URKUNDE
- eine unter Beachtung bestimmter Formen ausgefertigtes und beglaubigtes Schriftstück über Vorgänge rechtlicher NATUR
- kam mit den Römern nach DEUTSCHLAND
- königliche Urkunden bedurften im Frankenreich keines Zeugen und waren unanfechtbar
- bei privaten Urkunden mußten Zeugen zugegen sein
rechtsgestaltende
carta → durch deren Ausstellung und Übergabe an den Empfänger entstand das
RECHT oder wurde übertragen,
traditio per cartam
notitia → ein Beweiszwecken dienendes Protokoll über rechtliche
Handlungen
Aufbau der mittelalterlichen Urkunde
I. Eingangsprotokoll
invocatio (Anrufung Gottes) – in nomine sancte et individue trinitatis (Im Namen der heiligen ungeteilten Dreieinigkeit.)
intitulatio (Name und Titel des Ausstellers) –
Fridericus divina facente clementia Romanorum imperator Augustus (Friedrich, von Gottes Gnaden
HERRSCHER der
RÖMER, Augustus)
inscriptio (Empfänger) – omnibus christi fidelibus hanc litteram inspecturis… salutem (alle Gläubigen grüße ich, die dieses Schriftstück sehen)
II. Kontext
arenga (Allgemeinplatz; Begründung des ff. Haupttextes) –
quoniam humana labilis est memoria (da daß
GEDÄCHTNIS der Menschen sehr schwach ist)
promulgatio/publicatio (Verkündigungsformel) – proinde tam pressentium quam et futurorum imperii fidelium noverit universitatis (es soll bekannt sein alles Derzeitigen und auch Künftigen meines
Reiches)
narratio (der erzählte Tatbestand;)
dispositio (der eigentliche Rechtsakt und der Kern der Urkunde) – eapropter concedimus, quod (deshalb verfügen wir nun, daß…)
sanctio (Bekräftigung der
dispositio) –
quod qui presumpserit in sue temeritatis vindictam indignationem nostram et penam quinquaginta librarum auri puri se noverit incursumum (falls jemand so dämlich sein sollte, etwas gegen die Bestimmungen dieser Urkunde zu unternehmen, der muß 50 Pfennige puren
Goldes zahlen)
corroboratio (Beglaubigungsmittel) – et ut haec rata semper et illibita permaneant, praesens privilegium sigilli nostri impressione iussimus communiri (und damit dies immer gilt, haben wir befohlen, daß dieses Schriftstück mit unserem Siegel versehen werden soll)
III. Eschatokoll (Schlußprotokoll)
dispositive Urkunde
- erst dadurch, daß sie ist, Recht schaffend
klösterliche Urkunden
- wurden seit 847 nicht mehr vom KÖNIG bestätigt, sondern von Synoden oder vom PAPST