, so die [[Zahl]] Pi, die genaue Entfernung der Erde zur Sonne und das exakte Maß der Präzession des Frühlingspunktes fanden in ihnen Verwendung.  Das Leben der Menschen auf der Erde war dem Erleben des nachtodlichen Weges geweiht, der Befreiung des Ka aus den Verstrickungen der niederen Seele.  Alle ägyptische [[Wissenschaft]], so die Verwandlung von Stoffen als Beginn der [[Chemie]], war aus dieser Zielsetzung heraus begründet worden, wie sich ja auch noch bis in die [[Renaissance]] die [[Alchimie]] auf die ägyptische Tradition berufen sollte.\\+Die [[Ägypter]] bezeichneten die beiden Sphären der Unterwelt und der Himmelswelt als zwei Seelen: gelingt es der höheren [[Seele]], dem Ka, die untere anzujochen, dann kann ihr der Übergang gelingen.  So sind die Baudenkmäler Ägyptens mathematische Kompendien; viele Erkenntnisse, so die [[Zahl]] Pi, die genaue Entfernung der Erde zur Sonne und das exakte Maß der [[Präzession]] des Frühlingspunktes fanden in ihnen Verwendung.  Das Leben der Menschen auf der Erde war dem Erleben des nachtodlichen Weges geweiht, der Befreiung des Ka aus den Verstrickungen der niederen Seele.  Alle ägyptische [[Wissenschaft]], so die Verwandlung von Stoffen als Beginn der [[Chemie]], war aus dieser Zielsetzung heraus begründet worden, wie sich ja auch noch bis in die [[Renaissance]] die [[Alchimie]] auf die ägyptische Tradition berufen sollte.\\
 Die wesentliche Entdeckung der Stierzeit – sowohl in Ägypten als auch in Babylon – war die [[Erfindung]] der [[Schrift]].  Dank dieser wurde es möglich, das Bewußtsein auf einer vom Strom der Triebe und Instinkte unabhängigen Ebene zu fixieren, in welcher die Vorstellung frei die Gebilde des Bewußtseins – also die Welt der Geschichte, des Mythos, der Märchen und der Erkenntnis – zu einer Gestaltung, zu einer eigenen Synthese zusammenfassen konnte.\\ Die wesentliche Entdeckung der Stierzeit – sowohl in Ägypten als auch in Babylon – war die [[Erfindung]] der [[Schrift]].  Dank dieser wurde es möglich, das Bewußtsein auf einer vom Strom der Triebe und Instinkte unabhängigen Ebene zu fixieren, in welcher die Vorstellung frei die Gebilde des Bewußtseins – also die Welt der Geschichte, des Mythos, der Märchen und der Erkenntnis – zu einer Gestaltung, zu einer eigenen Synthese zusammenfassen konnte.\\
 Babylon verband im Gilgamesch-Epos Zwillingszeit und Stierzeit, Ägypten dagegen Stierzeit mit der 2300 v.Chr. beginnenden Widderzeit.  In Babylon scheint sich der Widder-[[Mythos]] nur in geringem Maß ausgeprägt zu haben; bis zuletzt steht das Bild des geheiligten Stiers an prominenter Stelle.  Ägypten dagegen, der Präzession (nicht Präzision) in noch höherem Maße bewußt, bezog im [[Isis]]-[[Osiris]]-Kult sogar die vergangene Krebszeit und in der Wahrung des Kalenders als rituellen Rahmen auch die Zwillingszeit ein.  Doch der Übergang in das mythische Denken, das die Widderkultur kennzeichnet, mißlang: der Versuch Echnatons, im 13. Jahrhundert eine naturhafte Sonnenreligion zu schaffen, wurde von den Priestern der nächsten Generation zunichte gemacht. Babylon verband im Gilgamesch-Epos Zwillingszeit und Stierzeit, Ägypten dagegen Stierzeit mit der 2300 v.Chr. beginnenden Widderzeit.  In Babylon scheint sich der Widder-[[Mythos]] nur in geringem Maß ausgeprägt zu haben; bis zuletzt steht das Bild des geheiligten Stiers an prominenter Stelle.  Ägypten dagegen, der Präzession (nicht Präzision) in noch höherem Maße bewußt, bezog im [[Isis]]-[[Osiris]]-Kult sogar die vergangene Krebszeit und in der Wahrung des Kalenders als rituellen Rahmen auch die Zwillingszeit ein.  Doch der Übergang in das mythische Denken, das die Widderkultur kennzeichnet, mißlang: der Versuch Echnatons, im 13. Jahrhundert eine naturhafte Sonnenreligion zu schaffen, wurde von den Priestern der nächsten Generation zunichte gemacht.
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