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xenophanes

XENOPHANES

Xenophanes von Kolophon

570-470 v. Chr.
- lebte als Ionier in Elea
- schrieb die Gründungsgeschichten um die Städte Kolophon in Kleinasien und Elea in Unteritalien in Epigrammen nieder und tug sie Zuhörern vor
- bekämpfte die Homersche Götterreligion, auch HESIOD
- wurde aufgrund seiner scharfen Beobachtungsgabe zum ersten Kritiker der anthropomorphen RELIGION, sein pantheistischer GOTTESBEGRIFF hat die Eleatik wesentlich beeinflußt
- benutzte Sillen, eine von ihm entwickelte Satirenform in Versen, meist Hexameter oder Epigramme, in denen er die Urheber seiner Meinung nach falscher Gottesvorstellungen kritisiert
- zuweilen auch elegisch
- kannte die Seelenlehre PYTHAGORAS', auch seine Kosmogonie

Lehre

- GOTT ist das eine geistige PRINZIP, alles LEBEN und alle VERÄNDERUNG der WELT → Xenophanes ist der erste reine Monotheist
- das absolute WESEN: das All ist EINS, d.i. Gott
- Gott ist ohne Anfang, Mitte und Ende, unbewegt, unsinnlich, EWIG, fließend → ersetzt das Prinzip der Pythagoräischen ZAHL und deren Dualismus durch den BEGRIFF Gottes als Alleinem
- Gott ist außerhalb unserer Erkenntnisfähigkeit, nur das es ist, können wir erkennen: Wenn etwas ist, so ist es ewig, denn es kann keinen Anfang haben. Möge nun alles entstanden sein oder nur nicht alles ewig sein - in beiden Fällen würde es aus dem NICHTS entstehen. Es wäre nämlich vorher nicht gewesen. Das Seiende ist schon.
- das menschliche WISSEN gleicht nur dem Wahren; der Mensch sucht sich seine WAHRHEIT, die jedoch nichts mit der allgemein-gültigen Wahrheit zu tun haben kann:

  • Selbst wenn es gelänge, ein Vollendetes auszusprechen, so hat es doch kein Wissen; Scheinmeinen haftet daran.

→ so ist ihm die Meinung das Gegenteil des Ewigen, d.h. die im Wesen vertilgte Veränderung und Vielheit tritt auf die andere Seite in das BEWUßTSEIN als in ein Meinendes
- Wissen ist stärkere Meinung
- erfaßt den GEGENSATZ zwischen Wahrheit und Schein und ebnete mystischen Seinsverleugnungen den Durchbruch
- begründet die eleatische Schule, die sich einer religiös-sittlichen POLEMIK gegen die Doppelköpfe, Dualismus als Bestimmungsprinzip der Dinge, der pythagoräischen Schule - siehe PYTHAGORAS - und einer heraklitischen Seinsbejahung verschrieb
wichtigstes Argument: Gott ist niemandem ähnlich, er schwingt das All mit Geistes Denkkraft. → Es wähnen die Sterblichen, die GÖTTER würden geboren und hätten gewand und Stimme und Gestalt wie sie. Doch wenn die Ochsen und Rosse und Löwen Hände hätten und malen könnten mit ihren Händen und Werke bilden wie die Menschen, so würden die Rosse roßähnliche, die Ochsen ochsenähnliche Göttergestalten malen und solche Körper bilden, wie jede Art gerade selbst das Aussehen hätte. In Wahrheit ist aber ein einziger Gott, unter Göttern und Menschen der größte, weder an Gestalt den Sterblichen ähnlich noch an Gedanken. Er ist ganz AUGE, ganz GEIST, ganz Ohr… Stets am selben Ort verharrt er, sich nirgend bewegend, und es geziemt ihm nicht, bald hierhin und bald dorthin zu wandern.

Xenophanes, d.i. das gedoppelte Bewußtsein:

  1. reines Bewußtsein, d.i. Gott;
  2. Bewußtsein der Meinung, d.i. die reine DIALEKTIK, welche gegen alles Bestimmte sich negativ verhält, es aufhebt;
  3. Gott ist identisch mit dem Weltganzen.

- Gott ist nicht mit menschlichen Attributen zu versehen, keine äußeren und keine inneren Eigenschaften sind hier vorzunehmen; die Götter hätten einander nie bekämpft, denn das ist eine unmoralische Vorstellung; auch sind natürliche Phänomene keineswegs auf göttlichen Einfluß zurückzuführen, der Regenbogen ist keine Iris, die Götter sind keine Eingreifer oder Offenbarer gegenüber den Menschen → die Menschen erkennen Zusammenhänge selber mit der Zeit
- Vorgriff der via eminentiae (Gott versteht alles), allerdings nicht in dem Sinne, als daß Gott eine Art Übermensch wäre, keineswegs in einem moralischen Sinne, sondern als ständiges EREIGNIS des Geistigen
- relativierte seine Ansichten über die Götter/Gott, indem er konzediert, daß keiner Genaues weiß, man gewisse Dinge nur annehmen könne (Primavesi)

politische Überzeugungen

- trägt Sorge ums griechische VATERLAND, bedroht von Persern, Karthagern und Etruskern
- nachdem seine ionische Vaterstadt von Kyros besetzt wurde, muß er unstet wandern → warnt seine Landsleute vor dem diktatorischen Gebaren der Perser, deren Doktrination

xenophanes.txt · Zuletzt geändert: 2024/03/10 10:53 von Robert-Christian Knorr