ONCKEN
Hermann Oncken
um 1935
Historiker
- betrachtete den Aspekt der SCHULD hinsichtlich der Kriegsschuldfrage des Ersten Weltkrieges weitgreifender als viele Historiker, die nur auf die Juli-Krise und unmittelbar vorangehende Prozesse rekurrierten
- arbeitete langfristige Tendenzen heraus, die für die einzelnen Mächte über die politischen Konjunkturen hinaus konstituierend waren
- thematisierte in seinen Reden und Texten die Außenpolitik des Reiches vor dem Hintergrund der europäischen GESCHICHTE seit dem ausgehenden MITTELALTER → dadurch erschien es ihm möglich, das SCHICKSAL des Reiches verständlich zu machen und die Kriegsschuldfrage in ihrem historischen Kontext zu erörtern
- äußerte als seine ÜBERZEUGUNG, daß der Verlauf der deutschen Geschichte sich aus der gefährdeten Mittellage in EUROPA ableiten lasse, die sowohl den ANGRIFF von beiden Seiten als auch die Chance, SELBST nach allen Seiten machtvoll auszugreifen, implizierte
- es erschien ihm als einem der maßgeblichen Historiker seinerzeit nicht möglich, von einer Einheit und REINHEIT der RASSE als einem Generalnenner des Geschehens auszugehen, wo diese Rasse sich erst im Laufe der Geschichte so, wie sie heute vorliegt, gebildet hat - und allzu gewagt, die entscheidenden Entwicklungen unserer Geschichte geradevon hier aus durchleuchten zu wollen
- auch die Annahme eines seelischen deutschen Urtypus zur letzten Erklärung unserer GESCHICHTE würde mit wissenschaftlichen Mitteln kaum zu begründen sein