Inhaltsverzeichnis
ORPHIK
- geht auf THRAKER ORPHEUS zurück und „wandelte in ein ‚SYSTEM‘, was ursprünglich eine bloße MASSE der rohesten und primitivsten Riten war“ (CASSIRER)
- die Orphik war es, die dem inneren Menschen ihren heiligen ERNST zugewandt hat (OTTO)
→ die WELT ist ein geflügelter BAUM, ein Gewebe; auf dem Gottes Hände wirken - alles ist GOTT, eine Jungfrau webt KOSMOS
- im Mittelpunkt stehen Theogonie und ANTHROPOGENIE → Chronos schuf das Weltei, aus dem der doppelgeschlechtliche PHANES entstand, der NYX, NACHT, gebar und mit ihr Gäa, URANOS, Himmel, und KRONOS zeugte
→ ZEUS als SOHN des Kronos verschlang Phanes und erlangte so die Weltherrschaft
- mit Tochter PERSEPHONE/SEMELE zeugte Zeus DIONYSOS-Zagreus, den aber die Titanen auf Veranlassung Heras zerrissen und verschlangen, weshalb sie von Zeus mit dem BLITZ verbrannt wurden
- aus den Titanenresten entstand der MENSCH, der somit aus guten, dionysischen, und bösen, titanischen, Elementen besteht
- zur Befreiung der im Leib, soma, wie in einem Grab, sema, gefangenen göttlichen SEELE zeugte Zeus den Dionysos-Lyseus
- um die in die Körperwelt verbannten Seelen von ihrer peinvollen Wanderung zu erlösen, bedarf es Reinigungsriten - Hieromania, d.i. heiliger WAHNSINN - und Enthaltsamkeitsvorschriften, Fleischverbot!, die den Gläubigen in geheimen Weihehandlungen durch die Orpheotelesten, Weihepriester, bekannt gemacht wurden → was im KULTUS gesehen wird, wird im MYTHOS erklärt - Tendenzen zum MYTHUS heynescher BEDEUTUNG
- ägyptische Geheimdienste seit dem letzten Jahrzehnt des 6.Jahrhunderts v.Chr. in Griechenland
- die ORPHIKER glauben nicht an PALINGENESIA, beim Dionysos-KULT dagegen muß die Seele einen LEIB besitzen, um zu überdauern (ROHDE)
historische Bedeutung
- Der Einfluß der Orphik auf das griechische Leben des 6. Jhd.s v.Chr. beruht zu einem Teil darauf, daß sie eine prophetische Lehre ausgebildet hat, die kein freiwachsender Mythus mehr war und noch keine Philosophie, sondern eine Theologie in dem Sinne, wie HESIOD der gleichen begonnen hatte, nur viel weniger volkhaft und viel stärker in die LEIDENSCHAFT des spekulativen Gedankens hinaufgesteigert. Dionysos aber ist das A und O dieser orphischen Theologie. (Freyer)
Vergleich zum Pythagoräismus
- werden, was die Prioritätsfrage anbetrifft, sehr unterschiedlich beantwortet
- die PYTHAGORÄER bedurften des Leibes für ihre Lehre, die Orphiker nicht
siehe auch ORPHISMUS