schlegel
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schlegel [2013/03/27 12:38] – Robert-Christian Knorr | schlegel [2024/04/09 18:58] – [Lucinde] Robert-Christian Knorr | ||
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===== Friedrich Schlegel ===== | ===== Friedrich Schlegel ===== | ||
1772-1829\\ | 1772-1829\\ | ||
- | [[Schriftsteller]]\\ | + | [[Schriftsteller]] |
- | - Begründer der indischen [[Philologie]], | + | - Begründer der indischen [[Philologie]], |
- hat als erster den [[Zirkel# | - hat als erster den [[Zirkel# | ||
- Altertumsstudien in Göttingen und Leipzig, dazu [[Herder# | - Altertumsstudien in Göttingen und Leipzig, dazu [[Herder# | ||
- das Problem der modernen Literatur: Spannung zwischen dem Einzigartigen und Typischen, Singulären und Allgemeingültigen, | - das Problem der modernen Literatur: Spannung zwischen dem Einzigartigen und Typischen, Singulären und Allgemeingültigen, | ||
- beschreibt androgyne Muster: sanfte Männer und selbständige [[Frau# | - beschreibt androgyne Muster: sanfte Männer und selbständige [[Frau# | ||
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+ | ==== Philosophie ==== | ||
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+ | __Prämisse__: | ||
+ | - wir wollen erkennen und reißen uns aus dem Unendlichen Teilgottheitsbegriffe heraus, deren Summe uns allmählich glauben läßt, wir würden Gott/das Universum erfassen können\\ | ||
+ | - Gott wiederum, sich selber unbewußt, kömmt nur in uns zu Bewußtsein, | ||
+ | - gegenüber Fichte betont Schlegel die Kontraktion der Verbindung zum Unendlichen (kontrahierendes Ich vs. Unendlichem), | ||
+ | - das Unbewußte ist das [[Wesen]] des Individuums: | ||
+ | - den weitesten Gegensatz zu den Empirikern bildet der Naturbegriff: | ||
+ | === Erkenntnistheorie === | ||
+ | - kann nur ideal-real sein, weil einfacher Realismus die Erkenntnis der Realität naiv in dieser selbst mutmaßt und nicht die [[Evidenz]] derselben im Individuum, dem erkennenden Subjekt, erkennen kann\\ | ||
+ | - Empirie ist das Organon von realer //data//, nicht aber das für Erkenntnis\\ | ||
+ | - wahre Erkenntnis kann nur in der poetischen Reflexion erreicht werden, wenn sich Individuum, Universum und Verstand in der [[Sprache]] manifestieren\\ | ||
+ | - die Vernunft kann der [[Phantasie]] (die Verbindungslinie zwischen dem Universum und dem Individuum) keine normativen Fesseln anzulegen; sie muß die Selbstoffenbarung der [[Gottheit]] akzeptieren, | ||
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+ | === Begriff der romantischen Ironie === | ||
+ | - entsteht aus dem Spiel von Individuum und Empirie, aus dem Wechselgesang von Unendlichem und Akzentuierung \\ | ||
+ | - Subjekt, Prädikat und Kopula (Bindewort) vermittelt sich jede Aussage zu einem fixierten gedanklichen Resultat, eine Zwischenerstarrung göttlicher Universalität, | ||
+ | - eine dissoziative Störung zwischen Inhalt und Form: der [[Poet]] verbirgt im Gesagten das, was er meint, ein nicht endender Prozeß, der zugleich eine Autor-Leser-Rezeptionsebene enthält (Schweben, potenzierte Reflexion) und damit ein Gespräch entzündet, das zur universellen Poesie führren wird | ||
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+ | === Transcendentalphilosophie === | ||
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+ | 1800/01\\ | ||
+ | - Philosophie zielt stets auf neue Anfänge, ein [[Wissen]] des Wissens, ein Experiment, das sich um die beiden Pole Unendliches und Bewußtsein dreht → Fichtes Philosophie zielt auf das Bewußtsein (ist darum subjektiv), Spinoza zielt auf die Erfassung des Unendlichen (ist darum objektiv) | ||
+ | == Theorie der Welt == | ||
+ | - geht hervor aus dem Unbestimmten und dem Nichtich und ist das Resultat von geistigen [[Wesen]]\\ | ||
+ | - [[Materie]] und Form sind die Elemente der Welt\\ | ||
+ | - die Materie hat die Tendenz, ins Positive zu gehen, benutzt Assimilation (Austausch mit der Umwelt), die der Kern aller Organismen ist\\ | ||
+ | - Form, das Unendliche, das in Harmonie zu anderen steht, dessen Basis die Erinnerung an die ursprüngliche Einheit von Körper und Geist ist, worauf die Form wieder zielt: [[harmonie|prästabilierte Harmonie]]\\ | ||
+ | - da die Welt unvollendet ist, ist der Mensch der Gehülfe der [[Götter]] | ||
+ | == Theorie des Menschen == | ||
+ | - knüpft sich an Realität an, die dadurch gekennzeichnet ist, daß es keine allgemeine Bestimmung des Menschen gibt [sie vollzieht sich in der menschlichen Gesellschaft (Gemeinschaft und Freiheit), an welche Bedingung der [[Mensch]] als Mensch gebunden ist], sondern nur eine jeweils individuelle, | ||
+ | - das [[Streben]] nach seinem Ideal wird ihn moralisch machen, bedeutet: er wird philosophisch leben\\ | ||
+ | - der innere Mensch lebt nach seiner Religion, nicht nach der Moral\\ | ||
+ | - alles Menschliche läßt sich auf [[Familie]], | ||
+ | - die Liebe ist der Differenzpunkt in uns, sie läßt die Welt zusammenbauen, | ||
+ | == Philosophie der Philosophie == | ||
+ | - Rechtfertigung der Polemik | ||
+ | - Vereinigung von Geschichte und Philosophie | ||
+ | - Enzyklopädie von Kunst und Wissenschaften | ||
+ | |||
==== Politik ==== | ==== Politik ==== | ||
+ | - bildet neben [[Moral]] und [[Religion]] eine Grenze der Philosophie und verbindet die Erstgenannten\\ | ||
- hält im [[Gegensatz]] zu [[Kant]] eine [[Weltrepublik]] für denkbar/ | - hält im [[Gegensatz]] zu [[Kant]] eine [[Weltrepublik]] für denkbar/ | ||
- die allgemeine Wehrpflicht wird verworfen und ist nur im Ausnahmefall bei äußerster Bedrohung anwendbar\\ | - die allgemeine Wehrpflicht wird verworfen und ist nur im Ausnahmefall bei äußerster Bedrohung anwendbar\\ | ||
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==== Lucinde ==== | ==== Lucinde ==== | ||
- | - was [[Frau# | + | - was [[Frau# |
- | - Schilderung eines wahrhaft romantischen [[Leben# | + | |
+ | - Schilderung eines wahrhaft romantischen [[Leben# | ||
+ | - ihr Gebrechen ist eben, daß sie kein Weib ist, sondern eine unerquickliche Zusammensetzung von zwei Abstraktionen, | ||
+ | - Friedrich lebt und webt darin. Vielleicht gibt es nur wenig individuellere Bücher. Man sieht das Treiben seines Inneren, wie das [[Spiel]] der [[alchimie|chymischen]] [[Kraft]] in einer Auflösung im Zuckerglase, | ||
==== Wertung ==== | ==== Wertung ==== | ||
- erhebt die einseitige Forderung der urkundlichen Erforschung des [[Mythus]], glaubt also nicht an den Mythus ([[Bäumler]])\\ | - erhebt die einseitige Forderung der urkundlichen Erforschung des [[Mythus]], glaubt also nicht an den Mythus ([[Bäumler]])\\ | ||
+ | - war ein tiefsinniger Mann; er erkannte alle Herrlichkeiten der Vergangenheit, | ||
+ | - versucht, die unmittelbare Wirklichkeit des Unbewußten der Kunst in der Reflexion auf diese zu bewahren, ohne sie in distanzierende Abstraktion aufzuheben (Elsässer) → Glaube an die notwendige Immanenz des Unbewußten\\ | ||
- sieht in der Hegelschen [[Dialektik]] eine Art von Satanismus \\ | - sieht in der Hegelschen [[Dialektik]] eine Art von Satanismus \\ | ||
- endete als mystischer Irrationalist ([[Lukacs]])\\ | - endete als mystischer Irrationalist ([[Lukacs]])\\ | ||
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- im Sinne Bodmers und Breitingers erzogen\\ | - im Sinne Bodmers und Breitingers erzogen\\ | ||
- seine [[Kritik]] an der Kunstlehre: sie sind vereinzelt.\\ | - seine [[Kritik]] an der Kunstlehre: sie sind vereinzelt.\\ | ||
- | - nahm Anteil an [[Boielau#Boileaus]] Lehre von der idealisierten Natur; der Schönheitsbegriff macht nur [[Sinn]], wenn er zur Natur zurückgeführt wird\\ | + | - nahm Anteil an [[Boileau#Boileaus]] Lehre von der idealisierten Natur; der Schönheitsbegriff macht nur [[Sinn]], wenn er zur Natur zurückgeführt wird\\ |
[[Kunst]]: sinnlicher [[Ausdruck]] der [[Empfindung]], | [[Kunst]]: sinnlicher [[Ausdruck]] der [[Empfindung]], | ||
- | - einer der geistreichsten [[Dichter]] unseres | + | - einer der geistreichsten [[Dichter]] unseres |
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vergleicht Shakespeare und [[Gryphius]] und kommt zum Vorzug Shakespeares\\ | vergleicht Shakespeare und [[Gryphius]] und kommt zum Vorzug Shakespeares\\ | ||
- das [[Theater]] hat der [[Bildung]] des Volkes zu dienen\\ | - das [[Theater]] hat der [[Bildung]] des Volkes zu dienen\\ | ||
- | - der Dichter hat nationale Charaktere zu gestalten | + | - der Dichter hat nationale Charaktere zu [[gestalten]] |
==== Die stumme Schönheit ==== | ==== Die stumme Schönheit ==== |
schlegel.txt · Zuletzt geändert: 2024/07/17 07:34 von Robert-Christian Knorr