Inhaltsverzeichnis
ANSELM
Anselm von Canterbury
1033-1109
- auch der Heilige Anselm
- unterscheidet zwischen den weltlichen und geistlichen Befugnissen des Bischofs
- Aufnahme aristotelischer Schriften, die über Süditalien mittels arabischer Übersetzungen den Weg nach Europa fanden
- formulierte, daß GOTT allein das OBJEKT unserer LIEBE sein könne: frui im GEGENSATZ zu uti, das sind die DINGe, die man benutzt
- findet der MENSCH nicht den Weg zu Gott, so bleibt er ein amor sui usque ad contemptum Dei und ist Mitglied der civitas terrena → sein VERHALTEN wird vom Machtdenken bestimmt, dem WUNSCH, andere zu beherrschen
- ich glaube, um zu verstehen → GLAUBE sucht nach Einsicht
Wissen und Glauben – Erkenntnistheorie
- der Glaube muß der ERKENNTNIS vorangehen, diese jenen stützen → neque enim quaero intelligere ut credam, sed CREDO ut intelligam
- Gott hat alle Kreatur gut gemacht, in der VERNUNFT finden sich ANALOGIEn des Übernatürlichen, der TRINITÄT
Proslogium
- eine Anrede an Gott im realistischen Sinne → ENTWICKLUNG eines auf Johannes Scotus fußenden ontologischen Standpunktes im UNIVERSALIENSTREIT
- fand als REALIST bereits vor dem aufbrechenden STREIT zwischen ABÄLARD - Dialektiker, Conceptionalist - und BERNHARD – MYSTIKER - eine Kompromißformel in bezug auf deren Streit, indem er den Glauben als dasjenige bezeichnete, das den Verstand mache, so daß später THOMAS die durch den Glauben verstärkte Vernunft in ihre Rechte und Würden wieder einsetzen konnte (CASSIRER)
siehe auch VERSTAND vs. VERNUNFT
Der ontologische Gottesbeweis
- will aus dem bloßen BEGRIFF eine EXISTENZ beweisen, denn jeder denkt sich Gott als ein WESEN, über das hinaus nichts gedacht werden kann, also als den höchsten und allgemeinsten Begriff, Deus est suum esse
- wenn Gott nicht wirklich wäre beziehungsweise nur im INTELLEKT als ein Allgemeinbegriff Begriff bliebe, in solo intellectu foret, so könnte man ein noch größeres Wesen denken, das metaphysische WIRKLICHKEIT besäße → daraus ist zu schlußfolgern, daß Gott objektive REALITÄT besitzt
Anselm von Havelberg
um 1150
HISTORIKER
- will nach innerer Läuterung nicht weiter einsam leben, sondern nach dem Vorbild PAULUS' missionieren, doch findet er keinen wirklich aktiven Rahmen und bleibt die meiste ZEIT in Havelberg
- ist mit Bernhard von Clairvaux befreundet, der jedoch in Citeaux lebt oder reist, um Klöster zu gründen und zu Kreuzzügen aufzurufen
Lehre
- Wachstum, incrementum, und VIELFALT, varietas, sind die zwei Leitmotive seiner Religionsgeschichte → singt das Lob der novitates und entwirft eine förmliche PÄDAGOGIK des Heilsplanes, wobei das sich enthüllende TELOS den Weg der KIRCHE durch die GESCHICHTE hin steuert
- er lehrte, daß nicht der Gegensatz der Glaubenssicherheit, diversitas fidei, die sich ablösenden ZEITALTER erzeuge, sondern die Ausschließlichkeit des Glaubens an die Wiederkunft Christi, propietas religionis, der göttliche Glaube artikuliere sich zwar verschieden, dennoch gäbe es eine EINHEIT des Glaubens → dagegen sprach Joachim von Fiore später;
- mit ihm beginnt sich die HISTORIE vom eschatologischen Grundmuster zu emanzipieren (Rauh)