Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


pythagoraeisches_im_timaeos

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Beide Seiten der vorigen RevisionVorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorhergehende Überarbeitung
pythagoraeisches_im_timaeos [2019/10/03 10:50] – [Die sorgsame Beachtung der Weltordnung] Robert-Christian Knorrpythagoraeisches_im_timaeos [2023/11/14 17:58] (aktuell) – [Die Lehre von der Seelenwanderung] Robert-Christian Knorr
Zeile 6: Zeile 6:
 Die Lehre vom Wirkungsprinzip der [[EINS]]: Die EINS besitzt das [[Vermögen]], aus sich [[selbst]] heraus in das Unbegrenzte ([[Apeiron]]) einzudringen, einen Teil aus ihm herauszureißen und ihn durch sich selbst zu begrenzen. („Im ersten [[Buch]] seiner ‚Pythagoräischen Philosophie‘ schreibt Aristoteles, die [[Welt]] sei EINS, sie ziehe aus dem Unbegrenzten Zeit, Atem und das Leere an, das allem Einzelnen den [[Raum]] abstecke.“ Die Lehre vom Wirkungsprinzip der [[EINS]]: Die EINS besitzt das [[Vermögen]], aus sich [[selbst]] heraus in das Unbegrenzte ([[Apeiron]]) einzudringen, einen Teil aus ihm herauszureißen und ihn durch sich selbst zu begrenzen. („Im ersten [[Buch]] seiner ‚Pythagoräischen Philosophie‘ schreibt Aristoteles, die [[Welt]] sei EINS, sie ziehe aus dem Unbegrenzten Zeit, Atem und das Leere an, das allem Einzelnen den [[Raum]] abstecke.“
 in: Aristoteles fr.201 Rose DK 58 B 30. Ein Warum wird nicht geliefert!) So entstand und entstehen die Dinge: „omnibus ex nihilo ducendis sufficit unum“ ([[Leibniz]]). Eine Konsequenz dieses Wirkungsprinzips ist die [[Tetraktys]]: „Der [[Modus]] ihrer Konstruktion, 1+2+3+4 , untereinander und nebeneinander als Punkte notiert, wurde als dem der Entstehung der natürlichen Welt äquivalent betrachtet, die musikalischen Zahlenverhältnisse  in: Aristoteles fr.201 Rose DK 58 B 30. Ein Warum wird nicht geliefert!) So entstand und entstehen die Dinge: „omnibus ex nihilo ducendis sufficit unum“ ([[Leibniz]]). Eine Konsequenz dieses Wirkungsprinzips ist die [[Tetraktys]]: „Der [[Modus]] ihrer Konstruktion, 1+2+3+4 , untereinander und nebeneinander als Punkte notiert, wurde als dem der Entstehung der natürlichen Welt äquivalent betrachtet, die musikalischen Zahlenverhältnisse 
-  * 2:1 Oktave,+  * 2:1 Oktave → die Halbierung einer Saite produziert einen Tonder eine Oktave höherliegt;
   *  3:2 Quinte,   *  3:2 Quinte,
    * 4:3 Quarte    * 4:3 Quarte
Zeile 27: Zeile 27:
   * Die einen behaupten, der [[Begriff]] dieses Übergangs sei „Palingenesia“, [[andere]] [[sprechen]] von „Metempsychose“. Der Unterschied: Palingenese oder [[Palingenesia]] fehlt das ethische [[Element]].\\   * Die einen behaupten, der [[Begriff]] dieses Übergangs sei „Palingenesia“, [[andere]] [[sprechen]] von „Metempsychose“. Der Unterschied: Palingenese oder [[Palingenesia]] fehlt das ethische [[Element]].\\
 „Der gewissermaßen officielle [[Terminus]] der [[Pythagoräer]] für den Übertritt der Seele aus einem Körper in einen andern lautete ‚Palingenesia‘, ‚[[Wiedergeburt]]‘, was [[Servius]] z. Aen. III, 68 gegenüber der vielfach geläufigen Bezeichnung ‚Metempsychosis‘ ausdrücklich betont: non ‚Metempsychosin‘, sed ‚Palingenesian‘ esse dicit seil.Pythagoras.\\ „Der gewissermaßen officielle [[Terminus]] der [[Pythagoräer]] für den Übertritt der Seele aus einem Körper in einen andern lautete ‚Palingenesia‘, ‚[[Wiedergeburt]]‘, was [[Servius]] z. Aen. III, 68 gegenüber der vielfach geläufigen Bezeichnung ‚Metempsychosis‘ ausdrücklich betont: non ‚Metempsychosin‘, sed ‚Palingenesian‘ esse dicit seil.Pythagoras.\\
-Entsprechend Platon Phaedon 70 C: Und wenn sich dies so verhält, daß die Lebenden wieder geboren werden aus den gestorbenen, <html></font><font face = "symbol, serif">palin gignoniai ek ton gegneoton</font></html> : so sind ja wohl unsere Seelen dort?“ (Wilhelm Bauer: Der ältere Pythagorismus. In: Diss. Bern 1897. S. 163.+Entsprechend Platon Phaedon 70 C: Und wenn sich dies so verhält, daß die Lebenden wieder geboren werden aus den Gestorbenen: so sind ja wohl unsere Seelen dort?“ (Wilhelm Bauer: Der ältere Pythagorismus. In: Diss. Bern 1897. S. 163.\\
 Das kann man nur verstehen, wenn man den [[Text]] bis 72 d weiterliest: „.....es gibt in der Tat ein Wiederaufleben, und ein Werden der Lebenden //Aus// den Toten, und ein [[Sein]] der Seelen der Gestorbenen, und zwar für die Guten ein Bessersein, für die Schlechten aber ein Schlechteres.“\\ Das kann man nur verstehen, wenn man den [[Text]] bis 72 d weiterliest: „.....es gibt in der Tat ein Wiederaufleben, und ein Werden der Lebenden //Aus// den Toten, und ein [[Sein]] der Seelen der Gestorbenen, und zwar für die Guten ein Bessersein, für die Schlechten aber ein Schlechteres.“\\
 Mit diesen Woten dürfte es Bauer schwerfallen, Platon auf die seite der Palingenisten zu stellen.)\\ Mit diesen Woten dürfte es Bauer schwerfallen, Platon auf die seite der Palingenisten zu stellen.)\\
Zeile 36: Zeile 36:
 Bauer erfaßt einen Gedanken von [[Rohde#Erwin Rohde]] in „Psyche“, 1893, S. 295 f., mit dem dieser eine eher empiropsychologische Deutung altgriechischen Seelenlebens gibt: „Wenn von Hermotimos - Landsmann Anaxagoras‘, also Ionier - berichtet wird, daß er eine [[Scheidung]] zwischen dem reinen ‚Geiste‘ und dem Stofflichen angenommen habe, so sieht man deutlich, wie diese [[Theorie]] aus seinen ‚Erfahrungen‘ - Wanderung der Seele; ekstatische Fahrten über Jahre hinweg - hervorging. Die Ekstasen der Seelen, von denen H. und dies ganze [[Zeitalter]] der verrückten Seher so vielfache [[Erfahrung]] machte, wiesen hin auf die Trennbarkeit der ‚Seele‘ vom Leibe, auf höheres Dasein der Seele in ihrem Sonderdasein.- Die Sibyllen, Bakiden, die Bakchoi, Seher und Reinigungspriester, [[Epimenides]], [[Aristeas]] und so viele andere waren weitere Beispiele für den Aufschwung der Seele ins Göttliche oder Eingehen des Gottes in die Seele.“ Bauer erfaßt einen Gedanken von [[Rohde#Erwin Rohde]] in „Psyche“, 1893, S. 295 f., mit dem dieser eine eher empiropsychologische Deutung altgriechischen Seelenlebens gibt: „Wenn von Hermotimos - Landsmann Anaxagoras‘, also Ionier - berichtet wird, daß er eine [[Scheidung]] zwischen dem reinen ‚Geiste‘ und dem Stofflichen angenommen habe, so sieht man deutlich, wie diese [[Theorie]] aus seinen ‚Erfahrungen‘ - Wanderung der Seele; ekstatische Fahrten über Jahre hinweg - hervorging. Die Ekstasen der Seelen, von denen H. und dies ganze [[Zeitalter]] der verrückten Seher so vielfache [[Erfahrung]] machte, wiesen hin auf die Trennbarkeit der ‚Seele‘ vom Leibe, auf höheres Dasein der Seele in ihrem Sonderdasein.- Die Sibyllen, Bakiden, die Bakchoi, Seher und Reinigungspriester, [[Epimenides]], [[Aristeas]] und so viele andere waren weitere Beispiele für den Aufschwung der Seele ins Göttliche oder Eingehen des Gottes in die Seele.“
  
-[[Herodot]] berichtet in  II, 123 von der [[Unsterblichkeit]] der Seele in dem Sinne, daß Willkür bei der Auswahl des Wirtes zwangsläufig erscheinen muß; allerdings bedient er sich auch der magischen Jahreszahl 3000 - bei Platon der Zeitraum bis eine Seele ihre Flügel zurückerhält und in das [[Reich]] der Ideen zurückkehrt -, was ihm den [[Vorwurf]] des Eklektizismus einbringen dürfte. Herodot verzichtet auf eine Nennung der beschriebenen Lehre. Die Ägypter, die er fälschlich für die Urheber dieses Glaubens hält - Herkunftsland war Indien -, besaßen keinen ethisch-politischen Erklärungsrahmen für richtiges Handeln, wie Pythagoras die durch die [[Akousmata]] geschaffen hatte. +[[Herodot]] berichtet in  II, 123 von der [[Unsterblichkeit]] der Seele in dem Sinne, daß Willkür bei der Auswahl des Wirtes zwangsläufig erscheinen muß; allerdings bedient er sich auch der magischen Jahreszahl 3000 - bei Platon der Zeitraum bis eine Seele ihre Flügel zurückerhält und in das [[Reich]] der Ideen zurückkehrt -, was ihm den [[Vorwurf]] des Eklektizismus einbringen dürfte. Herodot verzichtet auf eine Nennung der beschriebenen Lehre. Die [[Ägypter]], die er fälschlich für die Urheber dieses Glaubens hält - Herkunftsland war Indien -, besaßen keinen ethisch-politischen Erklärungsrahmen für richtiges Handeln, wie Pythagoras die durch die [[Akousmata]] geschaffen hatte. 
  
 Wozu Handlungsanweisungen, wenn nicht ein moralischer [[Sinn]] verfolgt wurde? Wozu Handlungsanweisungen, wenn nicht ein moralischer [[Sinn]] verfolgt wurde?
pythagoraeisches_im_timaeos.1570092644.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/10/03 10:50 von Robert-Christian Knorr