1905
- Wilhelm II. stattete dem marokkanischen Sultan einen Höflichkeitsbesuch ab und sprach sich gegen Reformen im europäischen STIL aus → die Franzosen, die Marokko als ihre Einflußsphäre betrachteten, fühlen sich gekränkt, denn sie hatten dem Sultan verschiedene Reformen nachdrücklich empfohlen
- das französische PARLAMENT zwang den Außenminister Delcasse zum Rücktritt, weil dieser sich für eine VERSTÄNDIGUNG mit dem REICH ausgesprochen hatte → die Franzosen hofften auf britische Unterstützung, doch die Briten waren 1905 noch deutschfreundlich - Hochachtung der regierenden Liberalen für die deutsche Sozialpolitik; POLITIK der balance of power will keine Einmischung in europäische Streitereien;
- Der Geheimvertrag zwischen England und Frankreich hinsichtlich Marokkos war ein flagranter Bruch eines internationalen Vertrages, der die SOUVERÄNITÄT Marokkos und die offene Tür für alle Mächte garantierte. (Eduard David)
- das Reich sollte nach einem Plan der spanischen Regierung Silvela (Sturz 20. Juli 1903) Casablanca oder Rabat als Hafenstützpunkt erhalten, doch die Königin-Regentin Marie Christine setzt ihren Namen nicht unter den Vertrag, nachdem Britannien sie davon abhielt → spanisch-französische Verhandlungen legen dann Einflußsphären fest, gegen die London nichts einzuwenden hat (Hammann)

1911
- Unmittelbar auf das Bekanntwerden der deutschen Forderungen in Afrika [Grenze vom Atlantik im Kongo bis zum Sangha, also das, was heute die Zentralafrikanische Republik Kongo ist, wörtlich: Kiderlen forderte das französische Kongogebiet von der Küste bis zum Sangaflusse und betonte in seiner ersten diesbezüglichen Erklärung an den französischen Botschafter Cambon, hier gäbe es nichts abzuhandeln, sondern nur Annahme oder Ablehnung, a prendre ou a laisser], wie sie im Laufe der Verhandlungen in Berlin erhoben worden waren, folgte die REDE Lloyd Georges am 21. Juli, welche die Haltung der britischen Regierung kundgab. Dann wurde die Tatsache offenbar, daß eine europäische Krise vorlag. (The Times)