weingedicht
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(Hulk oder Holk: ein-, später dreimastiges Handels- und Kriegssegelschiff des ausgehenden Mittelalters) | (Hulk oder Holk: ein-, später dreimastiges Handels- und Kriegssegelschiff des ausgehenden Mittelalters) | ||
- | Die Seeräuber des [[Mittelalter]]s raubten demnach nicht nur [[Gold]] und Edelsteine, Samt und Damast oder Gewürze, sondern auch Wein. Das ist ein vollkommen neuer Aspekt: Wein als Zahlungsmittel beziehungsweise Wertgegenstand. Er besaß seinen Wert vor allem dadurch, daß er als Herrengetränk galt: Eine Mahlzeit ohne Wein war ein //prandium caninum// d.i. die Herabsetzung auf die Stufe des Pöbels, was die Nahrungsaufnahme, | + | Die Seeräuber des [[Mittelalter]]s raubten demnach nicht nur [[Gold]] und Edelsteine, Samt und Damast oder Gewürze, sondern auch Wein. Das ist ein vollkommen neuer Aspekt: Wein als Zahlungsmittel beziehungsweise Wertgegenstand. Er besaß seinen Wert vor allem dadurch, daß er als Herrengetränk galt: Eine Mahlzeit ohne Wein war ein //prandium caninum// d.i. die Herabsetzung auf die Stufe des [[Pöbel|Pöbels]], was die Nahrungsaufnahme, |
An anderer Stelle steht nicht der Vertrieb, sondern die Herstellung, | An anderer Stelle steht nicht der Vertrieb, sondern die Herstellung, | ||
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- 9-12 Zustandsbeschreibung nach getaner Arbeit. | - 9-12 Zustandsbeschreibung nach getaner Arbeit. | ||
Es ist ferner volksliedähnlich gestaltet. Uhland verwendet den dem [[Volkslied]] typischen Endreim beziehungsweise Kreuzreim; der Kunstliedcharakter beschränkt sich formal auf den trochäischen Auftakt, der konsequent durchgehalten wird. Das lyrische [[Ich]] lebt dem Frohsinn; es will den Geruch des Lebens, der Labe einholen, es lebt auf, wenn der [[Frühling]] mit dem Urbanstag, 25.Mai, den Reben die Blüten treibt, dem Bauern wie dem [[Winzer]] kommendes [[Glück]] verkündet; dann, ja dann sind die ärgsten Ängste des Winters wirklich weggescheucht, | Es ist ferner volksliedähnlich gestaltet. Uhland verwendet den dem [[Volkslied]] typischen Endreim beziehungsweise Kreuzreim; der Kunstliedcharakter beschränkt sich formal auf den trochäischen Auftakt, der konsequent durchgehalten wird. Das lyrische [[Ich]] lebt dem Frohsinn; es will den Geruch des Lebens, der Labe einholen, es lebt auf, wenn der [[Frühling]] mit dem Urbanstag, 25.Mai, den Reben die Blüten treibt, dem Bauern wie dem [[Winzer]] kommendes [[Glück]] verkündet; dann, ja dann sind die ärgsten Ängste des Winters wirklich weggescheucht, | ||
- | Nachdem man nun eine wohlgeordnete freiheitliche [[Voraussetzung]] für die tägliche [[Not]] des Erwerbs besitzt, kann es an dem ohne [[Wut]] im Bauch, Ingrimm o.a. sein. Die Verse 5 bis 8 beschreiben die [[Situation]] des Ernteeinbringens in September (Vers 5) und Oktober (Vers 8). Uhland geht chronologisch vor, bricht aber in diesem Sinne mit [[Strophe]] 1, als der Blick noch von den Reben zum Getreide ging; aber vielleicht verweilte er mit seiner Anschauung auf dem Korn und will erst später wieder den Wein betrachten? Dennoch, dieser Rhythmuswechsel kann als Schwäche bezeichnet werden, den im übrigen fließen die Verse weich und ohne Brüche wie Ellisionen oder Enjambements still vor sich hin. Nach Vers 8 ist die Arbeit getan. Jetzt wird gefeiert (Verse 10 und 11). Nach der Eingangseloge, | + | Nachdem man nun eine wohlgeordnete freiheitliche [[Voraussetzung]] für die tägliche [[Not]] des Erwerbs besitzt, kann es an dem ohne [[Wut]] im Bauch, Ingrimm o.a. sein. Die Verse 5 bis 8 beschreiben die [[Situation]] des Ernteeinbringens in September (Vers 5) und Oktober (Vers 8). Uhland geht chronologisch vor, bricht aber in diesem Sinne mit [[Strophe]] 1, als der Blick noch von den Reben zum Getreide ging; aber vielleicht verweilte er mit seiner Anschauung auf dem Korn und will erst später wieder den Wein betrachten? Dennoch, dieser Rhythmuswechsel kann als Schwäche bezeichnet werden, den im übrigen fließen die Verse weich und ohne Brüche wie Ellisionen oder Enjambements still vor sich hin. Nach Vers 8 ist die Arbeit getan. Jetzt wird gefeiert (Verse 10 und 11). Nach der Eingangseloge, |
Der dritte Teil des Gedichts beschreibt aus der Sicht des lyrischen Ichs - gleichsam in die Betrachtungsweise des Anfangs zurückkehrend - den Sinn der Anstrengungen des Jahres: das angenehme Leben, den Zustand des Verzehrens, das Einnehmen des Erarbeiteten. Der Wein fungiert hierin als Willkommenstrunk, | Der dritte Teil des Gedichts beschreibt aus der Sicht des lyrischen Ichs - gleichsam in die Betrachtungsweise des Anfangs zurückkehrend - den Sinn der Anstrengungen des Jahres: das angenehme Leben, den Zustand des Verzehrens, das Einnehmen des Erarbeiteten. Der Wein fungiert hierin als Willkommenstrunk, | ||
Und schließlich vollzieht sich das wirkliche Sichwohligfühlen am heimatlichen Tisch oder in der [[Erinnerung]] daran, die ein Gleiches schafft. Und in diesem Sinne, Proficiat, Ihr [[Herr# | Und schließlich vollzieht sich das wirkliche Sichwohligfühlen am heimatlichen Tisch oder in der [[Erinnerung]] daran, die ein Gleiches schafft. Und in diesem Sinne, Proficiat, Ihr [[Herr# |
weingedicht.1668958503.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/11/20 16:35 von Robert-Christian Knorr