- eigentlich hätte hier eine Göttin gleichen Namens herrschen müssen, doch die gab es nicht oder sie hat DEMETER Platz machen müssen (Bloch)

auch eleusinische Mysterien oder Eleusinien
- prägten sich im 7. Jhd. v.Chr. aus, wahrscheinlich früher, da HOMER von ihnen spricht
- stellen die Einheit und HARMONIE der Welt wieder her, von daher sind sie für Platon eine Grundlegung des Weltkreises
- fanden ihre Kulthandlungen statt, so stand das andere gesellschaftliche Leben in Griechenland still; wer die Eleusinien verunglimpfte, mußte mit harten Strafen rechnen, was u.a. ALKIBIADES geschah, auch ÄSCHYLOS, obwohl eigentlich ein Freund der Eleusinien, wurde angeklagt, weil er die Eleusinien in einer seiner Dichtungen benutzt hatte, was als Entweihung galt, somit Häresie
- zu ihnen war jeder Unbescholtene zugelassen, auch Frauen, Kinder oder Sklaven
- das Heiligtum bestand aus einem Tempel für Demeter und einem Ordenshaus, τελεστήριον, das nur Geweihten offenstand, etwa 20 Kilometer nördlich von Athen und bestand bis ins 4. Jahrhundert, als im Kontext gotischer Eroberung christliche Fanatiker alles in Schutt und Asche legten
- den Kult organisierte der attische Staat, der dafür vier Würdenträger bestimmte, zwei aus der attischen Bürgerschaft für die Verwaltung des weltlichen Besitzes, zwei aus den eleusischen Familien Eumolpides, die sich auf POSEIDON zurückführten, und Kerykes, die sich auf HERMES zurückführten, Hierophanten, d.s. geistliche Würdensträger

1. Oberpriester als Großmeister;
2. Daduchos, δαδυχόζ, d.i. Fackelträger;
3. Hierokerüx, ιερόκεριχ, d.i. der heilige Herold;
4. Epibomos, επιβόμοζ, d.i. der Altardienstwalter

- nichts Genaues weiß man nicht, aber die spärlichen Hinweise in verschiedenen antiken Mitteilungen ergeben folgendes Bild:

• vor jeder Einweihung mußte der Kandidat 15 Drachmen, 46 € (nach heutigem Silberpreis)/500 € (nach heutiger Kaufkraft), zahlen und Prüfungen über sich ergehen lassen, die im Kern schwierig, waghalsig, dunkel, geheimnisvoll genannt werden müssen;
• es geht um die Behauptung in der Schattenwelt, in Irrgängen, im dunklen und unbekannten Raum, um die ERKENNTNIS des Unsterblichen in und außer uns, um den Widerstreit zwischen vergänglicher MATERIE und unvergänglichem Lichtwesen;
• am Ende einer erfolgreichen Prozedur wurde der Kandidat geweiht und mit einer geflochtenen Schnur an Hand- (zuweilen auch am rechten Arm) und einer am Fußgelenk ausgezeichnet, wodurch er Eingeweihten als Priester der Eleusinen kenntlich wurde;
• die Feiern waren zweigeteilt: sechs Tage (15 Tage nach dem Herbstvollmond) in ATHEN und acht in Eleusis: die Hierophanten (Weihlinge) wurden zum Meer bei Piräus geführt und dort getauft, d.h. von ihrem bisherigen bürgerlichen Leben befreit und mit einem neuen Namen versehen, meist ihr alter plus dem Zusatz „Hierophantos“, danach zog man ins Eleusion, auch Jacchos-Tempel, um dort sechs Tage lang zu tanzen, zu trinken und zu schmausen;
• zurück in Eleusis wurden die Hierophanten vom Oberpriester begrüßt, wobei alle Nichtgriechen ausgeschlossen wurden: der Hierophant/Myste erfährt nach ausschweifenden Feiern, u.a. an der Kephissos-Brücke, daß das Leben auf der Erde Schein sei, das im Hades dagegen das wahre Leben → „Kein Übel ist der Tod, sondern ein Gut.“
• die Prozedur endet im Tempel selber, die ἐποπτεία, d.i. die Vereinigung der Schauenden mit den Hierophanten, was man sich auch erotisch vorstellen mag → Mann mit Mann, Frau mit Frau, Mann mit Frau… egal

- der Ort besaß eine große WIRKUNG und Ausstrahlung bis nach ÄGYPTEN; es gab keine kretische Beeinflussung, obwohl hier mutterrechtliche Vorstellungen lange ZEIT vorhielten
- lehrte die Seelenwanderung, und zwar als lebensbejahende (BLOCH)
- Gegenstück zur dionysischen Bewegung
- gehören zur religiösen Erneuerung der nachhomerischen ZEIT, die entschieden frömmer als jene ist und im Kampf der MYTHEN eine neue Wendung bringt, indem sie sich den Stimmen der Tiefe wieder öffnet und insbesondere zum TOD und zu den Toten wieder ein ehrfürchtigeres, sorgsameres, auch ängstlicheres Verhältnis gewinnt → Durchbruch des indogermanischen Glaubens
- verkündeten keine Lehre, kein DOGMA
- die anbefohlene Schweigepflicht der Teilnehmer der Mysterienspiele bezog sich nicht auf ein Wissen, sondern als eine liturgische Handlung, die den MYTHUS der Mutter (Demeter) und der Kore (PERSEPHONE) zum Inhalt hatte, und ihre Wirkung muß, immer neu bestätigt und wiedergewonnen, die Gewißheit gewesen sein, die schon im homerischen Hymnus als das GEHEIMNIS von Eleusis ausgesprochen wird: daß der, die diese Spiele geschaut hätte, ein seliges Leben nach dem Tod haben, doch aber auch schon zu Lebzeiten hochbeglückt sein würde (Freyer)
- der Mysterienkult von Eleusis ist AUSDRUCK des Mystikverständnisses der GRIECHEN: keine MYSTIK, keine Einung des Menschen mit Gott, keine Erlösungsmetaphorik → der Teilnehmer erlangte die Gewißheit der Gnade der Göttin, die Gewißheit eines seligen Lebens (ROHDE)