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maeterlinck

MAETERLINCK

Maurice Maeterlinck

um 1880
belgischer DICHTER
- wesentliche TRIEBKRAFT seiner Dramen sind nicht SCHRECKEN und MITLEID, sondern ein tieferes und noch naiveres GEFÜHL, das STAUNEN
- seine Dramen sind in einer klaren und harmonischen, zurückhaltend-bildhaften SPRACHE geschrieben, die mit den Gedanken eine untrennbare Einheit zu bilden scheint
- will seine ZUSCHAUER spüren lassen, wieviel Erstaunliches in der einfachen TATSACHE beschlossen liegt, daß man lebt
- glaubt, auf der müden, mißbrauchten Erde ein Geräusch zu vernehmen wie das dumpfe Rauschen von unzähligen sich öffnenden Flügeln, und an bestimmten ZEICHEN vermeint er zu erkennen, daß uns eine ungewöhnliche Gelegenheit geistiger Befreiung geboten ist (Albert-Buisson)
- wirkte auf das GEMÜT der Jugend ängstlich-SUEß → gilt als PAPST des SYMBOLISMUS und ist unebdingt als philosophisches Pendant zu NIETZSCHE zu lesen
- ihm war weder herkömmlich noch mit naturalistischen Mitteln beizukommen
- sucht im unsichtbaren LEBEN das sichtbare anzusprechen
- es spricht nicht der VERSTAND zum Verstand, sondern die SEELE zur Seele, unmittelbar und ohne Umwege über den INTELLEKT
- stellte neue Anforderungen an die REGIE: Wie soll man Maeterlinck spielen?

  1. schafft einen rein geistigen Raum unserer inneren Existenz → will auf Höhe des Geistes packen zur ERZIEHUNG des Publikums
  2. die Spielart des Raumes, die den Menschen in seine NATUR und den SCHAUSPIELER in den RAUM stellt

- dichtet für Marionetten → die Figuren zerrinnen in der Luft und liegen einsam in der Stille
- seine Figuren sind von ANGST geschüttelt, seine POESIE besteht aus Angst → behauptet aber, von außen könne uns nichts geschehen
- zurück bleibt beim Zuschauer ein verworrenes Stück, das manchmal rührt und fast komisch wirkt, wobei sich Maeterlinck manchmal verirrt → gibt sich dem Reize mancher SZENE von kindklich-hilfloser Wehmut hin
- das Wiener PUBLIKUM weiß auch 1902 nichts mit ihm anzufangen
- bewundert den GREIS, der unbeweglich lebt und somit tiefer lebt als die Affektreichen: Führer erringt SIEG, Gatte rächt EHRE, Liebhaber erdrosselt GELIEBTE
- seine Menschen sind nicht von Fleisch und BLUT, aber mit WAHRHEIT durchtränkt
- zeichnet nervöse Stimmungen, die ihm Selbstzweck der KUNST sind (BAHR)
- seine Gestalten schweben in einem imaginären Raum als gleitende Schatten, wobei es ihm gelingt, unter Ausschluß der dritten Dimension die vierte auf die Bühne zu bringen (Friedell)
- Gestalten, die nur geahnt und geträumt, nicht begriffen werden können
- gehört zu den ahnenden Dichtern, die raum- und zeitlos handeln lassen
- zeigt die Angst, weil er weiß, daß er umkommen muß
- die Menschen warten auf den Fall des Gesetzes (Jacobs)

Pelleas und Melisande

- ist nicht das DRAMA der EIFERSUCHT, es ist das Drama einer LIEBE, die sich nicht verwirklichen kann, weil sie im kampf mit dem SCHICKSAL erliegt

Serres Chaudes

1889
- die einzige Gedichtsammlung des Dichters
- sind AUSDRUCK einer erstickenden SEELE, die in der sie umfangenden Atmosphäre nicht atmen kann (Albert-Buisson)

Literatur

Monty Jacobs: Studie über Maeterlinck

maeterlinck.txt · Zuletzt geändert: 2023/10/07 08:22 von Robert-Christian Knorr