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TRIVIALLITERATUR
trivium (Drei-Wege-Gabel), der Ort der Unheimlichkeit → heute vornehmlich als das Geschwätz der Straße verstanden
- schola trivialis, die SCHULE der drei der freien Künste (RHETORIK, GRAMMATIK, DIALEKTIK), die CASSIODOR festlegte
- auch Paraliteratur
- bewußt in den literarischen Prozeß eingebettete FORM literarischer Unterhaltung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts; eigentlich aber schon seit jeher, denn auch einfacherere Menschen besaßen immer schon das Bedürfnis, durchs Lesen neue Welten kennenzulernen
Kennzeichen
- LIEBE, TOD, Abenteuer, Verbrechen oder KRIEG werden in ALLGEMEIN bekannten Kontexten in überschaubare Handlungsmuster eingebettet
- die SPRACHE ist allgemeinverständlich
- die Lösungen der dargestellten Probleme sind nachvollziehbar und einfach, können hier ein wichtiges erzieherisches Moment ausüben und für einfache Menschen Lebensprobleme lösen helfen
- die Texte sind zumeist unterhaltend, aber fiktional
- das Erlebnisbedürfnis des einfachen Herzens wird erfüllt; heile WELT oder eben die Schauerwelt, je nach dem (Wunschtraumwelten) → MYTHOS des Alltags (BARTHES)
- findet Anwendung in Kalendern, Almanachen, Monatsmagazinen, Wochenzeitschriften und Journalen, Romanen und Erzählungen für jederlei Publikum
- Kumulation, Repetition, Synästhesie, Lyrisierung der GEGENWART (Killy)
- in einem Roman höchster literarischer QUALITÄT ist es durchaus möglich, daß triviale Elemente benutzt werden: triviale Elemente schlagen eine Brücke zwischen dem Komplizierten und Neuen und dem Alltäglichen, Gewohnten → Triviales kann der Entspannung dienen, gilt aber unter literarischen Puristen als unschick
- Blüte anfangs des 20.Jahrhunderts, als das Klischee seinen Siegeszug durch die epischen Welten der Schriftsteller zog und besonders auf Themen wie Liebe, Tod, Abenteuer, Verbrechen, Krieg einging → Kitsch, Pornographie, Groschenromane, Schundliteratur
- unter Vermeidung verdichteter und abstrakter Darstellungen fehlt es diesen Texten an Originalität, Einfallsreichtum und der die unmittelbare Darstellung übergreifenden Reflexion
- setzt auch Werte, indem der Mode genügt wird → Meinung bildend auf niedrigem Niveau, daher wachsen hier die soziologische BEDEUTUNG und das INTERESSE der entsprechenden Geisteswissenschaften
- das Epische übergreifende Anwendung des Begriffes in der Gattung LYRIK für Gassenhauer, Witze…; in der Unterhaltungsmusik für Schlager, Operette oder auch (gelegentlich) Chanson; im Film für die berühmte soap opera
- die LITERATURWISSENSCHAFT tut sich recht schwer mit einer Akzeptanz der Trivialliteratur; die meisten Schriften über sie sind welche gegen sie
im Wolkenstein-Forum:
http://www.vonwolkenstein.de/forum/showthread.php?t=1889 (Die Kunst des Gedichts)
http://www.vonwolkenstein.de/forum/showthread.php?t=2833 (Stilkunde)