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Inhaltsverzeichnis

THALES

auch Thales von Milet
625-545 v. Chr.
- ein gräzisierter Phönizier
- Urvater, Ahnherr der Philosophie, der kein SYSTEM, aber einen Grundgedanken entwickelte, den er auf sämtliche Lebensbereiche anwenden konnte
- einer der Sieben Weisen
- ein weitgereister und weltgewandter Kaufmann, ein STAATSMANN und vielseitiger Naturforscher
- bestimmte das Jahr auf 365 Tage
- ließ an den Tempel von Delphi γνωθι σεαυτόν (Erkenne dich selbst!) anbringen, womit er belegte, daß das magische Zeitalter vorbei war

Lehre

Das Größte: der RAUM. Das Schnellste: der GEIST. Das Stärkste: die Notwen­digkeit. Das Weiseste: die ZEIT.
→ dieses Erleben gehört vor allem zum Philosophen: das Erstaunen
- begriff das WASSER, das er zum PRINZIP - das Älteste und Geehrteste, das Festeste - machte, nicht sinnlich, sondern als Gedanken, in dem alle wirklichen Dinge aufgelöst und enthalten sind → das Allgemeine wird als Reales bestimmt und absolut ist seine EINHEIT von Gedanken und SEIN (HEGEL)
- als POLITIKER empfahl er den ionischen Städten einen Bund gegen die persische MACHT: Bevor Ionien vernichtet wurde, gab er diesen den Rat, einen gemeinsamen Regierungssitz zu gründen, der in Teos, das in der Mitte Ioniens liegt, sein sollte. Die übrigen Städte sollten genau wie vorher bewohnt bleiben, aber als Gemeinden des gemeinsamen Stadtstaates betrachtet werden. (HERODOT)
- als MENSCH gab er denen einen Konfront, die über ihn lachten, als er beim Schauen nach den Sternen in eine Grube fiel
- nach antiker ÜBERLIEFERUNG antwortete er auf die Frage, was am schwersten von allen Dingen sei: sich selbst kennen, was am leichtesten sei: anderen Rat geben; was GOTT sei: das, welches weder Anfang noch Ende hat; und wie man vollkommen tugendhaft leben könne: indem wir niemals das tun, was wir an anderen verurteilen
- begriff sich als voll von Göttern und beschrieb den MYTHOS als menschlichen AUSDRUCK nicht zu erklärender innerer Zusammenhänge, die ihn nach einem Urstoff suchen ließen. Als den Uranfang allen Seins bestimmte er das Wasser, jenes habe PSYCHE, LEBEN und SEELE, in sich: Woraus alles kommt und alles ist, woraus es aus dem Ersten entsteht und worin es als das Letzte untergeht.
- begriff das Wasser nicht sinnlich, sondern als Gedanken, in dem alle wirklichen Dinge aufgelöst und enthalten sind als allgemeines WESEN, d.h., Thales' PHILOSOPHIE ist NATURPHILOSOPHIE - das Allgemeine ist als Reales bestimmt, das Absolute ist die Einheit von Gedanken und Sein
- scheidet in diesem Sinne ab und setzt ein Prinzip → schafft somit den qualitativen Sprung vom mystischen Spekulieren zum wahrhaftigen DENKEN (Hegel)
- STOFF, BEWEGUNG, KRAFT, Leben, Seele werden in urwüchsiger Weise als einheitliches Ganzes gefaßt, das der inneren Differenzierung noch entbehrt → das Besondere - entsteht durch Verdünnung oder Verdickung der Grundsubstanz, ist verdünnt Luft, verdickte Schlamm oder ERDE - hat keine Selbständigkeit, ist nur Modifikation
- Seele ist die Kraft, die bewegt und bewirkt inmitten des Alles, das Wasser sei
- die Natur ist eine Einheit, sie sei nirgends unbelebt und nicht von Gott geschaffen, sondern gotterhaltend
- der Mensch habe sich als Teil des Mythos zu begreifen

Wertung

- Sie, die Alten, machten Okeanus - dieses große Wasser, das alles umgab - und TETHYS - Gemahlin des Okeanus -, diesem gebar sie die Flüsse und die Okeaniden) zu Erzeugern alles Entstehenden und zum Eide der Götter das Wasser…, denn das Älteste ist das Geehrteste, der EID aber ist das Geehrteste (ARISTOTELES) → deshalb ist Thales’ Philosophie monistische Naturphilosophie
- durch Thales ist die Epoche des Wirkens MENSCHLICH-persönlich gedachter GÖTTER für das Philosophieren vorbei → wenn Thales, veranlaßt durch die Beobachtung der Anziehungskraft des Magnets und verwandter Eigenschaften des Bernsteins, Elektron, auch die Steine für beseelt erklärte und sagte, alles ist voll von Dämonen, so ist dieser PANTHEISMUS nicht sowohl ein Rest von altem Fetischismus, sondern nur ein Beweis, daß Thales allerdings kein primitiver Materialist, sondern Hylopsychist, genauer Hylozoist, war: die ganze Natur erscheint ihm durch alle Formen und Wesen, organischer wie anorganischer, von gleichartigen Kräften beherrscht
- sein Verdienst ist es, den Versuch unternommen zu haben, ein der bisherigen mythischen Vorstellungsweise entgegengesetztes WELTBILD zu schaffen
- ein Mythologe bleibt beim personalen Erzählen, ein Philosoph kann davon abstrahieren und Vorgänge objektivieren

thales.txt · Zuletzt geändert: 2023/11/04 17:03 von Robert-Christian Knorr