640-560 v. Chr.
athenischer Politiker und Dichter aus dem Geschlechte des Ur-Königs Kodros, verwandt mit den Peisistriden → wohlhabend, doch nicht reich
als Kaufmann sorgte er für seinen Lebensunterhalt und machte viele Reisen → brachte aus Ägypten die Atlantissage mit nach Griechenland und sagte den Griechen mit den Worten ägyptischer Priester: Jung seid ihr alle an Geist, denn in euren Köpfen ist keine Anschauung aus alter Überlieferung, kein mit der Zeit ergrautes Wissen.
zeichnete sich bei der Eroberung von Salamis aus und feuerte seine Mitbürger durch Gedichte an
seine politischen Ansichten propagierte er durch Dichtungen, die er in der Form der Elegie - hier ein Hexameter mit folgendem Pentameter, zumeist in Jamben bei bei Schmähliedern und mit trochäischen Tetrametern verfaßte
594 v.Chr. als Archon mit besonderen Vollmachten ausgestattet, um die Krise - zu starke Großgrundbesitzer, zu arme Kleinbauern; innenpolitisch giftige Atmosphäre nach der Niederschlagung des Kylonischen Aufstandes - zu bewältigen
entschloß sich, die Krise durch einen Kompromiß zu lösen: zu großer Besitz wird geteilt, die Ärmsten partizipieren
ein Erlaß aller Schulden auf Äcker und Personen
Schuldsklaverei wurde aufgehoben, bereits ins Ausland verkaufte Athener ausgelöst
ebnete dem Athener durch ein neues Münzsystem wirtschaftliche Räume und ersetzte das Privileg der Geburt durch das des Besitzes
teilte bürger nach ihrem Besitz in vier Vermögensgruppen ein, die Zugehörigkeit zu einer eingeteilten Gruppe richtete sich nach dem Ernteertrag
wer mehr Geld besaß, mußte mehr Steuern zahlen und hatte mehr Pflichten in der Armee, aber auch mehr Rechte, d.i. die Timokratie
schuf ein einheitliches Abgabesystem: so mußte jeder Athener den zehnten Teil seines Einkommens für Opfermahle und das Allgemeinwohl entrichten
allgemeiner Armeedienst → da jeder seine Ausrüstung selbst zu stellen hatte, wurden nur die ersten drei Gruppen zum Kriegsdienst verpflichtet
schuf als Gegengewicht zum aristokratischen Rat vom Areopag den Rat der 400, in den jede Phyle 100 Mitglieder entsandte
wurde seiner Weisheit und Durchsetzungsfähigkeit wegen zu den Sieben Weisen gerechnet
formulierte die These, daß Tugend wünschbarer sei als Reichtum
suchte die stille Mitte, in der das Glück spielte;
konzipierte den Gedanken der Verantwortung der gesamten Bürgerschaft vom Ausnahmezustand her und stellte die Führung durch die Aristokratie nicht in Frage (Nippel)
Prinzipien
Eumonia → lebt das Gesetz, so bildet zu schöner Ordnung sich das Ganze
Bevorzugung Athens gegenüber anderen Poleis z.B. durch Exportverbote für landwirtschaftliche Erzeugnisse; Ausnahme Olivenöl
Ansiedlung von Handwerkern in Athen, aber Edle und Niedere dürfen gleichen Besitz haben
timokratische Prinzipien → Vermögen=Mitbestimmung
außerdem richtet sich der Wert des Menschen nach seiner Wehrtüchtigkeit/Wehrfähigkeit: was kann er leisten?
Lösung des Schuldenproblems
die Schulden der Bauern entstanden durch die zwangsläufige Aufnahme jener von Saatgut, die Wiedergutmachung mußte durch Schuldsklaverei abgegolten werden → d.i. Unrecht → Seisachtheia, d.i. die Lastenabschüttlung für Arme und die Rückführung von Sklaven aus dem Ausland für die ansonsten geprellten Gläubiger - Vermittlung der Interessen
Popularklage
auch ein anderer kann für einen Klagenden diese erheben
kann mißbraucht werden, obwohl es zum Schutze der Schwachen eingeführt wurde
Testamentsgesetz
Bestimmung des Erben, falls es keinen Sohn in der Nachkommenschaft gibt → schlug eine Bresche in das Eigentumsrecht der Gens (Morgan)
Selbstverständnis
von Solon zumeist als poetische Rechenschaft dargestellt
will das Recht wieder herstellen
Steine in den Boden pflocken, Hektemoroi
Kritik
Peisistratos konnte sich zum
Tyrannen erheben;
Ein Moment liegt in der Unterscheidung des Menschen von der Sache und von dem Gelde. Das Geld wird, was es sein soll, ein Mittel der politischen Ausgleichung. Es war nicht allein ein Vorteil für die ärmeren Klassen, daß sie von der Gefahr befreit wurden, von Haus und Hof vertrieben oder als Sklaven verkauft zu werden; durch die Solonischen Gesetze wurden sie zugleich an das Gemeinwesen geknüpft, das sie von nun an als untrennbare Glieder umfaßte. (Ranke)
Lit.: H. Berve: Die Tyrannis bei den Griechen