Inhaltsverzeichnis
MYTHOS
- Die AUFKLÄRUNG hat als GRUND des Mythos seit je den ANTHROPOMORPHISMUS, die Projektion von Subjektivem auf die Natur, aufgefaßt. (ADORNO)
- Der Mythos ist es, der die Ursprünge in sich trägt, er allein, der sie zu enthüllen vermag. (BACHOFEN)
- ihm ist SCHEIDUNG der einzelnen Zeitstufen fremd → die Beziehung zur ZEIT ist ein Ineinanderfließen von VERGANGENHEIT, GEGENWART und ZUKUNFT: Konkreszenz, das Zusammenwachsen, der Bezugsglieder
- das Ungeahnte tritt eisern ein
- erweist sich unter den Bedingungen seiner Epoche als legitime FORM theoretischer und praktischer Daseinsbewältigung, denn er überwindet, beherrscht und gestaltet die Naturkräfte in der Einbildung und durch die Einbildung
- allgemeine Form des gesellschaftlichen Bewußtseins, die auf einer relativ unentwickelten Stufe sozialer PRAXIS entsteht und jene vorwiegend bildhaften Vorstellungen enthält, welche die Sachverhalte in NATUR, GESELLSCHAFT und INDIVIDUUM auf phantastische Weise widerspiegeln
- entwirft philosophische Denkmöglichkeiten
- Vehikel für plausible Darstellung eines Bewußtseins (Barnouw)
- das Mythische liegt außerhalb des Horizonts der KLASSIKER (BAEUMLER)
- eine traditionelle ERZÄHLUNG mit einer sekundären, partiellen Bezugnahme auf etwas von kollektiver Wichtigkeit (Burkert)
- bezieht sich in bildhafter Form auf kosmogonische und ontologische Intuitionen (Campbell)
- interessant als WELT primärer Formen, nicht als Erlebniswelt (Dierks)
- muß authentisch sein, denn dann enthält er eine Widerspruchsstruktur (FÜHMANN)
- es gibt keine allgemein verbindliche DEFINITION
- die stärkste MACHT im Menschen; in seinen höchsten Auswirkungen das WORT Gottes (HAUPTMANN)
- wie die RELIGION eine Form des Bewußtseins der radikalen Endlichkeit des Menschen (HAUSER)
- Eine Rede, die AUTORITÄT anzeigt, in voller LÄNGE durchgeführt, gewöhnlich in der ÖFFENTLICHKEIT und mit Berücksichtigung von jeglichem Detail gehalten. (HOMER)
- die vorletzte Wahrheit, dere zeitlich-irdische Spiegelung alle ERFAHRUNG ist; die mythische Schilderung ist von zeit- und ortloser Gültigkeit, allezeit und überall wahr (Jeremias)
- ist keine Vorgeschichte; er ist zeitlose Wirklichkeit, die sich in der Geschichte wiederholt (JÜNGER)
- nicht mehr GEHEIMNIS der GESCHICHTE, sondern die Tatsächlichkeit gegebener ERWARTUNG (MANN)
- BEWEGUNG, kein GEDANKE im Grunde, ist SELBST DENKEN als Abfolge von Vorgängen (NIETZSCHE)
- inhuman, aber wirklichkeitsöffnend (von Rad)
- der junge SCHELLING, bis 1803/4: Mythos ist der ZUSTAND der Kindheit des Menschenzeitalters → Erwartung des Dritten Reiches, Johanneische Heilserwartung
- die gesprochene REDE, ihren Inhalt geht das Wort nichts an (WILAMOWITZ)
der große Mythos
- das sich in Spiralen verlaufende WELTGESCHEHEN zur VOLLENDUNG der SCHÖPFUNG (Jeremias)
Kontexte
als Schöpfungs- oder Welterklärungssaga - Kosmogonie
- historisch
als Legende eines bedeutenden Ereignisses oder einer bedeutenden PERSÖNLICHKEIT, auch fiktiver
als Schlagwort massensuggestiver Ideologien - NATION, VOLK, etc. -, die der ORIENTIERUNG dienen und Sinnangebote fürs politisches HANDELN sind - Identitätsfindung
Formen
- ein narratives Textschema, das jeweils konkrete Bedeutungsebenen annimmt - siehe Kontexte
- vielschichtig und flexibel, sogenannte Gemengelagen
- allen Deutungsansätzen ist die Rückbindung des Mythos an SPRACHE gemeinsam (Syndram)
- echt: symbolische Darstellung des Ewigen in sinnlich-anschaulicher Gestalt
- unecht: unorganische Vermengung des Metaphysischen und Empirischen, des Ewigen und Geschichtlichen
germanischer Mythos
- SIEG des Lichts (Vater) über die NACHT (Mutter) → als die GERMANEN kamen nach Griechenland, fanden sie das Mutterrecht vor und bekämpften es
- aber schließlich flog der Himmel zusammen, Theogonie, man erkannte sich wieder und ging eine innige FREUNDSCHAFT ein (ROSENBERG)
griechischer Mythos
- nur eine symbolische Auslegung physikalischer Erscheinungsformen des Wassers, die auf den winterlichen Kampf des Meeres und der Flüsse, der Nebel und des Regens in der troischen Ebene zurückzuführen ist (Frohhammer)