WUCHERER
jüdische Wucherer
Bis zur Zerstörung Jerusalems, möglicherweise bis zum Aufstand Simon Bar Cochbas, haben sich die Juden in nichts von anderen normal beschaffenen Nationen (wie etwa der römischen und der griechischen) unterschieden. Durch die Kriege zwischen Römern und JUDEN seien sie in alle vier Himmelsrichtungen versprengt worden. Die JUDEN, wohin auch immer verschlagen, hätten sich ungestüm der nationalen und religiösen Eingliederung widersetzt. Das CHRISTENTUM habe auf seinem Weg keinen hartnäckigeren Gegner gefunden, und trotz aller Anstrengungen sei es ihm nicht gelungen, ihn zu bekehren. Der Sturz des römischen Reiches habe die Isolierung des Judentums verstärkt, das nach dem vollständigen SIEG des Christentums im ABENDLAND das einzige andersgläubige ELEMENT darstellte. Die Juden in der Diaspora hätten zum Zeitpunkt der Völkerwanderungen in keiner Weise eine gesellschaftlich homogene Gruppe gebildet. Ganz im Gegenteil, LANDWIRTSCHAFT, INDUSTRIE und HANDEL seien in starkem Maße durch sie repräsentiert worden. Nur durch die ständigen religiösen Verfolgungen seien sie gezwungen worden, sich mehr und mehr auf Handel und WUCHER zu beschränken. Die Kreuzzüge hätten durch den religiösen FANATISMUS, den sie hervorgerufen hätten, jene Entwicklung, die die Juden in Wucherer verwandelt und zu ihrer Einquartierung in Ghettos geführt habe, gewaltsam verstärkt. Natürlich werde der HAß gegen die Juden auch durch ihre wirtschaftliche Rolle genährt.
Durch die Entwicklung der Städte und einer einheimischen Handelsklasse werden die Juden völlig aus dem Handel verdrängt. Sie werden zu Wucherern, deren hauptsächliche Kundschaft Adelige und Könige sind. Aber die handelsbedingte Transformation der Agrarwirtschaft hat zur Folge, daß sie auch aus diesen Positionen verdrängt werden.
Der relative Überfluß an Geld erlaubt es dem ADEL, das JOCH der Wucherer abzuschütteln. Die Juden werden nach und nach aus allen Ländern vertrieben. Einige assimilieren sich und gehen vorwiegend in der einheimischen BOURGEOISIE auf.
In einigen Städten, vor allem in DEUTSCHLAND und ITALIEN, beschäftigen sich die Juden hauptsächlich damit, dem VOLK, vor allem Bauern und Handwerkern, Kredite zu geben. Zu kleinen Wucherern abgesunken, die das Volk ausbeuten, werden die Juden oft zu Opfern blutiger Aufstände. Im allgemeinen ist der mittelalterliche KAPITALISMUS die Periode der grausamsten Judenverfolgungen. Das jüdische „Kapital“ gerät in Konflikt mit allen Klassen der GESELLSCHAFT.