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MINNESANG
- Der Minnesang ist ein Minne-Dienst, steht in sozialer und erotischer Analogie zur geistlichen Liturgie, und er bleibt in seinem Schweben zwischen Sexus und ENTSAGUNG unwirklich, eine rein sprachliche Seifenblase, wenn man so will. (Kuhn)
- scheinbar die extremste Selbstwiederholung eines auf wenigen Motiven beruhenden traditionellen Formtyps, der seine Intensität und jahrehundertelange Wirkung aus dem Versuch gewinnt, das innerste STREBEN des Menschen als Zusammenhang irdischer und himmlischer Liebe dialektisch auszufalten und im Gedanken und der Haltung des Dienstes, soziales, religiöses und erotisches Geschehen analog zu verbinden (Wehrli)
Grundkonstellation
- der Ministerialbeamte, ein kleiner Adliger, oder ein fahrender RITTER auf der SUCHE nach Anerkennung und VERSORGUNG liebt die vrouwe, eine verheiratete, höhere Adlige, und drückt diese LIEBE aus → das Ganze muß TRAGISCH enden, Petrarkismus
- die Frauenhuldigung wurde zum Hauptmotiv der deutschen LYRIK, als die romanischen Vorbilder im 13. Jahrhundert die deutschen Sänger zu dieser FORM des Lehensdienstes animierten → der Standesunterschied blieb, die Huldigung war DIENST an der Lehnsherrin, die durch ihre BILDUNG den Sängern nahestanden
- die Beziehung blieb zumeist platonisch, weil die Huld hochgehalten wurde, EHE Sakrileg blieb → gesellschaftlicher Zwiespalt bedingt einzigartigen CHARAKTER der deutschen MINNE, Beleg: deutscher Minnesang nimmt keine Verwünschungen gegen den Aufpasser, den huoter, ins Repertoire auf, der französische dagegen regelmäßig
- endet um 1300
Entstehung des Minnesangs (Theorien)
- volkstümliche Spuren: Brinkmann, Vogts, Frings
- arabische Liebesdichtung: Burdach
- Minnesang als gesellschaftlicher AUSDRUCK: Kluckholm, Köhler → über die Huldigung der Dame wird der gesellschaftspolitische Aufstieg angestrebt
- Marienverehrung → die Dame als weltliches Gleichnis im Liebesverhalten
Herrscherdynastien und der Minnesang
- I. Staufer
- Heinrich VI. , Konrad IV. → Friedrich von Hausen, Walther von der Vogelweide
- später deutscher Minnesang auf Sizilien
- II. Welfen
- Heinrich der Löwe → Kaiserchronik, König Rother, Rolandslied, Lucidarius
- III. Babenberger
- Walther von der Vogelweide, Neidhart von Reuental, Reinmar der Alte
- IV. LUDOWINGER
- Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Heinrich von Veldeke
- V. Grafenhäuser von Jülich, Kleve, Berg
seit dem 13.Jahrhundert werden die Städte für die ENTWICKLUNG der LITERATUR wichtig: ERFURT, Zürich, Basel, Würzburg, Konstanz