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religion

RELIGION

zwei Deutungsmöglichkeiten:

  1. von relegere, also das sorgfälige Beachten des Sinnhaften oder
  2. von religio für ich binde zurück → Rückbindung an die vitalen Kräfte des Lebendigen, was zur Zeit der Entstehung des Wortes immer als Bindung an Gott verstanden wurde;

- die ältesten Religionen sind die indische, altpersische und ägyptische, dann die chaldäische, Sabäanismus, dann die jüdische (BLAVATSKY)
- GLAUBE; Opferbereitschaft für die GOTTHEIT (Clauss)
- feststehender Aspekt (DESCARTES)
- das, was den Menschen kindlich erhält: LIEBE und staunende EHRFURCHT
- durch Religion kann jeder teilhaben an der unbewußten, unerklärlichen Zaubergewalt, die sich in GENIE offenbart (GOETHE)
- öffnet die ZUKUNFT und placiert uns in die Allgegenwart des Ewigen (GUIZOT)
- wie der MYTHOS eine FORM des Bewußtseins der radikalen Endlichkeit des Menschen (HAUSER)
- das manifestierte ZEUGNIS
- ihr ZWECK besteht darin, GOTT zu erkennen (HEGEL)
- Teil des Wissens → die Priester pflegen dieses WISSEN (Jeremias)
- ihre MACHT vermag nicht das Entstehen der NATURPHILOSOPHIE zu erklären, sonst hätte sie der ORIENT hervorgebracht, nicht aber Griechenland (JOËL)
- steht nicht in Ursächlichkeit zur MORAL, weil sonst FURCHT und HOFFNUNG zu Triebfedern sittlichen Handelns gemacht würden → also muß sich die Religion auf der Moral gründen
- unsere Pflichten sind ERKENNTNIS göttlicher Gebote, der durch die KIRCHE gefördert wird
- Inbegriff aller unserer Pflichten überhaupt als göttlicher Gebote und subjektiv der Maxime, sie als solche zu befolgen
- derjenige Glaube, der das WESENTLICHE aller Verehrung Gottes in die MORALITÄT des Menschen setzt (KANT)
- alle Religionen sind echte Religionen, die Gott sich gefällig zu bezeugen suchen, in Betracht ihrer Absicht und ersten Abstammung (KNIGGE)
- ein v.a. ästhetisches VERHALTEN zum LEBEN (KIERKEGAARD)
- rationale Ordnungsform des emotionalen metaphysischen Triebes (KOLBENHEYER)
- Gottinnigkeit (KRAUSE)
- hat keine eigene GESCHICHTE
- ist ihrem WESEN nach die Entleerung des Menschen und der Natur von allem Gehalt
- dient der Sanktionierung der Taten der Stärkeren im gesellschaftlichen Kampf (MARX)
- höchste Form der Gattung „Unterhaltungskunst“
- philosophische METAPHYSIK (NIETZSCHE)
- höher entwickeltes Ergebnis der Sexualsublimierung (Reich)
- Surrogat der wahren TUGEND (SCHILLER)
- ANSCHAUUNG des Universums
- Sinn und Geschmack für das Unendliche (SCHLEIERMACHER)
- die ewigen Gesetze sind und niemand weiß, woher sie gekommen (SOKRATES)
- wenn die ZEIT dem Raume weicht (SPENGLER)
- aus ihr ist kein Wissen zu beziehen (SPINOZA)
- hat zwei Hauptfeinde:

  1. den abgöttischen Aberglauben und
  2. den frey-geysterischen Unglauben (STENDER)

- liegt ursprünglich im Wesen des Menschen und ist bei allen Völkern zu allen Zeiten als Schimmer der ewigen WAHRHEIT (WELCKER)
- bedarf keiner OFFENBARUNG
- kann intranational, dann international wirken und das humanistische ZEITALTER vorbereiten (WUNDT)

christliche Religion

- als Offenbarung keine WELTANSCHAUUNG im eigentlichen SINN, weil sie kein Weltentstehen im physikalischen Sinn vermitteln will (HUDAL)

etruskische Religion

- bis ins 7.Jahrhundert v.Chr. sind die einzigen Elemente des griechischen Mythos, die man tiefer in die etruskische Religion eindringen sieht, die monströsen SPHINX-, Chimären-, Gorgonen-, Kentauren- und Pegasusfiguren, die als Einzelelemente in die lokalen Darstellungen aufgenommen werden, weil sie sich so gut in die phantastische frühgeschichtliche Tierwelt eingliedern, deren BILD fest im kollektiven Bewußtsein verwurzelt ist
- später gab es symbolische Abstraktionen, den Minotaurus als Terrakottafigur
- irrationale TENDENZ mit übertriebener Ritualisierung und in genauester Beobachtung göttlicher ZEICHEN (Torelli)

europäische Religion

- hat ihren URSPRUNG in Syrien (Hegel)

griechische Religion

Präambel: Kein Gott hat diese WELT erschaffen.
→ die GRIECHEN stehen in der Natur, nicht ihr gegenüber und sind innerweltliche Wesen
- in ihr west immer die VORSTELLUNG, daß es eine Zeit gab, da die Religion eudämonisch dachte: die Religion ist eine MÖGLICHKEIT zur Förderung der Lebenszwecke und es gibt keine Unterscheidung in GUT und BÖSE;

- das Dauernde und Bleibende im Menschen ist der Inhalt der griechischen Religion (HEGEL)

Grundtypen

israelische Religion

- wurde zu dem, was sie war, durch den Kampf der Beduinenreligion gegen die in KANAAN vorgefundene Bauernreligion, den Kampf Jahwes gegen BAAL (Schaeder)
- wurde nicht aus babylonischen Astralkulten abgeleitet (WEBER)

positivistische Religion

- findet ihr Glaubensobjekt in der HUMANITÄT
- der für Religionen konstitutive Unsterblichkeitsglaube wird als Fortleben im dankbaren GEDÄCHTNIS der Nachwelt sublimiert

Öko-Religion

zehn Gebote nach Cicero

  1. Du sollst dich fürchten! - Das furchtbarste Szenario ist das wahrscheinlichste. Auch wenn es einmal gut ging, so kommt es beim nächsten Mal um so schlimmer.
  2. Du sollst ein schlechtes GEWISSEN haben! - Wer lebt, schadet der Umwelt – alleine schon durch seine Existenz.
  3. Du sollst nicht zweifeln! - Die Ökobewegung irrt nie. Wer daran zweifelt, dient den Ungläubigen.
  4. Die NATUR ist unser gütiger Gott! - Sie besteht aus Pandabären, Robbenbabys, Sonnenuntergängen und Blumen. Erdbeben, Wirbelstürme und Killerviren sind Folgen menschlicher HYBRIS.
  5. Du sollst deine Gattung verachten! - Der Mensch ist das Krebsgeschwür des Globus. Vor seinem Auftauchen war der Planet eine friedliche IDYLLE.
  6. Du sollst die Freiheit des Marktes verabscheuen! - Der Planet kann nur durch zentrale Planung internationaler Großbürokratien gerettet werden.
  7. Du sollst nicht konsumieren! - Was immer du auch kaufst, benutzt oder verbrauchst: Es schadet der UMWELT. Die Zuteilung von Gütern sollte den weisen Priestern des ÖKOLOGISMUS übertragen werden.
  8. Du sollst nicht an ein besseres Morgen glauben! - Verhindere Veränderungen und Fortschritte, denn früher war alles besser.
  9. Du sollst die Technik gering schätzen! - Abhilfe kann allenfalls durch fundamentale gesellschaftliche Umsteuerungsprozesse kommen. Niemals durch die Erfindung technikgläubiger Ingenieure.
  10. Wisse, die SCHULD ist weiß, männlich, christlich und westlich! - Die Unschuld ist eine Urwaldindianerin.

römische Religion

- blieb vom 3. Jahrhundert v.Chr. bis ins 3. Jahrhundert nahezu unverändert, wenn auch die SKEPSIS allmählich überwog
- man feierte die traditionellen Feste → mit jedem politischen AKT waren Opfer und Auspizien verbunden und bei militärischen Siegen wurden mehrtägige Feste gefeiert;

- ist der SUBSTANZ nach etwas anderes als der griechische GLAUBE: uralte gemeinitalische Vorstellungen und Gefühle sind ihr eingelagert und bleiben bis zuletzt wirksam
- die römischen Gottheiten sind nicht eine Götterwelt, sie sind kaum Gestalt im griechischen Sinne und jedenfalls nicht erhöhte Menschlichkeit
- sie sind beinahe Sache, ein Stück Welt, je ein Stück der Herrschaftsordnung, die der Welt ihre Struktur gibt
- die Haltung des Menschen zur GOTTHEIT, d.i. Religion, wird durch die RÖMER begründet, eine ERFINDUNG Roms: der Mensch achtet auf die Zeichen, die ihm sein Gott sendet und handelt danach (Freyer)

mystische Kulte in Rom

- DIONYSOS - aus Thrakien
- ISIS und SERAPIS - aus ÄGYPTEN
- Ma-Bellona - aus Kleinasien
- die Große Göttin - aus Phrygien
- Jahwe - aus Judäa

Religionen

- wunderlicher AUSDRUCK
- es gibt verschiedene Glaubensarten, doch nur eine in allen Zeiten gültige Religion (Kant)
- beruhen auf dem Glauben, daß aus Gutem Schlechtes und aus Schlechtem Gutes entsteht (Weber)

religion.txt · Zuletzt geändert: 2024/07/06 06:28 von Robert-Christian Knorr