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sibylle

SIBYLLE

Sibyllen, Sibyllae
- empfingen ihr WISSEN von GOTT
- ihr WESEN ist die Ankündigung eines zukünftigen Ereignisses, und da das psychologische Bedürfnis, einen Blick in die ZUKUNFT zu tun, nur bei einer drohenden Gefahr besteht, so enthalten sie die Ankündigung eines kommenden Unheils
- ihre Herkunft ist durch SULLA, der ein decemviri schuf, beaufsichtigt → der GRUND liegt in einer Fülle von Unglücksfällen, die von Sibyllen richtig vorausgesagt wurden
- waren PRAKTISCH veranlagte Frauen, die aus dem Wahrscheinlichen auf das Mögliche schlossen
- die jüdische Sibylle ist die erste Predigerin für den MONOTHEISMUS und gegen den Götzendienst; sie wurde schließlich durch eine christlich motivierte (!) abgelöst, nachdem christliche Propaganda den Namen der Sibylle als geeignet empfand, auch Heiden zu imponieren
- vielleicht gab es nur eine, die erythraiische, die viel herumreiste und daher viele Namen bekam: cumaiische, phrygische, sardische → manche behaupten, es habe zwölf gegeben…, nach anderen gibt es bloß eine Sibylle, das römische Zukunftsorakel, dessen WEISHEIT einst von einer Frau diktiert wurde, aber in der Auslegung einem fünfzehnköpfigen Männergremium anvertraut ward, das seine Ergebnisse dem SENAT beziehungsweise Magistrat vorlegte, zum sprechen brachte
- unterschieden sich von anderen Weissagern dadurch, daß sie ihr Wissen in einer Art von „wahnwitzigen Raserey“ (Hederich) verkündigten → Aussagen der WUT
- dargestellt wie die SPHINX, zumeist auf Münzen, Phrygien, mit der zusammen: Haar zu einem Knoten, rechten Fuß vorderwärts, rechte Hand mit Lorbeerzweig, dazu ein springender Hirsch, ein Buch oder Schriftrolle, gelegentlich als NACKTE Jungfrau dargestellt

Beispiele

Doch wenn des großen Gottes gewaltige Drohungen nahen, und die glühende MASSE durch Meeresbrandung an Land kommt, wird sie den Beliar auch und alle Menschen verschlingen, welche in blindem VERTRAUEN dem Gottesleugner gehuldigt. (II,7)
Die Voraussage der Geburt Jesu: Wenn das MÄDCHEN den LOGOS des höchsten Gottes gebäret, aber als Frau eines Mannes dem Logos den Namen wird geben, dann wird im Osten ein Stern am hellerleuchteten Tage glanzvoll strahlend erscheinen herab von himmlischer Höhe, kündend ein großes ZEICHEN den armen sterblichen Menschen.
Das Ende der WELT: Wenn man dereinst an dem sternhellen Himmel zur Nachtzeit Schwerter gen Abend erblickt und auch gen Morgen, und alsbald eine WOLKE von Staub vom Himmel zur Erde herabsinkt und aller GLANZ der Sonne am HIMMEL verschwindet im Laufe, während die Strahlen des Mondes sich zeigen, herab auf die Erde plötzlich ein Blutregen gießt und die Sterne zu reden beginnen; in den Wolken ihr schauet den Kampf von Fußvolk und Reitern wie eine Hetzjagd auf Wild, vergleichbar Nebelgebilden! Das ist das Ende des Krieges, das Gott auf den Himmelsthrone bringt. (III, 798-806)
Die Herrschaft des unschuldigen Weibes: Möchte’ ich es nimmer erleben, wenn einst das Schandweib wird herrschen, sondern dann, wenn himmlische ANMUT beginnet die Herrschaft, wenn der heilige Knabe einst allen FREVEL getilget, und den Verderben sinnenden Menschen eröffnet den ABGRUND; dann wird plötzlich die Rechtgläubigen ein hölzernes Haus umschließen. Wenn dann das zehnte Geschlecht in des HADES Behausung hinabfuhr, herrscht das WEIB mit großer GEWALT, unter welcher gar viele LEIDEN Gott selber vermehrt, wenn sie ihrer Königsherrschaft EHRE gekrönt und vollendet… (VIII, 194-202)
Das tausendjährige Reich: Höret auf mich, ihr Menschen; es herrschet der ewige KÖNIG. Da werden die, die noch am LEBEN sind, nicht sterben, sondern eben diese 1000 Jahre hindurch eine unbegrenzte Menge Menschen zeugen, und ihre Nachkommenschaft wird heilig und Gott teuer sein; die aber aus der UNTERWELT auferweckt werden, die werden den Lebenden als RICHTER vorgesetzt werden. (Laktanz’ göttliche Unterweisungen [3])

- schickt aus der Grabentiefe, Stille, Leben hinauf (BAEUMLER)
- Gattungsbegriff (ROHDE)

sibyllinische Bücher

- enthalten von Auflage zu Auflage weniger SUBSTANZ (WÄCHTER)

tiburtinische Sibylle

- steht für die Wiederherstellung der byzantinischen Herrschaft
- die Lebensmittelpreise sind niedrig

sibylle.txt · Zuletzt geändert: 2020/03/01 15:11 von Robert-Christian Knorr