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anselm [2008/09/20 12:22] Robert-Christian Knorranselm [2019/07/28 16:05] – Externe Bearbeitung 127.0.0.1
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 - Aufnahme aristotelischer Schriften, die über Süditalien mittels arabischer Übersetzungen den Weg nach Europa fanden\\ - Aufnahme aristotelischer Schriften, die über Süditalien mittels arabischer Übersetzungen den Weg nach Europa fanden\\
 - formulierte, daß [[Gott]] allein das [[Objekt]] unserer [[Liebe]] sein könne: //frui// im [[Gegensatz]] zu //uti//, das sind die [[Ding]]e, die man benutzt\\ - formulierte, daß [[Gott]] allein das [[Objekt]] unserer [[Liebe]] sein könne: //frui// im [[Gegensatz]] zu //uti//, das sind die [[Ding]]e, die man benutzt\\
-- findet der [[Mensch]] nicht den Weg zu Gott, so bleibt er ein //amor sui usque ad contemptum Dei// und ist Mitglied der //civitas terrena// → sein Verhalten wird vom Machtdenken bestimmt, dem Wunsch, andere zu beherrschen \\+- findet der [[Mensch]] nicht den Weg zu Gott, so bleibt er ein //amor sui usque ad contemptum Dei// und ist Mitglied der //civitas terrena// → sein [[Verhalten]] wird vom Machtdenken bestimmt, dem [[Wunsch]], andere zu beherrschen \\
 - //ich glaube, um zu verstehen// → [[Glaube]] sucht nach Einsicht\\ - //ich glaube, um zu verstehen// → [[Glaube]] sucht nach Einsicht\\
  
-==== Wissen und Glauben – Erkenntnistheorie====+==== Wissen und Glauben – Erkenntnistheorie ====
 - der Glaube muß der [[Erkenntnis]] vorangehen, diese jenen stützen → //neque enim quaero intelligere ut credam, sed [[credo]] ut intelligam//\\ - der Glaube muß der [[Erkenntnis]] vorangehen, diese jenen stützen → //neque enim quaero intelligere ut credam, sed [[credo]] ut intelligam//\\
 - Gott hat alle Kreatur gut gemacht, in der [[Vernunft]] finden sich [[Analogie]]n des Übernatürlichen, der [[Trinität]]\\ - Gott hat alle Kreatur gut gemacht, in der [[Vernunft]] finden sich [[Analogie]]n des Übernatürlichen, der [[Trinität]]\\
  
-==== Proslogium==== +==== Proslogium ==== 
-- eine Anrede an Gott im realistischen Sinne → Entwicklung eines auf Johannes Scotus fußenden ontologischen Standpunktes im [[Universalienstreit]]\\ +- eine Anrede an Gott im realistischen Sinne → [[Entwicklung]] eines auf [[Johannes#Johannes Scotus]] fußenden ontologischen Standpunktes im [[Universalienstreit]]\\ 
-- fand als [[Realist]] bereits vor dem aufbrechenden Streit zwischen [[Abälard]] - Dialektiker, Conceptionalist - und [[Bernhard]] – Mystiker - eine Kompromißformel in bezug auf deren Streit, indem er den Glauben als dasjenige bezeichnete, das den Verstand mache, so daß später [[Thomas]] die durch den Glauben verstärkte Vernunft in ihre Rechte und Würden wieder einsetzen konnte ([[Cassirer]])\\+- fand als [[Realist]] bereits vor dem aufbrechenden [[Streit]] zwischen [[Abälard]] - Dialektiker, Conceptionalist - und [[Bernhard]] – [[Mystiker]] - eine Kompromißformel in bezug auf deren Streit, indem er den Glauben als dasjenige bezeichnete, das den Verstand mache, so daß später [[Thomas]] die durch den Glauben verstärkte Vernunft in ihre Rechte und Würden wieder einsetzen konnte ([[Cassirer]])\\
  
-==== Der ontologische Gottesbeweis====+siehe auch [[Verstand vs. Vernunft]] 
 + 
 +==== Der ontologische Gottesbeweis ====
  
 - will aus dem bloßen [[Begriff]] eine [[Existenz]] beweisen, denn jeder denkt sich Gott als ein [[Wesen]], über das hinaus nichts gedacht werden kann, also als den höchsten und allgemeinsten Begriff, //Deus est suum esse//\\ - will aus dem bloßen [[Begriff]] eine [[Existenz]] beweisen, denn jeder denkt sich Gott als ein [[Wesen]], über das hinaus nichts gedacht werden kann, also als den höchsten und allgemeinsten Begriff, //Deus est suum esse//\\
-- wenn Gott nicht wirklich wäre beziehungsweise nur im [[Intellekt]] als ein Allgemeinbegriff Begriff bliebe, //in solo intellectu foret//, so könnte man ein noch größeres Wesen denken, das metaphysische Wirklichkeit besäße → daraus ist zu schlußfolgern, daß Gott objektive Realität besitzt\\+- wenn Gott nicht wirklich wäre beziehungsweise nur im [[Intellekt]] als ein Allgemeinbegriff Begriff bliebe, //in solo intellectu foret//, so könnte man ein noch größeres Wesen denken, das metaphysische [[Wirklichkeit]] besäße → daraus ist zu schlußfolgern, daß Gott objektive [[Realität]] besitzt\\
  
  
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 um 1150\\ um 1150\\
-Historiker\\+[[Historiker]]\\
 - will nach innerer Läuterung nicht weiter einsam leben, sondern nach dem Vorbild [[Paulus]]' missionieren, doch findet er keinen wirklich aktiven Rahmen und bleibt die meiste [[Zeit]] in Havelberg\\ - will nach innerer Läuterung nicht weiter einsam leben, sondern nach dem Vorbild [[Paulus]]' missionieren, doch findet er keinen wirklich aktiven Rahmen und bleibt die meiste [[Zeit]] in Havelberg\\
 - ist mit Bernhard von Clairvaux befreundet, der jedoch in Citeaux lebt oder reist, um Klöster zu gründen und zu Kreuzzügen aufzurufen\\ - ist mit Bernhard von Clairvaux befreundet, der jedoch in Citeaux lebt oder reist, um Klöster zu gründen und zu Kreuzzügen aufzurufen\\
  
-==== Lehre==== +==== Lehre ====
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-- Wachstum, //incrementum//, und Vielfalt, //varietas//, sind die zwei Leit[[motiv]]e seiner Religionsgeschichte → singt das Lob der //novitates// und entwirft eine förmliche Pädagogik des [[Heilsplan]]es, wobei das sich enthüllende Telos den Weg der Kirche durch die [[Geschichte]] hin steuert\\ +
-- er lehrte, daß nicht der Gegensatz der Glaubenssicherheit, //diversitas fidei//, die sich ablösenden [[Zeitalter]] erzeuge, sondern die Ausschließlichkeit des Glaubens an die Wiederkunft Christi, //propietas religionis//, der göttliche Glaube artikuliere sich zwar verschieden, dennoch gäbe es eine [[Einheit]] des Glaubens → dagegen sprach [[Joachim]] von Fiore später;\\ +
-- mit ihm beginnt sich die Historie vom eschatologischen Grundmuster zu emanzipieren (Rauh)\\ +
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 +- Wachstum, //incrementum//, und [[Vielfalt]], //varietas//, sind die zwei Leitmotive seiner Religionsgeschichte → singt das Lob der //novitates// und entwirft eine förmliche [[Pädagogik]] des Heilsplanes, wobei das sich enthüllende [[Telos]] den Weg der [[Kirche]] durch die [[Geschichte]] hin steuert\\
 +- er lehrte, daß nicht der Gegensatz der Glaubenssicherheit, //diversitas fidei//, die sich ablösenden [[Zeitalter]] erzeuge, sondern die Ausschließlichkeit des Glaubens an die Wiederkunft Christi, //propietas religionis//, der göttliche Glaube artikuliere sich zwar verschieden, dennoch gäbe es eine [[Einheit]] des Glaubens → dagegen sprach [[Joachim#Joachim von Fiore]] später;\\
 +- mit ihm beginnt sich die [[Historie]] vom eschatologischen Grundmuster zu emanzipieren (Rauh)\\
anselm.txt · Zuletzt geändert: 2019/10/06 16:51 von Robert-Christian Knorr