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GÜNDERRODE
Karoline von Günderrode
vereinzelt auch „die Günderode“ (mit einem r)
1780-1806
DICHTER; schrieb unter dem Pseudonym Tian
- schwebt als traurig-lieblicher SCHATTEN durch die deutsche ERINNERUNG
- begründete mit ihrer Freundin Bettina von Arnim die SCHWEBERELIGION
- steht HÖLDERLIN näher als den von ihr verehrten NOVALIS und BRENTANO; gehört der ZWISCHENGENERATION an, der ersten, die aus dem (adligen) Bildungsbürgertum stammt, aber in der politischen WIRKLICHKEIT des Reiches um 1800 kein wirkliches Betätigungsfeld fand
- unerwiderte LIEBE zu SAVIGNY, der pragmatisch die ihm von Brentano angebotene Gunda Brentano ehelicht, eine Freundin der Günderode, 1804, wonach sie eine unglückliche Liebe zu CREUZER faßt, einen FREUND Savignys, die sie dogmatisch bis zum bitteren Ende durchleidet und sich am Rhein tötet
Wertung
- erreichte als Dichterin nicht die höchste Reife
- sie führt in ihren Dramen und Dramoletten blasse Figuren vor, die in konstruierten Handlungen ihre Weltsicht vermitteln und ihr Weltgefühl aussprechen
- die lyrischen Arbeiten sind außerordentlich, von großer SCHÖNHEIT, gedankentief, aber sprachlich selten angemessen umgesetzt
- gleich stark in Intelligenz und Gefühlstiefe, findet sie weder in bloßer Reflexion noch in Schwärmerei Genüge: übers Dichten findet sie Brücken; sie fühlt sich nur, wenn sie dichtet oder liebt
- sie ist in ihre ZEIT hineingeboren und zerrissen wie diese: Ideale der Freiheit und Schönheit vs. wachsende Betriebsamkeit bzw. Erwerbstrieb