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zukunftsprozess

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zukunftsprozess [2014/11/01 10:17] Robert-Christian Knorrzukunftsprozess [2023/10/22 20:07] (aktuell) Robert-Christian Knorr
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 ===== Zukunftsprozeß der EKD ===== ===== Zukunftsprozeß der EKD =====
 +EKD = Evangelische Kirche Deutschlands\\
   - der persönliche Gesichtspunkt   - der persönliche Gesichtspunkt
   - der kirchenpolitische Gesichtspunkt   - der kirchenpolitische Gesichtspunkt
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-**1.** Betroffenheit kennzeichnet die psychische Situation vieler Domgemeindemitglieder. Sie fühlen sich verraten und an die Politik von oben aus [[DDR]]-Zeiten erinnert. Manche sind wütend, die meisten traurig. Eine gewisse Hilfslosigkeit macht sich breit, denn der Lutheraner ist eine [[Politik]] von oben nicht nur gewöhnt, sondern ist hier schlichtweg diszipliniert, gehorcht also. Er ist lieb. Aber er ist als [[Bürger]] zweier Welten auch frei in seiner Meinungsäußerung und möchte als mündiger Christ mitbestimmen. \\ +{{:domkaefig.jpg?400 |}}**1.** Betroffenheit kennzeichnet die psychische Situation vieler Domgemeindemitglieder. Sie fühlen sich verraten und an die Politik von oben aus [[DDR]]-Zeiten erinnert. Manche sind wütend, die meisten traurig. Eine gewisse Hilfslosigkeit macht sich breit, denn der Lutheraner ist eine [[Politik]] von oben nicht nur gewöhnt, sondern ist hier schlichtweg diszipliniert, gehorcht also. Er ist lieb. Aber er ist als [[Bürger]] zweier Welten auch frei in seiner Meinungsäußerung und möchte als mündiger Christ mitbestimmen. \\ 
-Auch ich habe zween meiner Kinder in den Dom zu Herrn Quast gebracht, sie wurden von ihm konfirmiert. Ich wollte es so, denn ich konnte mir sicher sein, daß sie bei Herrn Quast die theologische Grundierung erhalten würden, die ihnen zusätzlich zu meiner eigenen Erziehungstätigkeit die Lebenssicherheit geben würde, die sie selbstsicher und fest gegenüber auftretenden Problemen wer-den lassen mußte. Wenn eine Gemeinde einen Mann, der diese Lebenssicherheit vermitteln kann, in ihrem Dienst hat, wäre sie schön dumm, den wegzuschicken. Es scheint so, als ob die Gemeinde nicht so dumm ist, wohl aber ihre Vorstände. GKR (Gemeindekirchenrat) und Kirchenleitung wollen den Pfarrer nicht mehr im Amt; zumindest ist das die Botschaft, wie sie bei vielen Gemeindemitgliedern ankam. Die Gemeinde  will ihn schon. Das ist ein Konflikt. Das Wort der „Ungedeihlichkeit“ macht die Runde. Ein Todesurteil für jeden Pfarrer im Amt. Wer hier nun wen bezichtigt, ist dabei nebensächlich, letztlich fällt ein solches Wort immer auf den Pfarrer im Amt zurück. \\+Auch ich habe zween meiner Kinder in den Dom zu Herrn Quast gebracht, sie wurden von ihm konfirmiert. Ich wollte es so, denn ich konnte mir sicher sein, daß sie bei Herrn Quast die theologische Grundierung erhalten würden, die ihnen zusätzlich zu meiner eigenen Erziehungstätigkeit die Lebenssicherheit geben würde, die sie selbstsicher und fest gegenüber auftretenden Problemen werden lassen mußte. Wenn eine Gemeinde einen Mann, der diese Lebenssicherheit vermitteln kann, in ihrem Dienst hat, wäre sie schön dumm, den wegzuschicken. Es scheint so, als ob die Gemeinde nicht so dumm ist, wohl aber ihre Vorstände. GKR (Gemeindekirchenrat) und Kirchenleitung wollen den Pfarrer nicht mehr im Amt; zumindest ist das die Botschaft, wie sie bei vielen Gemeindemitgliedern ankam. Die Gemeinde  will ihn schon. Das ist ein Konflikt. Das Wort der „Ungedeihlichkeit“ macht die Runde. Ein Todesurteil für jeden Pfarrer im Amt. Wer hier nun wen bezichtigt, ist dabei nebensächlich, letztlich fällt ein solches Wort immer auf den Pfarrer im Amt zurück. \\
 Einfache Christen interessieren bürokratische oder kirchenpolitische Aspekte wenig, wenn es um Grundsatzentscheidungen geht. Ungedeihlichkeit wird inzwischen zwar von allen Seiten dementiert, aber wenn es niemals eine gab, warum streiten dann zur Zeit zwei Parteien vor dem Arbeitsgericht? Es gab sie und es gibt sie, die Ungedeihlichkeit, und diese wird von prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten erzeugt, die nicht durch eine Neu- bzw. Zweitbesetzung der Dompredigerstelle(n) gelöst werden können. \\ Einfache Christen interessieren bürokratische oder kirchenpolitische Aspekte wenig, wenn es um Grundsatzentscheidungen geht. Ungedeihlichkeit wird inzwischen zwar von allen Seiten dementiert, aber wenn es niemals eine gab, warum streiten dann zur Zeit zwei Parteien vor dem Arbeitsgericht? Es gab sie und es gibt sie, die Ungedeihlichkeit, und diese wird von prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten erzeugt, die nicht durch eine Neu- bzw. Zweitbesetzung der Dompredigerstelle(n) gelöst werden können. \\
-Für den Domprediger ist das Lebenswerk bedroht. Er fühlt sich als ein Dame-Opfer im ausgerufenen Zukunftsprozeß seiner Landeskirche, die diesen Prozeß mit einer Theologie untermalt, die bedenklich ist und vom Domprediger nicht unterstützt werden kann, will er nicht seine lange Arbeit am Dom konterkarieren. Er soll einen [[Prozeß]] theologisch führen, den er im Inneren ablehnt: die Rationalisierung des Körpers Gottes, der Kirche, speziell den des magdeburger Domes. Man läßt ihm nicht seine Wirkungsstätte, die er erfolgreich beackert seit Jahr und Tag und will ihm ein paar wenige Jahre vor seiner Pensionierung letztlich auch zu verstehen geben, daß man seine Arbeit nicht mehr schätzt, daß er antiquiert sei, daß er sich zu sehr eingerichtet habe in seinem Dom und darüber vergäße, wer sein Herr sei. Er solle sich nicht als ein besonderer Diener der Kirche fühlen, der Vorrechte genieße, [[Herr]] der Bischofskirche sei, sondern nunmehr die [[Hierarchie]] erkennen. - Der Dom ist nicht sein Haus, also soll er hinaus!+Für den Domprediger ist das Lebenswerk bedroht. Er fühlt sich als ein Dame-Opfer im ausgerufenen Zukunftsprozeß seiner Landeskirche, die diesen Prozeß mit einer Theologie untermalt, die bedenklich ist und vom Domprediger nicht unterstützt werden kann, will er nicht seine lange Arbeit am Dom konterkarieren. Er soll einen [[Prozeß]] theologisch führen, den er im Inneren ablehnt: die [[Rationalisierung]] des Körpers Gottes, der Kirche, speziell den des magdeburger Domes. Man läßt ihm nicht seine Wirkungsstätte, die er erfolgreich beackert seit Jahr und Tag und will ihm ein paar wenige Jahre vor seiner Pensionierung letztlich auch zu verstehen geben, daß man seine Arbeit nicht mehr schätzt, daß er antiquiert sei, daß er sich zu sehr eingerichtet habe in seinem Dom und darüber vergäße, wer sein Herr sei. Er solle sich nicht als ein besonderer Diener der Kirche fühlen, der Vorrechte genieße, [[Herr]] der Bischofskirche sei, sondern nunmehr die [[Hierarchie]] erkennen. - Der Dom ist nicht sein Haus, also soll er hinaus!
  
 **2.** Die Kirchen in Deutschland klagen über Mitgliederschwund. Sie wollen diese Entwicklung umkehren, indem sie die Kirche modernisieren. Zahlreiche Synoden bekräftigen diese Grundabsicht und verlangen von den einzelnen Gemeinden, daß sie sich den gesellschaftlichen Problemen stärker öffnen und v.a. die seelsorgerische Tätigkeit als Dienstleistung begreifen sollen, die Kirche selbst zweckmäßiger und die Gottesdienste jugendgemäßer gestalten... Die Liste ist lang. **2.** Die Kirchen in Deutschland klagen über Mitgliederschwund. Sie wollen diese Entwicklung umkehren, indem sie die Kirche modernisieren. Zahlreiche Synoden bekräftigen diese Grundabsicht und verlangen von den einzelnen Gemeinden, daß sie sich den gesellschaftlichen Problemen stärker öffnen und v.a. die seelsorgerische Tätigkeit als Dienstleistung begreifen sollen, die Kirche selbst zweckmäßiger und die Gottesdienste jugendgemäßer gestalten... Die Liste ist lang.
 Modern  ist ein dehnbarer Begriff. Es ist zu befürchten, daß viele Berufs-Christen die Kirche nunmehr wie einen Betrieb geführt sehen wollen, ein Unternehmen, das Gewinn abwerfen soll, hier in Form von Missionierten und Spenden. An sich nichts Schlechtes. Die christliche Kirche ist immer auch an einen Missionierungsauftrag gebunden. Geld kann sehr positiv eingesetzt werden, um zahlreiche Notleidende zu unterstützen. Wo also ist der Denkfehler?\\ Modern  ist ein dehnbarer Begriff. Es ist zu befürchten, daß viele Berufs-Christen die Kirche nunmehr wie einen Betrieb geführt sehen wollen, ein Unternehmen, das Gewinn abwerfen soll, hier in Form von Missionierten und Spenden. An sich nichts Schlechtes. Die christliche Kirche ist immer auch an einen Missionierungsauftrag gebunden. Geld kann sehr positiv eingesetzt werden, um zahlreiche Notleidende zu unterstützen. Wo also ist der Denkfehler?\\
 Die Lutherkirche  neigt von jeher dazu, Hierarchie über [[Demokratie]] zu stellen. Das hat ihr Gründer so manifestiert – und dieses [[Prinzip]] der Lutherkirche ist auch nicht anzutasten, denn sie verschafft jedem Arbeitenden in ihrem Verband die notwendige Sicherheit, sich als Teil eines funktionierenden Ganzen zu fühlen und keine [[Angst]] vor den wechselnden Mehrheiten in der Meinungsbildung haben zu müssen. Andererseits hat [[Luther]] auch die [[Freiheit]] des Christenmenschen in bezug auf seine [[Seele]] und Seelsorge zugestanden. Christliche Kirche ist immer in dem Spannungsfeld von Amt (Hierarchie) und Gläubigem zu verstehen, beides soll einander ergänzen, zusammenarbeiten. Die Kirche nimmt das neue [[Jerusalem]] vorweg, den Staat Gottes, der durch seine Hirten geführt wird, aber der Hirte führt keine Herde willenloser Schafe, sondern selbstgewisse, mündige Christen, die ihren Platz im Leib Christi einnehmen und nach Maßgabe ihrer Fähigkeiten für die Gemeinschaft selbst bestimmen. Die Kirche hat sich offen zu halten, darf nicht das Vergangene, die Tradition, in den Vordergrund stellen, sonst wird sie zum Pfaffentum, aber sie muß immer ihre Grundlagen behalten, sonst wird sie überflüssig und kann durch Dienstleister ersetzt werden. Im Unterschied zu Dienstleistern hat die Kirche eine [[Heilsgeschichte#heilsgeschichtliche]] Funktion, sie begleitet die Gläubigen auf ihrem Wege zu [[Gott]].\\ Die Lutherkirche  neigt von jeher dazu, Hierarchie über [[Demokratie]] zu stellen. Das hat ihr Gründer so manifestiert – und dieses [[Prinzip]] der Lutherkirche ist auch nicht anzutasten, denn sie verschafft jedem Arbeitenden in ihrem Verband die notwendige Sicherheit, sich als Teil eines funktionierenden Ganzen zu fühlen und keine [[Angst]] vor den wechselnden Mehrheiten in der Meinungsbildung haben zu müssen. Andererseits hat [[Luther]] auch die [[Freiheit]] des Christenmenschen in bezug auf seine [[Seele]] und Seelsorge zugestanden. Christliche Kirche ist immer in dem Spannungsfeld von Amt (Hierarchie) und Gläubigem zu verstehen, beides soll einander ergänzen, zusammenarbeiten. Die Kirche nimmt das neue [[Jerusalem]] vorweg, den Staat Gottes, der durch seine Hirten geführt wird, aber der Hirte führt keine Herde willenloser Schafe, sondern selbstgewisse, mündige Christen, die ihren Platz im Leib Christi einnehmen und nach Maßgabe ihrer Fähigkeiten für die Gemeinschaft selbst bestimmen. Die Kirche hat sich offen zu halten, darf nicht das Vergangene, die Tradition, in den Vordergrund stellen, sonst wird sie zum Pfaffentum, aber sie muß immer ihre Grundlagen behalten, sonst wird sie überflüssig und kann durch Dienstleister ersetzt werden. Im Unterschied zu Dienstleistern hat die Kirche eine [[Heilsgeschichte#heilsgeschichtliche]] Funktion, sie begleitet die Gläubigen auf ihrem Wege zu [[Gott]].\\
-Was die Lutherkirche nicht darf: sie darf sich nicht die Welt in das Haus holen und den Gesetzen der [[Welt]] untertan machen. Sie darf sich nicht öffnen, um darin aufgelöst zu werden. Das Getriebe nun bedrängt seinerseits die Kirche: ganz besonders tut es das, weil es nur den ehernen Gesetzen der Natur oder dem pragmatischen Naturell des Menschen gehorcht, was bestenfalls kurzfristige Lösungen abgibt, aber keinen Zukunftsentwurf leisten kann. Das Getriebe der Welt benötigt die Kirche als Beutetier, um das eigene Handeln zu legitimieren, und es lockt die Lutherkirche mit falschen Heilsversprechungen in die Falle, verspricht [[Geld]] und [[Macht]] und Be-deutung durch Gewinnmargen. Wenn die Lutherkirche den Zu-kunftsprozeß abgeschlossen haben wird, wird sie keine Lutherkirche mehr sein, sondern sich nur im Namen von  Kalvinisten oder Scientology oder ähnlichem Bockmist unterscheiden.\\ +Was die Lutherkirche nicht darf: sie darf sich nicht die Welt in das Haus holen und den Gesetzen der [[Welt]] untertan machen. Sie darf sich nicht öffnen, um darin aufgelöst zu werden. Das Getriebe nun bedrängt seinerseits die Kirche: ganz besonders tut es das, weil es nur den ehernen Gesetzen der Natur oder dem pragmatischen Naturell des Menschen gehorcht, was bestenfalls kurzfristige Lösungen abgibt, aber keinen Zukunftsentwurf leisten kann. Das Getriebe der Welt benötigt die Kirche als Beutetier, um das eigene Handeln zu legitimieren, und es lockt die Lutherkirche mit falschen Heilsversprechungen in die Falle, verspricht [[Geld]] und [[Macht]] und Bedeutung durch Gewinnmargen. Wenn die Lutherkirche den Zukunftsprozeß abgeschlossen haben wird, wird sie keine Lutherkirche mehr sein, sondern sich nur im Namen von  Kalvinisten oder Scientology oder ähnlichem Bockmist unterscheiden.\\ 
-Die gegenwärtige Kirchenleitung der Lutherkirche in Ostfalen (EKM) hat offenbar, immer unter der Voraussetzung argumentiert,  daß die erneuerte Kirche ihren Dienstleistungsaspekt erhöhen soll, nur unzureichend begriffen, daß die Welt mit ihrer säkularisierten Wirkungslosigkeit, ihrer Unfähigkeit, hinter das Wesen der Dinge zu schauen, ihrem bloß rationalen [[Charakter]], der alles mißt, wägt, wertet und nicht in der Lage ist, Zusammenhänge zu erkennen, fühlbar zu machen und Erschrecken zu zeigen über die Macht des Bösen und Pragmatischen; sie hat nicht begriffen, daß diese Welt die Kirche braucht und sie nur einen Fehler machen kann, nämlich sich den unzureichenden Mechanismen der Welt an¬zubiedern, diese in den Leib Christi zu holen und so die heilsgeschichtliche Funktion der Kirche selber auszuhebeln.\\ +Die gegenwärtige Kirchenleitung der Lutherkirche in [[Ostfalen]] (EKM) hat offenbar, immer unter der Voraussetzung argumentiert,  daß die erneuerte Kirche ihren Dienstleistungsaspekt erhöhen soll, nur unzureichend begriffen, daß die Welt mit ihrer säkularisierten Wirkungslosigkeit, ihrer Unfähigkeit, hinter das Wesen der Dinge zu schauen, ihrem bloß rationalen [[Charakter]], der alles mißt, wägt, wertet und nicht in der Lage ist, Zusammenhänge zu erkennen, fühlbar zu machen und Erschrecken zu zeigen über die Macht des Bösen und Pragmatischen; sie hat nicht begriffen, daß diese Welt die Kirche braucht und sie nur einen Fehler machen kann, nämlich sich den unzureichenden Mechanismen der Welt an¬zubiedern, diese in den Leib Christi zu holen und so die heilsgeschichtliche Funktion der Kirche selber auszuhebeln.\\ 
-Genau das soll jetzt in [[Magdeburg]] geschehen – und es nennt sich Zukunftsprozeß. Der Domprediger hat das durchschaut und sich gewehrt, weil es seinem der Schrift gemäßen Verantwortungsbegriff von Christentum entspricht, sich aber nun gegen das Gewinn-streben etlicher in der Kirchenleitung wenden muß, die die Kirche nicht als Leib Christi begreifen, sondern als eine Kuh, die gemolken werden kann. Er stellt sich quer gegen die säkularisierte Erneuerung, die nur Verlust an Heil bedeuten kann, die aus dem Dom einen Trödelmarkt und Freizeitpark machen soll, die unter Missionierung Anbiederung versteht und die als Fortschritt nur das verstehen will, was Gewinn abwirft oder abwerfen kann. Der Domprediger führt einen Kulturkampf und muß unterstützt werden.+Genau das soll jetzt in [[Magdeburg]] geschehen – und es nennt sich Zukunftsprozeß. Der Domprediger hat das durchschaut und sich gewehrt, weil es seinem der Schrift gemäßen Verantwortungsbegriff von [[Christentum]] entspricht, sich aber nun gegen das Gewinnstreben etlicher in der Kirchenleitung wenden muß, die die Kirche nicht als Leib Christi begreifen, sondern als eine Kuh, die gemolken werden kann. Er stellt sich quer gegen die säkularisierte Erneuerung, die nur Verlust an Heil bedeuten kann, die aus dem Dom einen Trödelmarkt und Freizeitpark machen soll, die unter Missionierung Anbiederung versteht und die als Fortschritt nur das verstehen will, was Gewinn abwirft oder abwerfen kann. Der Domprediger führt einen Kulturkampf und muß unterstützt werden.
  
 **3.** Luther hat sich ganz eindeutig über das Verhältnis des einzelnen Christen zu seiner Obrigkeit geäußert. Die Kirchenleitung ist Obrigkeit. Der Domprediger hat sich ihr zu fügen und den Platz anzunehmen, den sie ihm zuweist. Die Kirchenleitung selber – bzw. ihre einzelnen Glieder – hat sich vor einem höheren Gericht für das zu verantworten, was sie im Namen des Evangeliums, also des Wortes Jesu, beschloß und durchsetzte. Alle Obrigkeit darf sich gemäß Röm. 13,1 als Abglanz der göttlichen Herrschaft begreifen. Widerstand gegen die Obrigkeit entsteht immer dann, wenn zwischen Herrschaft und Beherrschten ein Konflikt auftritt und beide einander als Gegner begreifen. Da die Lutherkirche nicht basisdemokratisch organisiert ist, ist die Kirchenleitung Ob¬rigkeit – und ihr muß gehorcht werden.\\ **3.** Luther hat sich ganz eindeutig über das Verhältnis des einzelnen Christen zu seiner Obrigkeit geäußert. Die Kirchenleitung ist Obrigkeit. Der Domprediger hat sich ihr zu fügen und den Platz anzunehmen, den sie ihm zuweist. Die Kirchenleitung selber – bzw. ihre einzelnen Glieder – hat sich vor einem höheren Gericht für das zu verantworten, was sie im Namen des Evangeliums, also des Wortes Jesu, beschloß und durchsetzte. Alle Obrigkeit darf sich gemäß Röm. 13,1 als Abglanz der göttlichen Herrschaft begreifen. Widerstand gegen die Obrigkeit entsteht immer dann, wenn zwischen Herrschaft und Beherrschten ein Konflikt auftritt und beide einander als Gegner begreifen. Da die Lutherkirche nicht basisdemokratisch organisiert ist, ist die Kirchenleitung Ob¬rigkeit – und ihr muß gehorcht werden.\\
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 Die mit der Rückholaktion verbundenen Fragen über die künftige theologische und administrative Orientierung der Domgemeinde sind eher spekulativer Natur und stehen nicht im Fokus der meisten Mitglieder des Gesprächskreises. Die wünschen keine Kirche in der Kirche und sind nicht bereit, den angefangenen Weg zu Ende zu gehen. Also werden aus dem Gesprächskreis keine strukturellen Änderungsvorschläge zum Aufbau der künftigen Domgemeinde kommen. Letztlich wird die Erregung abklingen, die Arbeitsgerichte regeln die Angelegenheit auf der arbeitsrechtlichen Ebene. Pfarrer Quast wird bis zum Ende seines Arbeitslebens im Dom bleiben. Die EKM wird die McKinseyisierung des Domes – euphemistisch „Zukunftsprozeß“ genannt - spätestens nach der Ära Quast durchsetzen und damit den Protestantismus der alten Lesart in Magdeburg begraben wollen. Die mit der Rückholaktion verbundenen Fragen über die künftige theologische und administrative Orientierung der Domgemeinde sind eher spekulativer Natur und stehen nicht im Fokus der meisten Mitglieder des Gesprächskreises. Die wünschen keine Kirche in der Kirche und sind nicht bereit, den angefangenen Weg zu Ende zu gehen. Also werden aus dem Gesprächskreis keine strukturellen Änderungsvorschläge zum Aufbau der künftigen Domgemeinde kommen. Letztlich wird die Erregung abklingen, die Arbeitsgerichte regeln die Angelegenheit auf der arbeitsrechtlichen Ebene. Pfarrer Quast wird bis zum Ende seines Arbeitslebens im Dom bleiben. Die EKM wird die McKinseyisierung des Domes – euphemistisch „Zukunftsprozeß“ genannt - spätestens nach der Ära Quast durchsetzen und damit den Protestantismus der alten Lesart in Magdeburg begraben wollen.
  
-Nachtrag zu einem Vortrag von Herrn Tschiche am 15. April 2011 vor dem Gesprächskreis im Dom. Thema „Das Impulspapier der EKD“:+==== Nachtrag zu einem Vortrag von Herrn Tschiche ==== 
 +- gehalten vor der Domgemeinde am 15. April 2011. Thema „Das Impulspapier der EKD“:
  
-[[Sprache]] ist verräterisch. Das Impulspapier der EKD benutzt die Sprache der [[Wirtschaft]] zur Beschreibung der Zukunftserwartungen der EKD und klammert die heilsgeschichtliche Funktion der Kirche einfach aus. Das mag einer Berufskrankheit aller Institutionen geschuldet sein, die in der Zeit stehen und dementsprechend die Formalien ihrer Gegenwart benutzen müssen. Im Falle der Kirche jedoch handelt es sich nicht um Kunden, nicht um Optimierungsprozesse, nicht um Dienstleistungen, nicht um Effizienz oder Chancen, wenn der institutionelle Körper der Gläubigen thematisiert wird. Die evangelische Botschaft ist kein Gegenstand einer Dienstleistung am Kunden. Aber es soll in diesen Zeiten auch Menschen geben, die für die Liebe eine Lebenszeit einplanen: sagen wir für den Sonntag zwischen sechs und neun. Daß sie die restlichen 165 Stunden der Woche ohne Liebe durchs Leben gehen wollen, weil die Liebe ihre Effizienz behindert, ist traurig genug, aber letztlich dem Zeitgeist geschuldet, der Gefühle nicht duldet bzw. ins Private schickt – wie den Glauben an etwas. Wir leben im Zeitalter des Rationalismus. \\ +[[Sprache]] ist verräterisch. Das Impulspapier der EKD benutzt die Sprache der [[Wirtschaft]] zur Beschreibung der Zukunftserwartungen der EKD und klammert die heilsgeschichtliche Funktion der Kirche einfach aus. Das mag einer Berufskrankheit aller Institutionen geschuldet sein, die in der Zeit stehen und dementsprechend die Formalien ihrer Gegenwart benutzen müssen. Im Falle der Kirche jedoch handelt es sich nicht um Kunden, nicht um Optimierungsprozesse, nicht um Dienstleistungen, nicht um Effizienz oder Chancen, wenn der institutionelle Körper der Gläubigen thematisiert wird. Die evangelische Botschaft ist kein [[Gegenstand]] einer Dienstleistung am Kunden. Aber es soll in diesen Zeiten auch Menschen geben, die für die Liebe eine [[Lebenszeit]] einplanen: sagen wir für den Sonntag zwischen sechs und neun. Daß sie die restlichen 165 Stunden der Woche ohne [[Liebe]] durchs Leben gehen wollen, weil die Liebe ihre Effizienz behindert, ist traurig genug, aber letztlich dem [[Zeitgeist]] geschuldet, der Gefühle nicht duldet bzw. ins Private schickt – wie den Glauben an etwas. Wir leben im Zeitalter des [[Rationalismus]]. \\ 
-Wenn die Kirche sich dem Diktat des Zeitalters beugt, verliert sie ihre heilsgeschichtliche Funktion. Es ist zweierlei, Organisationsformen der Gläubigen zu bilden oder sie zu optimieren; es ist zweierlei, Gottesdienste interessant und lebendig zu gestalten oder sie effizienter zu bewerkstelligen. Es funktioniert eben nicht, die Sprache des Impulspapiers einfach auf die Lebenswelt der Gläubigen, die des Herzens, zu übertragen, Begriffe also einfach auszutauschen, denn der Geist der Wirtschaftssprache ist ein anderer als der des Christen, es sei denn, er ist Kalvinist oder Scientologist. Und da liegt vielleicht das tiefere Übel dieses Papiers: es entbehrt lutherischer und somit dem Kern nach ostfälischer Glaubenstiefe und ist Götzendienst. Darum muß dieses Papier bekämpft werden.+Wenn die Kirche sich dem Diktat des Zeitalters beugt, verliert sie ihre heilsgeschichtliche Funktion. Es ist zweierlei, Organisationsformen der Gläubigen zu bilden oder sie zu optimieren; es ist zweierlei, Gottesdienste interessant und lebendig zu [[gestalten]] oder sie effizienter zu bewerkstelligen. Es funktioniert eben nicht, die Sprache des Impulspapiers einfach auf die Lebenswelt der Gläubigen, die des Herzens, zu übertragen, Begriffe also einfach auszutauschen, denn der Geist der Wirtschaftssprache ist ein anderer als der des Christen, es sei denn, er ist Kalvinist oder Scientologist. Und da liegt vielleicht das tiefere Übel dieses Papiers: es entbehrt lutherischer und somit dem Kern nach ostfälischer Glaubenstiefe und ist Götzendienst. Darum muß dieses Papier bekämpft werden.
  
  
zukunftsprozess.1414833478.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 14:49 (Externe Bearbeitung)