Inhaltsverzeichnis
ANTINOMIE
Herkunft: corpus iustiniani → gegensätzliche Behauptungen über ein und denselben Sachverhalt existieren gleichberechtigt nebeneinander;
- in sie verfällt die menschliche VERNUNFT notwendigerweise, wenn sie über die Dinge an sich nachzudenken beginnt, somit stärker als WIDERSPRUCH, aber diesen doch als Oberbegriff besitzend
- VEREINIGUNG von SUBJEKT und OBJEKT mit gleichzeitigem Rückführen in die Reflexion mit dem höchsten Grundsatz (Hegel)
Zustand der Vernunft bei dialektischen Schlüssen:
- Widerspruch von Gesetzen
- Widerspruch von Sätzen: Thesis – Antithesis
- eine logische Aussage, die sowohl kontradiktorisch als auch beweisbar ist (QUINE)
christliche Antinomien
- Gott vs. Mammon;
- ewiges vs. irdisches LEBEN;
- Seele vs. Leib;
- DEMUT vs. Selbstgerechtigkeit;
- Liebe vs. SELBSTSUCHT;
- Wahrheit vs. LÜGE (Bultmann)
Kants Entwicklung bei der Fassung des Begriffs
1. Fassung des Begriffs
Widerstreit der Vernunft – das GESETZ, alles Bedingte schließlich in etwas Unbedingtem zu verankern - gegen Widerstreit der Gesetze – FORDERUNG, im Bereich der ERFAHRUNG jede Bedingung wiederrum als bedingt anzusehen
- die Antinomie offenbart sich in der Anwendung der Gesetze
2. Fassung des Begriffs
- Widerstreit zweier Behauptungen, die jeweils gleich stringent beweisbar erscheinen
- STREIT von Maximen, Grundsätzen (nomoi) thesis cum antithesi
3. Fassung des Begriffs
- Widerspruch zwischen Zustand der Vernunft und dem PHÄNOMEN der menschlichen Vernunft, d.i. die Antinomie der reinen Vernunft → die Vernunft macht es dem Verstand entweder zu kurz oder zu lang
zu kurz: Problem des Unbedingten
zu lang: Problem des unendlichen REGRESSUS
- anthropologische Relevanz: Antinomie zwischen dem VERMÖGEN der Welteinrichtung und dem Verstand als dem Vermögen der Weltüberschreitung
Kants vier Antinomien im Wortlaut: http://antinomien.de.ki/