Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


gespraechsanalyse

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Beide Seiten der vorigen RevisionVorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorhergehende Überarbeitung
gespraechsanalyse [2020/06/10 17:23] – [III. Schluß] Robert-Christian Knorrgespraechsanalyse [2024/02/29 09:28] (aktuell) – [I. Einleitung] Robert-Christian Knorr
Zeile 29: Zeile 29:
  
   - Was ist das Thema?   - Was ist das Thema?
-  - Gesprächsart: Um welche Art des Gespräches handelt es sich? Konfliktgespräch, Streitgespräch, Interview, Diskussion, Zufallsgespräch, Verkaufsgespräch, Alltagsgespräch, Grundsatzgespräch, etc.+  - Gesprächsart: Um welche Art des Gespräches handelt es sich? Konfliktgespräch, Streitgespräch, [[Interview]], Diskussion, Zufallsgespräch, Verkaufsgespräch, Alltagsgespräch, Grundsatzgespräch, etc.
 ==== Entwicklung ==== ==== Entwicklung ====
  
Zeile 81: Zeile 81:
 Nach Anselm Strauss kommt der [[Sprache]] eine entscheidende [[Rolle]] für das menschliche [[Verhalten]] zu, und sie ist keinesfalls nur als eine weitere Verhaltensweise des Menschen zu verstehen. Vielmehr vertrete ich die Ansicht, daß Sprache und [[Sprechen]], ja jedwede [[Kommunikation]], unsere Wirklichkeit zu maßgeblichem Anteil „formt“. So kann der Sprache zum einen die [[Funktion]] der Benennung zukommen. Benennung, die Bezeichnung eines Gegenstandes oder Sachverhaltes, impliziert gleichzeitig, daß man diesen in die wahrgenommene Wirklichkeit einordnen kann und mit ihr inhaltlich, d.h. von Sinnhaftigkeit durchsetzt, zu verknüpfen fähig ist. Somit hat der [[Akt]] der Benennung die Funktion von Einstufung und Klassifikation inne. Mit der Benennung beispielsweise einer [[Situation]] oder auch einer [[Person]] hat man diese als etwas Bestimmtes identifiziert, was gleichzeitig  beinhaltet, daß man sie auch kategorisierte. In diesem Sinne wird die [[Welt]] in Klassen eingeteilt, die aus der Abgrenzung der verschiedenen Klassen untereinander gewonnen werden. Und da die Klassen in unterschiedlichster Weise zueinander in Beziehung gesetzt werden können, ergeben sich [[Möglichkeit]]en der definitorischen Abgrenzung der [[Ding#Dinge]]. \\ Nach Anselm Strauss kommt der [[Sprache]] eine entscheidende [[Rolle]] für das menschliche [[Verhalten]] zu, und sie ist keinesfalls nur als eine weitere Verhaltensweise des Menschen zu verstehen. Vielmehr vertrete ich die Ansicht, daß Sprache und [[Sprechen]], ja jedwede [[Kommunikation]], unsere Wirklichkeit zu maßgeblichem Anteil „formt“. So kann der Sprache zum einen die [[Funktion]] der Benennung zukommen. Benennung, die Bezeichnung eines Gegenstandes oder Sachverhaltes, impliziert gleichzeitig, daß man diesen in die wahrgenommene Wirklichkeit einordnen kann und mit ihr inhaltlich, d.h. von Sinnhaftigkeit durchsetzt, zu verknüpfen fähig ist. Somit hat der [[Akt]] der Benennung die Funktion von Einstufung und Klassifikation inne. Mit der Benennung beispielsweise einer [[Situation]] oder auch einer [[Person]] hat man diese als etwas Bestimmtes identifiziert, was gleichzeitig  beinhaltet, daß man sie auch kategorisierte. In diesem Sinne wird die [[Welt]] in Klassen eingeteilt, die aus der Abgrenzung der verschiedenen Klassen untereinander gewonnen werden. Und da die Klassen in unterschiedlichster Weise zueinander in Beziehung gesetzt werden können, ergeben sich [[Möglichkeit]]en der definitorischen Abgrenzung der [[Ding#Dinge]]. \\
 Dementsprechend liegt das Gemisch von Eigenarten, welches ein bestimmter Sachverhalt aufweist, nicht in der „[[Natur]] der Dinge“ per se, sondern eben in der Bedeutung, die man diesem Sachverhalt mit dessen Benennung entgegenbringt. Indem Dinge und Sachverhalte benannt und damit einordnet werden (kulturell symbolisiert), hegt man gewisse Erwartungshaltungen bezüglich der Interaktion mit dem bezeichneten [[Objekt]]. Gewissermaßen läßt sich sagen, daß ein Akt der Benennung bestimmte Handlungsmuster vorgibt, die aus den antizipierten Erwartungen gegenüber dem Objekt herrühren. Erfahrungen können hierbei entscheidenden konstitutiven Einfluß auf die spezifischen Erwartungshaltungen ausüben und somit der Konstruktion von Interaktionen der Individuen einen konkreten Bezugsrahmen gegenüberstellen. Wenn wir beispielsweise die Situation einer Geiselnahme betrachten, wird dies besonders deutlich. Der institutionelle Akteur [[Polizei]] definiert eine andere Person aufgrund deren Verhaltens als Geiselnehmer. Dieser [[Namensgebung]], die gleichzeitig die Situation kategorisiert, folgt seitens der Polizei, die aus institutionellen Gründen mit dieser Situation umzugehen hat, ein Handlungsablauf, der die Erwartungen der Staatsorgane in bezug auf einen Geiselnehmer ganz allgemein widerspiegelt. Diese Erwartungshaltung, d.h. das Handlungsmuster, ist in diesem Beispiel sogar in Form polizeilicher Dienstvorschriften schriftlich festgehalten und rührt her aus [[Erfahrung]]swerten und allgemeinen Annahmen zur Schlichtung derartiger Situationen, die über die Jahre hinweg angesammelt wurden. \\ Dementsprechend liegt das Gemisch von Eigenarten, welches ein bestimmter Sachverhalt aufweist, nicht in der „[[Natur]] der Dinge“ per se, sondern eben in der Bedeutung, die man diesem Sachverhalt mit dessen Benennung entgegenbringt. Indem Dinge und Sachverhalte benannt und damit einordnet werden (kulturell symbolisiert), hegt man gewisse Erwartungshaltungen bezüglich der Interaktion mit dem bezeichneten [[Objekt]]. Gewissermaßen läßt sich sagen, daß ein Akt der Benennung bestimmte Handlungsmuster vorgibt, die aus den antizipierten Erwartungen gegenüber dem Objekt herrühren. Erfahrungen können hierbei entscheidenden konstitutiven Einfluß auf die spezifischen Erwartungshaltungen ausüben und somit der Konstruktion von Interaktionen der Individuen einen konkreten Bezugsrahmen gegenüberstellen. Wenn wir beispielsweise die Situation einer Geiselnahme betrachten, wird dies besonders deutlich. Der institutionelle Akteur [[Polizei]] definiert eine andere Person aufgrund deren Verhaltens als Geiselnehmer. Dieser [[Namensgebung]], die gleichzeitig die Situation kategorisiert, folgt seitens der Polizei, die aus institutionellen Gründen mit dieser Situation umzugehen hat, ein Handlungsablauf, der die Erwartungen der Staatsorgane in bezug auf einen Geiselnehmer ganz allgemein widerspiegelt. Diese Erwartungshaltung, d.h. das Handlungsmuster, ist in diesem Beispiel sogar in Form polizeilicher Dienstvorschriften schriftlich festgehalten und rührt her aus [[Erfahrung]]swerten und allgemeinen Annahmen zur Schlichtung derartiger Situationen, die über die Jahre hinweg angesammelt wurden. \\
-In ganz ähnlicher Weise nimmt auch der Geiselnehmer die Situation aus seiner eigenen, aus Erfahrungen resultierenden Perspektive war. Gleich, was auch immer ihn zu der Aktion bewogen haben mag, er konstruiert eine Form symbolischer Definitionsmacht durch sprachliche [[geste|Gesten]], indem er zum Beispiel den gewöhnlichen Handlungsabläufen der Kunden in einer Bank durch sprachliche Mitteilung einen neuen Bezugsrahmen gegenüberstellt und ihre Rolle nun als Geisel und die seinige als Geiselnehmer definiert, wobei in diesem Beispiel eine [[Waffe]] das Medium sei, das das nunmehr derart hergestellte Machtgefüge plausibel visualisiert.\\+In ganz ähnlicher Weise nimmt auch der Geiselnehmer die Situation aus seiner eigenen, aus Erfahrungen resultierenden [[Perspektive]] war. Gleich, was auch immer ihn zu der Aktion bewogen haben mag, er konstruiert eine Form symbolischer Definitionsmacht durch sprachliche [[geste|Gesten]], indem er zum Beispiel den gewöhnlichen Handlungsabläufen der Kunden in einer Bank durch sprachliche Mitteilung einen neuen Bezugsrahmen gegenüberstellt und ihre Rolle nun als Geisel und die seinige als Geiselnehmer definiert, wobei in diesem Beispiel eine [[Waffe]] das Medium sei, das das nunmehr derart hergestellte Machtgefüge plausibel visualisiert.\\
 Den Anwesenden in der Bank wurde durch den Mann, der eben in den Vorraum gestürmt kam, höchst glaubhaft mitgeteilt, daß sie ab sofort seine Geiseln seien. Im [[allgemein]]en führt eine solche Benennung einer Situation zu  Erwartungshaltungen in den Betroffenen, die in eher passiven Verhaltensweisen, wie zum Beispiel ausharren und den gegebenen Anweisungen Folge leisten, münden. Erreicht wird so ein aus der Sicht des Geiselnehmers „kooperatives“ Verhalten durch den Einsatz von Drohungen, demnach verbalen Mitteilungen, die auf eventuell eintretende Handlungen verweisen, wobei deren Inhalt im Adressaten wiederum Erwartungen negativer Natur wecken sollen.\\  Den Anwesenden in der Bank wurde durch den Mann, der eben in den Vorraum gestürmt kam, höchst glaubhaft mitgeteilt, daß sie ab sofort seine Geiseln seien. Im [[allgemein]]en führt eine solche Benennung einer Situation zu  Erwartungshaltungen in den Betroffenen, die in eher passiven Verhaltensweisen, wie zum Beispiel ausharren und den gegebenen Anweisungen Folge leisten, münden. Erreicht wird so ein aus der Sicht des Geiselnehmers „kooperatives“ Verhalten durch den Einsatz von Drohungen, demnach verbalen Mitteilungen, die auf eventuell eintretende Handlungen verweisen, wobei deren Inhalt im Adressaten wiederum Erwartungen negativer Natur wecken sollen.\\ 
 Allerdings stellt der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick fest, daß eine Drohung nur dann ihr [[Ziel]] zu erreichen im Stande ist, wenn dem Empfänger deren Eintreten auch plausibel gemacht werden kann. Hat die Drohung Erfolg, werden die Geiseln ihren Handlungshorizont entsprechend der Definitionsgebung, die ja implizit eine bestimmte Palette von möglichen Handlungsmustern enthält, einstellen. So ist es leicht einzusehen, daß eine sehr gespannte Interaktion bezüglich des Geiselnehmers und seiner Geiseln weitaus andere Handlungsopportunitäten mit sich bringt als ein unter diesen Umständen in „entspannter Atmosphäre“ angesiedeltes Verhältnis.\\ Allerdings stellt der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick fest, daß eine Drohung nur dann ihr [[Ziel]] zu erreichen im Stande ist, wenn dem Empfänger deren Eintreten auch plausibel gemacht werden kann. Hat die Drohung Erfolg, werden die Geiseln ihren Handlungshorizont entsprechend der Definitionsgebung, die ja implizit eine bestimmte Palette von möglichen Handlungsmustern enthält, einstellen. So ist es leicht einzusehen, daß eine sehr gespannte Interaktion bezüglich des Geiselnehmers und seiner Geiseln weitaus andere Handlungsopportunitäten mit sich bringt als ein unter diesen Umständen in „entspannter Atmosphäre“ angesiedeltes Verhältnis.\\
Zeile 102: Zeile 102:
 ===== 2. Empirischer Teil: qualitative Betrachtung einer Drehbuch-Konversation ===== ===== 2. Empirischer Teil: qualitative Betrachtung einer Drehbuch-Konversation =====
  
-Ich habe mich im Rahmen der in dieser Arbeit zu erfolgenden empirischen [[Untersuchung]] des spezifischen interaktionalen Phänomens der Drohung für einen Dialog aus einem Drehbuch entschieden. Auf der [[Suche]] nach geeignetem narrativem Untersuchungsmaterial kam mir der Gedanke, daß sich ja gerade die für ein Massenpublikum aufbereitete Karikierung sozialer Wirklichkeit in [[Form]] des Hollywood-Films besonders reichhaltig an auffälligen kommunikativen Mitteln zur Konstruktion sozialer Sachverhalte bedient. Da üblicherweise bei der Produktion von Filmen in Hollywood deren nachherige weltweite Vermarktung angestrebt wird, sind Drehbuchautoren und Dramaturgen aufgrund des materiellen Sachzwangs, dem sie im Rahmen einer erfolgreichen Teilnahme an der Filmindustrie ausgesetzt sind, gezwungen, möglichst interkulturell unabhängige [[Symbol]]iken und daher eine eher allgemeinverständliche Metaphorik in Filmdialogen anzuwenden. Dies vorrausgesetzt kann davon ausgegangen werden, daß gerade im kommerziellen Filmsektor höchst pointierte und zum Teil auch drastifizierte Austauschhandlungen zwischen Individuen in scheinbar stereotypen Kontexten konstruiert werden, die gerade aufgrund ihrer [[Intention]], nämlich der Abbildung menschlichen Handelns, wesentliche Merkmale interindividueller Kommunikation aufweisen und diese ebenso verwenden wie im „Alltagsleben“. \\+Ich habe mich im Rahmen der in dieser Arbeit zu erfolgenden empirischen [[Untersuchung]] des spezifischen interaktionalen Phänomens der Drohung für einen Dialog aus einem Drehbuch entschieden. Auf der [[Suche]] nach geeignetem narrativem Untersuchungsmaterial kam mir der Gedanke, daß sich ja gerade die für ein Massenpublikum aufbereitete Karikierung sozialer Wirklichkeit in [[Form]] des Hollywood-Films besonders reichhaltig an auffälligen kommunikativen Mitteln zur Konstruktion sozialer Sachverhalte bedient. Da üblicherweise bei der Produktion von Filmen in Hollywood deren nachherige weltweite Vermarktung angestrebt wird, sind Drehbuchautoren und Dramaturgen aufgrund des materiellen Sachzwangs, dem sie im Rahmen einer erfolgreichen Teilnahme an der Filmindustrie ausgesetzt sind, gezwungen, möglichst interkulturell unabhängige [[Symbol]]iken und daher eine eher allgemeinverständliche Metaphorik in Filmdialogen anzuwenden. Dies vorausgesetzt kann davon ausgegangen werden, daß gerade im kommerziellen Filmsektor höchst pointierte und zum Teil auch drastifizierte Austauschhandlungen zwischen Individuen in scheinbar stereotypen Kontexten konstruiert werden, die gerade aufgrund ihrer [[Intention]], nämlich der Abbildung menschlichen Handelns, wesentliche Merkmale interindividueller Kommunikation aufweisen und diese ebenso verwenden wie im „Alltagsleben“. \\
  
 Eine [[Quelle]] für Drehbücher vor allem US-amerikanischer Filmproduktionen findet sich unter [[http://www.scriptfly.com/screenplays/]], eine andere unter [[http://www.script-o-rama.com/table.shtml ]]. Eine [[Quelle]] für Drehbücher vor allem US-amerikanischer Filmproduktionen findet sich unter [[http://www.scriptfly.com/screenplays/]], eine andere unter [[http://www.script-o-rama.com/table.shtml ]].
Zeile 131: Zeile 131:
  
  
-Segment V (S.3/51 – S.4/17): drastische Symbolisierungen und Dramatisierung der Situation / Rekontextualisierung der Kommunikation\\+Segment V (S.3/51 – S.4/17): drastische [[Symbolisierung#Symbolisierungen]] und Dramatisierung der Situation / Rekontextualisierung der Kommunikation\\
  
-Jetzt spricht Brett Jules an und versucht in höflichem Ausdruck dessen Namen zu erfahren, der ihm ja noch immer unbekannt ist. Dem entgegnet Jules rüde: „My name s Pitt, and you ain t talkin your ass outta this shit.“, was Brett wiederum zum Anlaß nimmt, sein Bedauern darüber auszudrücken, daß die Dinge zwischen ihnen (den „Jungs“) und ihrem Geschäftspartner Mr. Wallace regelrecht „fucked up“ im Sinne von „ins Arge“ geraten sind. Er wird jedoch in seinen diplomatischen Bemühungen unterbrochen, als Jules eine Pistole zieht und Roger von seinem Stuhl schießt. \\+Jetzt spricht Brett Jules an und versucht in höflichem Ausdruck dessen Namen zu erfahren, der ihm ja noch immer unbekannt ist. Dem entgegnet Jules rüde: „My name s Pitt, and you ain t talkin your ass outta this shit.“, was Brett wiederum zum Anlaß nimmt, sein [[Bedauern]] darüber auszudrücken, daß die Dinge zwischen ihnen (den „Jungs“) und ihrem Geschäftspartner Mr. Wallace regelrecht „fucked up“ im Sinne von „ins Arge“ geraten sind. Er wird jedoch in seinen diplomatischen Bemühungen unterbrochen, als Jules eine Pistole zieht und Roger von seinem Stuhl schießt. \\
 Brett ist nun sehr ängstlich und zittert am ganzen [[Körper]]. Jules „entschuldigt“ sich bei Brett dafür, daß „er seine Konzentration gestört“ habe und fordert ihn auf, in seiner [[Rede]] fortzufahren. Brett ist jedoch vor Angst unfähig zu sprechen.\\ Brett ist nun sehr ängstlich und zittert am ganzen [[Körper]]. Jules „entschuldigt“ sich bei Brett dafür, daß „er seine Konzentration gestört“ habe und fordert ihn auf, in seiner [[Rede]] fortzufahren. Brett ist jedoch vor Angst unfähig zu sprechen.\\
  
Zeile 162: Zeile 162:
 Was ist hier geschehen? \\ Was ist hier geschehen? \\
  
-Daß Jules und Vincent, die in dieser Filmszene gemeinsam eine der beiden anwesenden Interaktionsparteien darstellen, mit den Händen in den Taschen den Raum betreten, während Jules sagt: „Hey Kids.“ und weiter: „How you boys doin ?“ kann im Rahmen des hier objektiv erfolgenden Gesprächsauftaktes nur als Geste der Vermittlung gewisser familiärer Vertrautheit in Form der Inszenesetzung taktisch plazierter Lockerheit  gewertet werden. Es ist unverkennbar, daß hierdurch aus Sicht der drei „Jungs“, die in dieser Szene neben Jules und Vincent die zweite der beiden Interaktionsparteien verkörpern, gewissermaßen kontextuell entspanntere Handlungsopportunitäten verbleiben, als begegnete man ihnen durch aggressivere Gesten. Dennoch schließen sich die so angesprochenen „Jungs“ der leger gestellten Eröffnungsfrage nach dem Befinden nicht an. Ob dies als Indiz für deren Überraschung angesichts des morgendlichen Besuchs zu werten ist oder aber auch als Ausdruck eines „schlechten [[Gewissen]]s“ in Vorahnung des Besuchshintergrundes der ihnen unbekannten Männer kann an dieser Stelle nicht geklärt werden. Jedoch ergibt sich aus dem Ausbleiben der Antwort seitens der „Jungs“ für Jules die im Zuge der Herstellung von Machtgefügen nicht unwesentliche Option, mit Hilfe der das Rederecht innehabenden Interaktionspartei Macht zu definieren, indem er schlichtweg äußert, ob er den „Jungs“ nicht gerade eine Frage gestellt hätte, um hiermit den „Jungs“ die Übernahme des second-pair-parts zuzuweisen. Es ist unschwer zu erkennen, daß interaktionale Formulierungen dieser Art zum einen die offen zu Tage tretende Aufforderung zur Annahme der eröffneten Kommunikation beinhalten. Unterschwellig transportieren sie jedoch gleichzeitig im [[Moment]] ihrer Verlautbarung seitens des sich so äußernden Interaktanten die Information, daß dieser derjenige ist, der die nun stattfindende Kommunikation zu lenken gedenkt. Dieses wird von ihm im Wege der schlichten Zuweisung von Rederechten erreicht. Hierdurch erringt Jules für sich die Option den weiteren Interaktionsverlauf in maßgeblicher Weise zu strukturieren, indem er für sich herausstellen kann, daß ER die Fragen stellen wird.\\+Daß Jules und Vincent, die in dieser Filmszene gemeinsam eine der beiden anwesenden Interaktionsparteien darstellen, mit den Händen in den Taschen den Raum betreten, während Jules sagt: „Hey Kids.“ und weiter: „How you boys doin ?“ kann im Rahmen des hier objektiv erfolgenden Gesprächsauftaktes nur als Geste der Vermittlung gewisser familiärer Vertrautheit in Form der Inszenesetzung taktisch plazierter Lockerheit  gewertet werden. Es ist unverkennbar, daß hierdurch aus Sicht der drei „Jungs“, die in dieser Szene neben Jules und Vincent die zweite der beiden Interaktionsparteien verkörpern, gewissermaßen kontextuell entspanntere Handlungsopportunitäten verbleiben, als begegnete man ihnen durch aggressivere Gesten. Dennoch schließen sich die so angesprochenen „Jungs“ der leger gestellten Eröffnungsfrage nach dem Befinden nicht an. Ob dies als Indiz für deren Überraschung angesichts des morgendlichen Besuchs zu werten ist oder aber auch als Ausdruck eines „schlechten [[Gewissen|Gewissens]]“ in [[Vorahnung]] des Besuchshintergrundes der ihnen unbekannten Männer kann an dieser Stelle nicht geklärt werden. Jedoch ergibt sich aus dem Ausbleiben der Antwort seitens der „Jungs“ für Jules die im Zuge der Herstellung von Machtgefügen nicht unwesentliche Option, mit Hilfe der das Rederecht innehabenden Interaktionspartei Macht zu definieren, indem er schlichtweg äußert, ob er den „Jungs“ nicht gerade eine Frage gestellt hätte, um hiermit den „Jungs“ die Übernahme des second-pair-parts zuzuweisen. Es ist unschwer zu erkennen, daß interaktionale Formulierungen dieser Art zum einen die offen zu Tage tretende Aufforderung zur Annahme der eröffneten Kommunikation beinhalten. Unterschwellig transportieren sie jedoch gleichzeitig im [[Moment]] ihrer Verlautbarung seitens des sich so äußernden Interaktanten die Information, daß dieser derjenige ist, der die nun stattfindende Kommunikation zu lenken gedenkt. Dieses wird von ihm im Wege der schlichten Zuweisung von Rederechten erreicht. Hierdurch erringt Jules für sich die Option den weiteren Interaktionsverlauf in maßgeblicher Weise zu strukturieren, indem er für sich herausstellen kann, daß ER die Fragen stellen wird.\\
 Nachdem Brett gewissermaßen die Rolle des Sprechers der „Jungs“ zu übernehmen scheint und die standardisiert anmutende Antwort „We re doin  okay“ äußert, wird die solchermaßen initiierte Kommunikation in Form des „Abfragens“ seitens Jules fortgesetzt. Er ist scheinbar daran interessiert, die antagonistische Interaktionspartei langsam auf den [[Zweck]] des Besuchs hinzulenken und fragt, ob die „Jungs“ wüßten, wer sie (Jules und Vincent) seien, was Brett kopfschüttelnd verneint und Jules zu der Aussage bringt, daß sie Partner eines gewissen Marsellus Wallace, seinerseits Geschäftspartners der „Jungs“, seien und von ihm im selben Atemzug in die erneute an die „Jungs“ gerichtete Fragestellung überführt wird, ob sie sich an ihren Geschäftspartner erinnern würden, worauf er keine Antwort erhält. \\ Nachdem Brett gewissermaßen die Rolle des Sprechers der „Jungs“ zu übernehmen scheint und die standardisiert anmutende Antwort „We re doin  okay“ äußert, wird die solchermaßen initiierte Kommunikation in Form des „Abfragens“ seitens Jules fortgesetzt. Er ist scheinbar daran interessiert, die antagonistische Interaktionspartei langsam auf den [[Zweck]] des Besuchs hinzulenken und fragt, ob die „Jungs“ wüßten, wer sie (Jules und Vincent) seien, was Brett kopfschüttelnd verneint und Jules zu der Aussage bringt, daß sie Partner eines gewissen Marsellus Wallace, seinerseits Geschäftspartners der „Jungs“, seien und von ihm im selben Atemzug in die erneute an die „Jungs“ gerichtete Fragestellung überführt wird, ob sie sich an ihren Geschäftspartner erinnern würden, worauf er keine Antwort erhält. \\
 Diese Interaktionssequenz baut das Machtgefälle innerhalb des stattfindenden Austausch aus, indem die Konstruktion der „die-Fragen-stellenden“ Interaktionsposition unterstrichen wird und somit auch gewisse Definitionsmacht gegenüber der somit angestrebten Gesprächsrichtung eröffnet. Anstatt sich sozusagen „faktenorientiert“ vorzustellen, formuliert Jules die simpel erscheinende Frage, ob die „Jungs“ wüßten, wer er und Vincent seien. Es kann davon ausgegangen werden, daß ob der scheinbar mangelnden beidseitigen persönlichen Kenntnis der Interaktionsparteien voneinander die Verneinung dieser Frage von Jules erwartet wurde. Gleichzeitig gibt die für den bisher sichtbar gewordenen Kontext des Gesprächs eigentlich zu kurze [[Reaktion]] Bretts Anlaß zu der Vermutung, daß zumindest dieser sich bereits der die Interaktion strukturierenden Position Jules untergeordnet hat. Daß dies als eine Intention der Fragestellungen Jules interpretiert werden kann, liegt in Betrachtung des im Weiteren von ihm praktizierten Frageschemas auf der Hand, denn zum einen gelingt es ihm innerhalb der Fragen zwar vage, aber dennoch eindrückliche Anspielungen auf den realen Hintergrund des Besuchs zu kommunizieren, zum anderen überläßt er den so Angesprochenen gleichwohl nur binäre Ja-Nein-Antworten als deren Beitragsmöglichkeit zum Gespräch. Die Nennung eines Namens sowie eine erste Inbeziehungsetzung der einzelnen Interaktionsparteien zu der mit dem Namen korrelierenden spekulativen Konnotationen stellt eine solche vage, aber eindringliche Anspielung seitens Jules dar, vor allem in der Annahme des Vorwissens Jules, daß die angesprochenen Interaktanten sehr wohl in der in der Fragestellung formulierten Beziehung zu der ebenda genannten Person stehen. Diese Annahme bekräftigend kann sicherlich die ausbleibende Antwort seitens der „Jungs“ gewertet werden. Ebenso tut sich erneut die Mutmaßung auf, daß die kommunikative Nichtreaktion in einem in der Filmszene amorphen und nicht näher beschreibbaren Schuldbewußtseins der „Jungs“ begründet sein könnte. Was nun folgt, ist die regelrechte Identifizierung Bretts seitens Jules, wiederum in eine Frage verpackt, in der Jules zum Ausdruck bringt, den Namen Bretts zu erraten. Anzunehmen ist hier, daß Jules bereits Kenntnis über die voraussichtlich an der Interaktion teilnehmenden Personen hat, was im Zuge der Umsetzung der Benennung Bretts als solchen sicherlich auch von den „Jungs“ erkannt wird. Dieses gereicht zum einen der machtkonstitutiven Position Jules  im Gespräch zu verstärkter Evidenz, während es zugleich der Interaktion einen Hauch der [[Persönlichkeit]] im Sinne der Bezugnahme auf die angesprochenen Individuen verleiht. Das direkte Angesprochenwerden von einer sich als handlungsmächtig kommunizierenden Interaktionspartei verstärkt für gewöhnlich den handlungsmächtigen Eindruck, den der so Angesprochene von diesem Interaktanten aufnimmt. Gleichermaßen verhält es sich mit Brett, der als solcher von Jules angesprochen erfolgreich aufgefordert wird, sich seines namentlich erwähnten Geschäftspartners zu erinnern. Gewissermaßen ließe sich hierin auch ein Einschüchterungsaspekt gegenüber den anderen Mitgliedern der Interaktionspartei der „Jungs“ sehen, indem ihnen von Jules suggeriert wird, daß zunächst ihr „Gruppenmitglied“ Brett alleinverantwortlicher Teilnehmer der sich entfaltenden Interaktion ist.\\ Diese Interaktionssequenz baut das Machtgefälle innerhalb des stattfindenden Austausch aus, indem die Konstruktion der „die-Fragen-stellenden“ Interaktionsposition unterstrichen wird und somit auch gewisse Definitionsmacht gegenüber der somit angestrebten Gesprächsrichtung eröffnet. Anstatt sich sozusagen „faktenorientiert“ vorzustellen, formuliert Jules die simpel erscheinende Frage, ob die „Jungs“ wüßten, wer er und Vincent seien. Es kann davon ausgegangen werden, daß ob der scheinbar mangelnden beidseitigen persönlichen Kenntnis der Interaktionsparteien voneinander die Verneinung dieser Frage von Jules erwartet wurde. Gleichzeitig gibt die für den bisher sichtbar gewordenen Kontext des Gesprächs eigentlich zu kurze [[Reaktion]] Bretts Anlaß zu der Vermutung, daß zumindest dieser sich bereits der die Interaktion strukturierenden Position Jules untergeordnet hat. Daß dies als eine Intention der Fragestellungen Jules interpretiert werden kann, liegt in Betrachtung des im Weiteren von ihm praktizierten Frageschemas auf der Hand, denn zum einen gelingt es ihm innerhalb der Fragen zwar vage, aber dennoch eindrückliche Anspielungen auf den realen Hintergrund des Besuchs zu kommunizieren, zum anderen überläßt er den so Angesprochenen gleichwohl nur binäre Ja-Nein-Antworten als deren Beitragsmöglichkeit zum Gespräch. Die Nennung eines Namens sowie eine erste Inbeziehungsetzung der einzelnen Interaktionsparteien zu der mit dem Namen korrelierenden spekulativen Konnotationen stellt eine solche vage, aber eindringliche Anspielung seitens Jules dar, vor allem in der Annahme des Vorwissens Jules, daß die angesprochenen Interaktanten sehr wohl in der in der Fragestellung formulierten Beziehung zu der ebenda genannten Person stehen. Diese Annahme bekräftigend kann sicherlich die ausbleibende Antwort seitens der „Jungs“ gewertet werden. Ebenso tut sich erneut die Mutmaßung auf, daß die kommunikative Nichtreaktion in einem in der Filmszene amorphen und nicht näher beschreibbaren Schuldbewußtseins der „Jungs“ begründet sein könnte. Was nun folgt, ist die regelrechte Identifizierung Bretts seitens Jules, wiederum in eine Frage verpackt, in der Jules zum Ausdruck bringt, den Namen Bretts zu erraten. Anzunehmen ist hier, daß Jules bereits Kenntnis über die voraussichtlich an der Interaktion teilnehmenden Personen hat, was im Zuge der Umsetzung der Benennung Bretts als solchen sicherlich auch von den „Jungs“ erkannt wird. Dieses gereicht zum einen der machtkonstitutiven Position Jules  im Gespräch zu verstärkter Evidenz, während es zugleich der Interaktion einen Hauch der [[Persönlichkeit]] im Sinne der Bezugnahme auf die angesprochenen Individuen verleiht. Das direkte Angesprochenwerden von einer sich als handlungsmächtig kommunizierenden Interaktionspartei verstärkt für gewöhnlich den handlungsmächtigen Eindruck, den der so Angesprochene von diesem Interaktanten aufnimmt. Gleichermaßen verhält es sich mit Brett, der als solcher von Jules angesprochen erfolgreich aufgefordert wird, sich seines namentlich erwähnten Geschäftspartners zu erinnern. Gewissermaßen ließe sich hierin auch ein Einschüchterungsaspekt gegenüber den anderen Mitgliedern der Interaktionspartei der „Jungs“ sehen, indem ihnen von Jules suggeriert wird, daß zunächst ihr „Gruppenmitglied“ Brett alleinverantwortlicher Teilnehmer der sich entfaltenden Interaktion ist.\\
gespraechsanalyse.1591802633.txt.gz · Zuletzt geändert: 2020/06/10 17:23 von Robert-Christian Knorr