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goethe

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goethe [2022/11/23 07:01] Robert-Christian Knorrgoethe [2024/04/09 09:07] (aktuell) – [Interpretationsansatz zu Goethes Werk] Robert-Christian Knorr
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 - betrifft das ausschließlich Zwischenmenschliche, die Ich-Du-Beziehung: die moralische, praktische und [[intellektuell#intellektuelle]] Förderung des Verhältnis, keine metaphysische Spekulation - betrifft das ausschließlich Zwischenmenschliche, die Ich-Du-Beziehung: die moralische, praktische und [[intellektuell#intellektuelle]] Förderung des Verhältnis, keine metaphysische Spekulation
   * Natur vs. Gott   * Natur vs. Gott
-<html>  +{{ :huiusgenioloci.jpg?400|}} 
-<img src = "http://www.vonwolkenstein.de/images/huiusgenioloci.jpg" alt = "Ilmpark "genio huius loci"" align = "right" hspace="55" vspace="90" style="margin-left:5mm">  +- kein Bekenntnis Goethes zu Spinozas //deus sive natura// (Allgott oder Allnatur): Spinoza läßt das eine (auch als das Eine zu verstehen) im anderen (auch als das Andere zu verstehen) aufgehen; Goethe dagegen setzt ein polares Bedingungsverhältnis, in welchem das eine (das Eine als Gott) das andere (das Andere als Natur) fordert
-</html>- kein Bekenntnis Goethes zu Spinozas //deus sive natura// (Allgott oder Allnatur): Spinoza läßt das eine (auch als das Eine zu verstehen) im anderen (auch als das Andere zu verstehen) aufgehen; Goethe dagegen setzt ein polares Bedingungsverhältnis, in welchem das eine (das Eine als Gott) das andere (das Andere als Natur) fordert+
  
  
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 Nach seiner Selbstauskunft: //Ich für mich kann nicht an einer Denkweise genug haben; als [[Dichter]] und [[Künstler]] bin ich Polytheist, [[Pantheismus#Pantheist]] hingegen als Naturforscher, und eins so entschieden als das andere. Bedarf ich eines Gottes für meine [[Persönlichkeit]]  als sittlicher [[Mensch]], so ist dafür auch schon gesorgt.// ([[Brief]] an [[Jacobi]]) Nach seiner Selbstauskunft: //Ich für mich kann nicht an einer Denkweise genug haben; als [[Dichter]] und [[Künstler]] bin ich Polytheist, [[Pantheismus#Pantheist]] hingegen als Naturforscher, und eins so entschieden als das andere. Bedarf ich eines Gottes für meine [[Persönlichkeit]]  als sittlicher [[Mensch]], so ist dafür auch schon gesorgt.// ([[Brief]] an [[Jacobi]])
   * Vor-Weimar   * Vor-Weimar
-- mystisch-pantheistisch und vitalistisch+- mystisch-pantheistisch und vitalistisch → Verbindung zu [[Freimaurer|Freimaurern]] dokumentiert in "Dichtung und Wahrheit", II, 8:\\ 
 +//Der Arzt //[Johann Friedrich Metz]//, ein unerklärlicher, schlaublickender, freundlich sprechender, übrigens abstruser Mann, der sich in dem frommen Kreise ein ganz besonderes Zutrauen erworben hatte. Tätig und aufmerksam, war er den Kranken tröstlich; mehr aber als durch alles erweiterte er seine Kundschaft durch die Gabe, einige geheimnisvolle selbstbereitete Arzneien im Hintergrunde zu zeigen, von denen niemand sprechen durfte, weil bei uns den Ärzten die eigene Dispensation streng verboten war. Mit gewissen Pulvern, die irgend ein Digestiv sein mochten, tat er nicht so geheim; aber von jenem wichtigen Salze, das nur in den größten Gefahren angewendet werden durfte, war nur unter den Gläubigen die Rede, ob es gleich noch niemand gesehen, oder die Wirkung davon gespürt hatte. Um den Glauben an die Möglichkeit eines solchen Universalmittels zu erregen und zu stärken, hatte der Arzt seinen Patienten, wo er nur einige Empfänglichkeit fand, gewisse mystische chemisch-alchimische Bücher empfohlen und zu verstehen gegeben, daß man durch eignes Studium derselben gar wohl dahin gelangen könne, jenes Kleinod sich selbst zu erwerben; welches um so notwendiger sei, als die Bereitung sich sowohl aus physischen als besonders aus moralischen Gründen nicht wohl überliefern lasse, ja daß man, um jenes große Werk einzusehen, hervorzubringen und zu benutzen, die Geheimnisse der Natur im Zusammenhang kennen müsse, weil es nichts Einzelnes, sondern etwas Universelles sei und auch wohl gar unter verschiedenen Formen und Gestalten hervorgebracht werden könne. Meine Freundin hatte auf diese lockenden Worte gehorcht. Das Heil des Körpers war zu nahe mit dem Heil der Seele verwandt; und könnte je eine größere Wohltat, eine größere Barmherzigkeit auch an andern ausgeübt werden, als wenn man sich ein Mittel zu eigen machte, wodurch so manches Leiden gestillt, so manche Gefahr abgelehnt werden könnte? Sie hatte schon insgeheim Wellings »Opus mago-cabbalisticum« studiert, wobei sie jedoch, weil der Autor das Licht, was er mitteilt, sogleich wieder selbst verfinstert und aufhebt, sich nach einem Freunde umsah, der ihr in diesem Wechsel von Licht und Finsternis Gesellschaft leistete. Es bedurfte nur einer geringen Anregung, um auch mir diese Krankheit zu inokulieren. Ich schaffte das Werk an, das, wie alle Schriften dieser Art, seinen Stammbaum in gerader Linie bis zur neuplatonischen Schule verfolgen konnte. Meine vorzüglichste Bemühung an diesem Buche war, die dunklen Hinweisungen, wo der Verfasser von einer Stelle auf die andere deutet und dadurch das, was er verbirgt, zu enthüllen verspricht, aufs genauste zu bemerken und am Rande die Seitenzahlen solcher sich einander aufklären sollenden Stellen zu bezeichnen. Aber auch so blieb das Buch noch dunkel und unverständlich genug; außer daß man sich zuletzt in eine gewisse Terminologie hineinstudierte und, indem man mit derselben nach eignem Belieben gebarte, etwas, wo nicht zu verstehen, doch wenigstens zu sagen glaubte. Gedachtes Werk erwähnt seiner Vorgänger mit vielen Ehren, und wir wurden daher angeregt, jene Quellen selbst aufzusuchen. Wir wendeten uns nun an die Werke des Theophrastus Paracelsus und Basilius Valentinus; nicht weniger an Helmont, Starckey und andere, deren mehr oder weniger auf Natur und Einbildung beruhende Lehren und Vorschriften wir einzusehen und zu befolgen suchten. Mir wollte besonders die »Aurea Catena Homeri« gefallen, wodurch die Natur, wenn auch vielleicht auf phantastische Weise, in einer schönen Verknüpfung dargestellt wird; und so verwendeten wir, teils einzeln, teils zusammen, viele Zeit an diese Seltsamkeiten und brachten die Abende eines langen Winters, während dessen ich die Stube hüten mußte, sehr vergnügt zu, indem wir zu dreien, meine Mutter mit eingeschlossen, uns an diesen Geheimnissen mehr ergötzten, als die Offenbarung derselben hätte tun können.// 
   * Nach-[[Italien]]   * Nach-[[Italien]]
 - von der Botanik kommend, in den Naturwissenschaften Struktur suchend, überträgt er die Methodik der Naturwissenschaften auf die übrigen Interessengebiete - von der Botanik kommend, in den Naturwissenschaften Struktur suchend, überträgt er die Methodik der Naturwissenschaften auf die übrigen Interessengebiete
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 ==== Goethe als Politiker ==== ==== Goethe als Politiker ====
-Goethe stand in der neuen Welt nach der Französischen Revolution wie ein [[Fremd]]er. Seit wann ist es ein [[Verbrechen]], seinen alten Waffenkameraden die Treue zu halten? - Karl August war ein [[Feind]] [[Napoleon]]s\\ +Goethe stand in der neuen Welt nach der Französischen Revolution wie ein [[Fremd]]er. Seit wann ist es ein [[Verbrechen]], seinen alten Waffenkameraden die Treue zu halten? - Karl August war ein [[Feind]] [[Napoleon|Napoleons]]\\ 
-Goethe ist Gegner der [[Volksrechte]]. Er ist ein Anhänger des aufgeklärten Despotismus, gegen ein Beteiligen des drängenden Volkes an der politischen Macht.+Goethe ist Gegner der [[Volksrechte]]. Er ist als ein Anhänger des aufgeklärten Absolutismus gegen ein Beteiligen des drängenden Volkes an der politischen Macht.
  
 - wichtig ist die innere Gelegenheit zur Entwicklung des Individuums nach der ihm zuträglichen Richtung, und diese wird durch sozialökonomische Verhältnisse gegeben → dagegen wirken die Lehren der politischen Freiheit und das Parteiwesen\\ - wichtig ist die innere Gelegenheit zur Entwicklung des Individuums nach der ihm zuträglichen Richtung, und diese wird durch sozialökonomische Verhältnisse gegeben → dagegen wirken die Lehren der politischen Freiheit und das Parteiwesen\\
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 - zerhackte Stücke mißliebiger Konkurrenz, beispielsweise Kleists "Der zerbrochene Krug"\\ - zerhackte Stücke mißliebiger Konkurrenz, beispielsweise Kleists "Der zerbrochene Krug"\\
-- konnte den Publikumsgeschmack in Weimar nicht maßgeblich verändern udn trat zurück, als er sich gegen den Wunsch, den "Hund von Aubry" (mit einem Pudel als Hauptfigur) zu spielen, nicht behaupten konnte+- konnte den Publikumsgeschmack in Weimar nicht maßgeblich verändern udn trat zurück, als er sich gegen den Wunsch (auch des Herzogs), den "Hund des Aubry" (mit einem Pudel als Hauptfigur) zu spielen, nicht behaupten konnte
 ==== Goethe über Schiller ==== ==== Goethe über Schiller ====
-- eine besondere [[Rolle]] spielte hierbei die Auseinandersetzung mit [[Kant]], dessen Philosophie der [[Freiheit]] ihm anfangs zusagte, doch über den platonischen [[Humanismus]] [[Shaftesbury]]s und die Nähe zu [[Humboldt]] und Winckelmann überwand er den trockenen und blutarmen Moralismus, der im ästhetischen Sinne aus Kants striktem [[Imperativ]] folgen mußte - besonders sei hier die Stelle aus //Anmut und Würde// genannt \\+- eine besondere [[Rolle]] spielte hierbei die Auseinandersetzung mit [[Kant]], dessen Philosophie der [[Freiheit]] ihm anfangs zusagte, doch über den platonischen [[Humanismus]] [[Shaftesbury]]s und die Nähe zu [[Humboldt]] und Winckelmann überwand er den trockenen und blutarmen Moralismus, der im ästhetischen Sinne aus Kants striktem [[Imperativ]] folgen mußte\\ 
 +- besonders sei hier die Stelle aus //Anmut und Würde// genannt \\
 - er versöhnte synthetisch den [[Ästhetizismus]] mit der strikten Observanz eines Kant (bleibt jedoch nur zwiespältig, so daß Goethe ihm diese Distinktion gegenüber abstrakten Systemen immer als [[Dichter]] vorwarf) - er versöhnte synthetisch den [[Ästhetizismus]] mit der strikten Observanz eines Kant (bleibt jedoch nur zwiespältig, so daß Goethe ihm diese Distinktion gegenüber abstrakten Systemen immer als [[Dichter]] vorwarf)
  
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 ==== Faust ==== ==== Faust ====
-- Verbindung der Gelehrten- mit der Geliebtentragödie, dazu ein Kindsmörderinmotiv\\+- Verbindung der Gelehrten- mit der Geliebtentragödie, dazu ein [[Kindsmörderin|Kindsmörderinmotiv]]\\
 - Sammlung loser [[Vers#Verse]]: Knittel-, Madrigalverse, [[Alexandriner]]\\ - Sammlung loser [[Vers#Verse]]: Knittel-, Madrigalverse, [[Alexandriner]]\\
 - [[Faust]] ist mehr als sich anmaßende Genialität, ihn trägt die [[Unzufriedenheit]] mit dem Abzufindenden\\ - [[Faust]] ist mehr als sich anmaßende Genialität, ihn trägt die [[Unzufriedenheit]] mit dem Abzufindenden\\
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 In diesem Märchen geht es um einen Jungen, dem die böse Stiefmutter (Mörderin) den Kopf abschlägt. Sie bindet den abgeschlagenen Kopf mit einem weißen Tüchlein fest auf den Hals, daß es scheine, als lebe der Tote noch (Totenfesselung). Zusätzlich legt sie dem Toten einen Apfel in die Hand. Die Schwester Marlene muß mit ansehen, wie die Stiefmutter den Toten später zu einer Suppe verarbeitet, die dem nach Hause kommenden Vater zum Essen vorgesetzt wird. Die Schwester bleibt still, der Vater ißt von seinem Sohne, ohne es zu wissen und verlangt immer mehr (Liebeskannibalismus, der die Kraft der Toten aufnimmt); die Schwester sammelt die Knochen ihres Bruders auf (Reliquienkult) und bindet sie in ein Seidentuch, das sie unter einem Wacholderbaum begräbt. Kurze Zeit später ist das Bündel mit den Knochen verschwunden und es ist ein schöner Vogel entstanden (Seelenwanderung; Totemismus), der verschiedenen Menschen obenstehendes Lied vorsingt (Einfluß der Toten auf die Lebenden) und dafür Gold, Schuhe und einen Mühlstein erhält. Zu seinem Elternhaus zurückgekehrt, beschenkt er seinen Vater mit dem [[Gold]], seine Schwester mit den Schuhen und erschlägt seine ängstlich gewordene und eine Bestrafung erwartende Stiefmutter (Zornwille der Toten) mit dem Mühlstein. Als seine Stiefmutter tot ist, verwandelt sich der Vogel in den kleinen Jungen, der fortan mit seiner Schwester und seinem Vater zusammenlebt. In diesem Märchen geht es um einen Jungen, dem die böse Stiefmutter (Mörderin) den Kopf abschlägt. Sie bindet den abgeschlagenen Kopf mit einem weißen Tüchlein fest auf den Hals, daß es scheine, als lebe der Tote noch (Totenfesselung). Zusätzlich legt sie dem Toten einen Apfel in die Hand. Die Schwester Marlene muß mit ansehen, wie die Stiefmutter den Toten später zu einer Suppe verarbeitet, die dem nach Hause kommenden Vater zum Essen vorgesetzt wird. Die Schwester bleibt still, der Vater ißt von seinem Sohne, ohne es zu wissen und verlangt immer mehr (Liebeskannibalismus, der die Kraft der Toten aufnimmt); die Schwester sammelt die Knochen ihres Bruders auf (Reliquienkult) und bindet sie in ein Seidentuch, das sie unter einem Wacholderbaum begräbt. Kurze Zeit später ist das Bündel mit den Knochen verschwunden und es ist ein schöner Vogel entstanden (Seelenwanderung; Totemismus), der verschiedenen Menschen obenstehendes Lied vorsingt (Einfluß der Toten auf die Lebenden) und dafür Gold, Schuhe und einen Mühlstein erhält. Zu seinem Elternhaus zurückgekehrt, beschenkt er seinen Vater mit dem [[Gold]], seine Schwester mit den Schuhen und erschlägt seine ängstlich gewordene und eine Bestrafung erwartende Stiefmutter (Zornwille der Toten) mit dem Mühlstein. Als seine Stiefmutter tot ist, verwandelt sich der Vogel in den kleinen Jungen, der fortan mit seiner Schwester und seinem Vater zusammenlebt.
  
-- Gretchen singt das Lied in der [[Hoffnung]] auf eine Wiederkehr ihrer vom Teufel/Mephistopheles getöteten Lieben+- Gretchen singt das [[Lied]] in der [[Hoffnung]] auf eine Wiederkehr ihrer vom Teufel/Mephistopheles getöteten Lieben
  
  
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 Das Grundmotiv ist krankhaft, doch unzerstörbar in der Wirkung.\\ Das Grundmotiv ist krankhaft, doch unzerstörbar in der Wirkung.\\
 - Werther will nach dem Herzen leben, benutzt aber ständig Vergleiche von Büchern der Weltliteratur, die ihm ganz spezielle Lebenshilfe bieten.\\ - Werther will nach dem Herzen leben, benutzt aber ständig Vergleiche von Büchern der Weltliteratur, die ihm ganz spezielle Lebenshilfe bieten.\\
-- Werthers Tod: liest Galotti und [[Macpherson#Ossian]]; er will den Tod für sich. Werther muß wahnsinnig sein. \\+- Werthers Tod: liest [[lessing#emilia_galotti|Galotti]] und [[Macpherson#Ossian]]; er will den Tod für sich. Werther muß wahnsinnig sein. \\
 Werther: der wahre [[Idealist]] - ein [[Phantast]]\\ Werther: der wahre [[Idealist]] - ein [[Phantast]]\\
 [[Liebe]]: [[Möglichkeit]] an der [[Existenz]] erfahren! Sammlung von Perversionen.\\ [[Liebe]]: [[Möglichkeit]] an der [[Existenz]] erfahren! Sammlung von Perversionen.\\
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 === Rezeption === === Rezeption ===
 +- der Selbstmord Werthers löste erstmals aufgrund einer hohen [[Identifikation]] mit der literarischen [[Figur]] den heute so genannten Werther-Effekt aus, einen kurzzeitigen Anstieg der Selbstmordrate in einem Bezugsgebiet um 10%;
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 - wenn du ausgeweinet hast, so hebe den Kopf fröhlich auf und stemme die Hand in die Seite ([[Claudius#Matthias Claudius]])\\ - wenn du ausgeweinet hast, so hebe den Kopf fröhlich auf und stemme die Hand in die Seite ([[Claudius#Matthias Claudius]])\\
-- der Selbstmord Werthers löste erstmals aufgrund einer hohen [[Identifikation]] mit der literarischen [[Figur]] den heute so genannten Werther-Effekt auseinen kurzzeitigen Anstieg der Selbstmordrate in einem Bezugsgebiet um 10%+die Gefahr liegt in der Wirkung auf biedere Seelen, die man vor diesem Buch schützen muß: Da macht eine Herde von euch [ausgeklärte junge Menscheneinen großen Spektakel von Toleranz und Bruderliebe, - als wenn die christliche Religion, die der hunderste unter euch gar nicht einmal kennt und sie doch verachtet, was anderes lehrte! Habt ihr uns da etwan etwas Neues gesagt? Ich weiß es wohl, daß es sogar Narren aus eurer Schule gegeben hat - und noch gibt -, die einen ganzen Staat von Atheisten für möglich halten. ([[Göchhausen]])\\ 
 +kontemplativ-egoistischer Individualismusdas selbstzerstörerisch und unnütz ist und positiven Auswirkungen aufs Gemeinwohl entgegensteht ([[Nicolai]])\\ 
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 ==== Mahomet ==== ==== Mahomet ====
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 Prometheus: Vertreter des fähigen, auf [[Arbeit]] und [[Sicherheit]] bedachten Mannes; fürderhin der Widersacher der [[Götter]], der Kulturbringer der [[Menschheit]] und die Existenz aus eigener [[Kraft]] lebend Prometheus: Vertreter des fähigen, auf [[Arbeit]] und [[Sicherheit]] bedachten Mannes; fürderhin der Widersacher der [[Götter]], der Kulturbringer der [[Menschheit]] und die Existenz aus eigener [[Kraft]] lebend
  
-==== Rede zum Schäkspeare-Tage ==== 
-- die [[Rede]] stammt aus dem [[Jahr]]e 1771, wurde aber erst 1854 in Braunschweig gefunden\\ 
-- der theoretische Auftakt des Sturm und Drang - [[Herder]]s Journal 1769: Goethes Text fußt auf Herders [[Meinung]], daß die aristotelische Dichtform ungeeignet für die wahrhaftige Darstellung der Verhältnisse ist → also will er eine ästhetische [[Anarchie]]: so, wie bisher, so kann nicht länger [[Literatur]] geschrieben werden\\ 
-Item: Sind die Stürmer nur Anti-Kantianer?\\ 
-dagegen: Volksdichtung ist wahr und unverfälscht \\ 
-//Oh, fasse mich, ich bin es selbst\\ 
-im Herzen reifen schönste Träume//\\ 
-- Loblied auf Shakespeare\\ 
-- Goethe vergleicht Shakespeare mit den Werken der eigenen Zeit und bewundert diesen: /wesenatur, Natur... nirgends ist so viel Natur, wie in Schäkspeares Charakteren.//\\ 
-- Shakespeare nimmt sich in jedem seiner Stücke einen menschlichen Problemfall vor, um den er dann die Handlung kreisen läßt. \\ 
-Grundidee: ausgelassenes Sollen wird durch äußeren Anstoß zum Muß. Charaktertheater\\ 
-- die Subjekt-Objekt-Problematik wird von Goethe als der //geheime Punkt// - //wo das Eigentümliche unseres Ichs mit dem Notwendigen zusammenstößt// - bezeichnet, um den Shakespeares Stücke sämtlich kreisen; Konfrontation ist der Angelpunkt von Kunst\\ 
-Im Sinne einer ästhetischen Erziehung tritt uns Goethe als Erneuerer entgegen.\\ 
-//Den Franzosen ist die griechische Rüstung zu schwer//.\\ 
-→ das Aristotelische Theater wird nicht vollends außer Kraft gesetzt\\ 
-dagegen: die Welt ist ein [[Kreislauf]] und die Begehrer von heute werden morgen diejenigen sein, von denen morgen begehrt wird 
  
-__Extrakt__:\\ +==== Torquato Tasso ====
-<html>  +
-<img src "http://www.vonwolkenstein.de/images/goetheextraktshakespearerede.jpg" alt "Shakespeare und Goethe" align "left" +
-hspace="35" vspace="35">  +
-</html>+
  
- 
-==== Torquato Tasso ==== 
  1779\\  1779\\
 - thematisiert den [[Traum]] des Dichters von einem Goldenen [[Zeitalter]], in dem die Dichter mit den Königen gehen;\\ - thematisiert den [[Traum]] des Dichters von einem Goldenen [[Zeitalter]], in dem die Dichter mit den Königen gehen;\\
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 ==== Westöstlicher Diwan ==== ==== Westöstlicher Diwan ====
-//Ich bin nun einmal einer dieser ephesischen Goldschmiede, der sein ganzes Leben im Anschauen und Anstaunen und Verehren des wunderwürdigen [[Tempel]]der Göttin und in Nachbildung ihrer geheimnisvollen [[Gestalt]]en zugebracht hat, und dem es unmöglich eine angenehme Empfindung erregen kann, wenn irgendein Apostel seinen Mitbürgern einen anderen und noch dazu formlosen [[Gott]] aufdrängen will.//+//Ich bin nun einmal einer dieser ephesischen Goldschmiede, der sein ganzes Leben im Anschauen und Anstaunen und Verehren des wunderwürdigen [[Tempel|Tempels]] der Göttin und in Nachbildung ihrer geheimnisvollen [[Gestalt|Gestalten]] zugebracht hat, und dem es unmöglich eine angenehme Empfindung erregen kann, wenn irgendein Apostel seinen Mitbürgern einen anderen und noch dazu formlosen [[Gott]] aufdrängen will.// 
 + 
 +=== Rezeption === 
 +- Diese Prosa ist so durchsichtig wie das grüne Meer, wenn heller Sommernachmittag und Windstille und man ganz klar hinabschauen kann in die Tiefe, wo die versunkenen Städte mit ihren verschollenen Herrlichkeiten sichtbar werden; - manchmal aber auch ist jene Prosa so magisch, so ahnungsvoll wie der Himmel, wenn die Abenddämmerung heraufgezogen, und die großen Goetheschen Gedanken treten danan hervor, rein und golden, wie die Sterne. ([[Heine]]) 
  
 ==== Wilhelm Meisters Lehrjahre ==== ==== Wilhelm Meisters Lehrjahre ====
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 - Analogon zu [[Plato#Platon]] – das Werdende ([[Spengler]]) - Analogon zu [[Plato#Platon]] – das Werdende ([[Spengler]])
  
-<html><img src "http://vg06.met.vgwort.dewesena/2938c495fa4d45d3b59e0352b6648520" width="1" height= "1" alt=""></html>+==== Rede zum Schäkspeare-Tage ==== 
 +- die [[Rede]] stammt aus dem [[Jahr]]e 1771, wurde aber erst 1854 in Braunschweig gefunden\\ 
 +- der theoretische Auftakt des Sturm und Drang - [[Herder]]s Journal 1769: Goethes Text fußt auf Herders [[Meinung]], daß die aristotelische Dichtform ungeeignet für die wahrhaftige Darstellung der Verhältnisse ist → also will er eine ästhetische [[Anarchie]]: so, wie bisher, so kann nicht länger [[Literatur]] geschrieben werden\\ 
 +**Item**: Sind die Stürmer nur Anti-Kantianer?\\ 
 +dagegenVolksdichtung ist wahr und unverfälscht \\ 
 +//Oh, fasse mich, ich bin es selbst\\ 
 +im Herzen reifen schönste Träume//\\ 
 +- Loblied auf Shakespeare\\ 
 +- Goethe vergleicht Shakespeare mit den Werken der eigenen Zeit und bewundert diesen: /wesenatur, Natur... nirgends ist so viel Natur, wie in Schäkspeares Charakteren.//\\ 
 +- Shakespeare nimmt sich in jedem seiner Stücke einen menschlichen Problemfall vor, um den er dann die Handlung kreisen läßt. \\ 
 +**Grundidee**: ausgelassenes Sollen wird durch äußeren Anstoß zum Muß. Charaktertheater\\ 
 +- die Subjekt-Objekt-Problematik wird von Goethe als der //geheime Punkt// - //wo das Eigentümliche unseres Ichs mit dem Notwendigen zusammenstößt// - bezeichnet, um den Shakespeares Stücke sämtlich kreisen; Konfrontation ist der Angelpunkt von Kunst\\ 
 +Im Sinne einer ästhetischen Erziehung tritt uns Goethe als Erneuerer entgegen.\\ 
 +//Den Franzosen ist die griechische Rüstung zu schwer//.\\ 
 +→ das Aristotelische Theater wird nicht vollends außer Kraft gesetzt\\ 
 +dagegen: die Welt ist ein [[Kreislauf]] und die Begehrer von heute werden morgen diejenigen sein, von denen morgen begehrt wird\\ 
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 +__Extrakt__: {{:goetheextraktshakespearerede.jpg?600|}} 
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goethe.1669183270.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/11/23 07:01 von Robert-Christian Knorr