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welling

WELLING

Georg von Welling

1652-1727
ROSENKREUZER und Bergmann
- verfaßte ein für FREIMAURER und Pansophen maßgebliches BUCH, in dem er die drei alchimistischen Grundsubstanzen

Opus Mago-Cabbalisticum

1732
- Bei PARACELSUS, nein schon bei AGRIPPA schien die Lehre auf, die ich als die von den den Elementen eigenen Menschen nannte, und deren Beziehung zur magia naturalis anfangs wundern konnte. Sie hat im deutschen Umraum, scheint es, nicht sehr viel gegolten, denn die an Paracelsus hängenden Autoren der magia naturalis nahmen, so weit ich sehe, von den Elementischen nicht Notiz. Bergleute und Wasserfrauen waren ihnen einfach Teufelswesen. Gewiß, die auf Agrippa und auf Paracelsus folgenden Gelehrten sind heute kaum dem Namen nach bekannt, viel weniger gelesen und durchforscht, aber es scheint doch so, als sei es der Abt de Villars zumeist gewesen, der — über seine gabalistischen Ideen — wieder von den Elementischen sprach. Am Abt de Villars aber und seinem „Comte de Gabalis„ hängt, wie die namentliche Berufung auf das kleine Schriftchen zeigt, und wie ein ganzes Kapitel seines „opus mago-cabbalisticum“ noch zeigen wird, Georgius v. Welling, der deutsche Gabalist des frühen achtzehnten Jahrhunderts. Und beide, der Abt wie Welling, bauen die magia-Lehre deutlich um, sie bauen sie um, nicht nur zu dem, was Wieland bei dem „comte„ fand, und was in seine Epen wie in seine Romane überging und weiterklang, nicht nur in das, was Fouques in seiner „Undine“ hat Bild werden lassen, nicht nur in das, was Mörike im „Stuttgarter Hutzelmännlein„ aufgenommen hat, dahinter stand letztlich immer wieder jener „Comte de Gabalis“, wie hinter Goethe Welling und das paracelsische Gut gestanden hat.
Als Welling am 4. Januar 1721 sein „Opus mago-cabbalisticum„ druckfertig hatte, da hatte er in dessen dritten Teil als achtes Kapitel ein Tractätlein, „so wir vor vielen Jahren drucken lassen“ eingeschoben. Man wird aus diesem schließen dürfen, daß es die Meinung des 1721er Autors im großen und ganzen wiedergibt, sonst hätte er es gewiß nicht in sein Opus eingebaut, — ich rücke es aber doch ins endende siebzehnte Jahrhundert und zwar (um seiner Polemik gegen den „Comte de Gabalis„) nach 1652.
Sein Thema ist Genesis 6,2 „Und es sahen die Söhne Gottes nach den Töchtern der Menschen.“ und das Ziel der Untersuchung: „Bey diesem denckwürdigen Ort wird nun billig gefragt: 1.) Ob durch die Söhne Gottes / Engel, Geister, oder natürliche Menschen verstanden werden? 2.) Ob Geister oder Engel sich mit Menschen vermischen / und 3.) Ob dieselbe, weil sie keinen Samen haben, würcklich zeugen können? „ Welling lehnt ebenso die Deutung, die Söhne Gottes seien Engel, wie die, es seien irgendwie natürliche Menschen, mit Begründungen ab; „mehr Argumenta führen wir dißmahl, um keinen Eckel zu machen, nicht an, sondern eilen nunmehr zu dem was eigentlich nöthig und viel dienlicher zu seyn erachtet wird, nemlich wir verstehen mit denen Cabbalisten, mit dem Theophrasto und dem Autor des Buchs Entretien sur les sciences secretes (Comte de Gabalis) die Substantias inter medias, welche die Griechen in Daemones und Agathodaemones et Cacodaemones unterschieden haben, welche schon vor viel 100. Jahren unter dem Nahmen der Geniorum dem Platoni, Pythagorae, Celso, Psello, Proclio, Porphyrio, Sambilio, Nollio, Trismegisto, Plotino, Fluddo und Dorneo bekannt gewesen, welchen sie die verborgenste Geheimnüsse der Natur gelehret, um diese Männer zu weltberühmten Leuten gemacht.“ Welling versteht demnach als „Söhne Gottes„ die substantias intermedias, die daemones.
„Es sind die Einwohner der Elementarischen Welt, des Feuers, der Lufft, des Wassers und der Erde, unter welchen man von den ersten die genaueste Wissenschaft des Himmels, die Würckung des Gestirns, das eigentliche Wesen des Elementarischen Feuers, die Beschaffenheit der Einwohner der Planeten, und viel andere herrliche Dinge mehr erlernen kan. Von den andern aber die Natur der Lufft, ihren Nutz und Gebrauch, den Ursprung der Meteoren, des Hagels, Donners, und der Frucht- und Unfruchtbarkeit des Gewitters. Von den dritten, aller im Meer lebenden Creaturen, den Nahmen des Bernsteins, den Nutz der Corallen, und die Erzeugung der köstlichen Perlen, und was sonst im Meer und andern Wassern lebt und wohnet. Von den vierdten aber das Zunehmen, Wachsthum und Verderben der Metallen und deren Veränderung, des Silbers in Gold, auch die eigentliche Krafft und Würckung des (Mercurii) Quecksilbers und des Antimonii fassen und erlernen kan, in welchen Dingen diese mit Recht so genannte Söhne Gottes nicht allein excelliren, sondern auch in solchen Wissenschaften obgedachte unterrichtet. Was nun ihre Figur und Wesen anbetrifft, so beschreibt sie ein gewisser Rabbi, Sehern Tow genannt, nach Anleitung der Cabbalisten folgender Gestalt: Die Weisen (spricht er) sagen, daß sie gleich seyn den Menschen nach ihrer Form und Figur; sie sind nicht so subtil, wie die Engel, auch nicht von einer solchen groben Composition, gleichwie des Menschen Leib ist. Ihre liebste Verrichtung ist, den Schöpffer zu ehren, die Menschen lehren, mit ihnen umgehen, und sich aller Reinigkeit und Gottseligkeit befleissen: die im feurigen Element bestehen aus den allersubtilsten Theilen des feurigen Kreyses und Circuls, und sind durch die Krafft des allgemeinen feuers organisiret, und weilen ihr Wesen mit dem menschlichen Wesen fast gar nicht überein kommet, so bemühen sie sich wenig um der Menschen thun, also daß den Weisen schwehr und mühsam fällt, ihre Gesellschaft zu erhalten und mit ihnen umzugehen. Auff gleiche Art sind auch die übrige Creaturen aus den andern Elementen beschaffen, haben einen Unterschied des Geschlechts, freyen und lassen sich freyen, pflantzen ihr Geschlecht fort per traducem, und sind fähig, auch auß den Adamischen Menschen-Kindern zu zeugen und zu generiren: Ferner haben sie unter sich eine wohl eingerichtete Policey, verrichten ihr Gebät zu dem Allmächtigen GOTT, meiden mit allem Fleiß das so ihm mißfällig ist . . Anscheinend zusammenhanglos setzt darnach Welling wieder ein: „Es sind aber aus diesem unerlaubten Ehestand nicht allein zu der Zeit der Sünd-Fluth (da ohne Unterschied sich die Menschen zu Gottes grossem Mißvergnügen mit diesen Creaturen vermischt, und also eine unleidliche Vermischung der Geschlechter einführten) grosse und gewaltige, ja berühmte Leute gezeuget worden; sondern es sind auch daher alle die Götter der Heyden, und alle Helden, als Achilles, Romulus, Alexander, Hercules etc. Ja wohl gantze Nationen, als die Hunni in Pannonia etc. entsprossen. Der Philister Gott Dagon war nichts anders, als ein Triton oder Meer-Mann.
Haben also unsers Erachtens zur Genüge dargethan, wer die Kinder der Söhne Gottes gewesen? Ingleichen außgeführt, ob ein Engel Gottes sich mit Menschen vermischen und generiren könne? Diesem nach kommen wir zu unserm Zweck, und untersuchen ferner: 1.) Ob man noch heutiges Tages in die Gemeinschafft: sothaner fürtrefflicher Creaturen gelangen und dann 2.) Durch was Mittel man zu ihrer Gemeinschaft kommen, und von ihnen die verborgenste Wercke der Natur erlangen und erlernen könne? Was das erstere anbetrifft, so sind diese Geschöpffe Gottes noch eben als vorhanden, und lassen sich noch heut zu Tage finden, als in der Erden bey den Metallen, im Wasser und in der Lufft, wie sie zuvor gethan, zumahl die philosophische Regul ewig wahr bleibt: Die Arten vergehen nicht; und daß solches wahr sey, zeuget und lehret nicht allein die tägliche Erfahrung und Historien unserer Zeit, sondern es hat solches auch An. 1664. eine gewisse Person wohl erfahren, welche, als dieselbe der Erfindung des Lap(is) Philosophici bey später Nacht gantz eiffrig nachgedacht, und beym Theophrasto und Cardano die Beschwöhrungen der Geniorum oder unterirdischen Menschen gefunden, sich derselben bedienete, alsobald eine gantz weisse Person seine Thür öffnen sehen, worüber dieselbe, als eine Person, so damahlen nicht allzuheilig gelebt, und daher den Stachel des Gewissens gefühlet, vor Schrecken fast vergangen, die Flucht genommen, und also ihres zwecks verfehlet, nachmahls etliche Tage kranck gelegen, und ihren übel geführten Proceß bereuet.“
Wir „mißbilligen aber gäntzlich den Zweck, welchen ihm Comte de Gabalis vorstellet, nemlich durch oft gedachte Geist-Menschen die Unsterblichkeit zu wege zu bringen„, — mit andern Worten, so nahe Welling auch Villars und seiner Dichtung steht, im letzten verwirft er ihn und seine kabbalistischen Phantasien. Der Weg geht zwar vom Comte zu ihm, aber dieser Weg zerbricht, bei Welling fängt eine neue kabbalistische Ordnung an und eine neue Situation.
(Welling) geht im fünften Kapitel des ersten Teiles seines „Opus mago-cabbalisticum“, in dem er die sechs Tagewerke der Schöpfung vorträgt und erörtert, zwar auch vom sechsten Genesiskapitel aus, ergänzt die Dinge aber durch das Schamajim-Problem.
„Nun ist„ in der Schamajim-Lehre „vollkömmlich erwiesen der Ursprung derer sichtbahren Elementen, und daß dieselben vor dem Fall Lucifers gewesen sind die Kreyse, das ist, die Himmel seiner und aller seiner unzehlbaren Heerschaaren Wohnung, die da gantz einfach, i. e. Schamajim waren, durch Hineinkehrung des Göttlichen Lichts aber Finsternüß geworden sind.
Nun soll der Wahrheitsliebende ferner wissen, daß wir allhier nicht sagen, daß diese Creaturen grobe und wesentliche Leiber haben, wie die sichtbahren und greiffhchen Elementen, dann so redeten wir wieder uns selbsten, und wären so dann keine unsichtbahre, sondern sichtbahre Creaturen: sondern sie sind (daß wir ein Chymisches Wort gebrauchen) die Quinta Essentia, der allerreineste und geistlichste Theil eines jeden Elements, doch ist auch dieses zu verstehen nach dem mehrern oder wenigem, nach ihrer Güte: Dann gleich wie eines jeden Elements Centrum der Boßheit, die eingeschlossene Teuffel, als das allerböseste sind, also ist auch eines jeden Elements reinestes, diese Geschöpffe oder Creaturen; je näher sich aber dieselbe zum Centro der Boßheit in ihrem Diametro erstrecken, je böser und gefährlicher auch diese sind. Die Geschöpffe des Elements des Feuers sind die reinesten, nach ihnen diejenigen der Lufft, ferner die im Wasser, und letztlich die irrdischen. Die Zeit ihrer Schöpffung ist gestanden in der Scheidung der Elementen im ersten und dritten Tagewerck“. (Peuckert)

welling.txt · Zuletzt geändert: 2023/02/24 08:32 von Robert-Christian Knorr