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mohammed

MOHAMMED

570-632
arabischer Religionsstifter, der seine Lehre als ISLAM bezeichnete, d.i. Einergebung in Gott
- kannte keinen Kontrast zwischendem WILLEN zur MACHT und der Nächstenliebe
- entwickelte das gemeinsame religiöse Bekenntnis, der GLAUBE an Allah und an seinen Gesandten (sich SELBST), deren beider Willen man sich ohne Widerrede zu fügen hatte → es entstand eine im arabischen RAUM einmalige Lebensgemeinsachaft, die die Entwicklung eines fest geschlossenen und aktionsfähigen Staatswesens ermöglichte
- fühlte sich zum Arabertum entsandt; eine Weltreligion zu begründen lag außerhalb der Reichweite seines Denkens und Wollens
- wandte sich gegen die Trinitätslehre des Christentums, die als Dreigötterlehre bezeichnet wurde
- die von ihm entwickelte Ethik war keine Gesinnungsethik, sondern beschränkte sich auf eine kleine Anzahl von relativ einfachen Verrichtungen

  1. die Anerkennung des Glaubenssatzes, daß kein Gott außer Gott und Mohammed der Gesandte (PROPHET) Gottes sei;
  2. die Almosensteuer;
  3. das fünfmalige tägliche GEBET;
  4. das Fasten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang im heiligen Monat Ramadan;
  5. die einmalige Pilgerfahrt nach Mekka

Äußeres

- von mittlerer Größe, auffallend hellhäutig, schwarzäugig
- volles schwarzes Haar, das ihm über die Schultern fiel, dazu ein langer Bart
- er war kräftig gebaut, große Hände und Füße
- schöne Zähne, ein MUTTERMAL zwischen den Schultern
- eigentümlicher Gang, als ob er einen Abhang herabginge
- freundliches WESEN, natürliche WÜRDE

Leben

- hütete als Kind Schafe und Ziegen, war Kameltreiber
- trat in den Dienst einer selbständig handelnden FRAU, die geschieden war, aus ihren zwei Ehen Kinder besaß und die Mohammed trotz eines fünfzehnjährigen Altersunterschieds 595 heiratete; diese liebevolle Frau schenkte ihm noch sechs Kinder und starb vor seinem TRIUMPH
- besuchte nie ein von Christen bewohntes Land, sondern erfuhr alles darüber entweder durch Missionare oder vom Hörensagen in seiner Heimatstadt, darum auch etliches Falsches
- empfand das kommende Strafgericht körperlich und litt darunter, daß seine Heimatstadt ohne göttlichen Boten leben mußte
- besaß einen Hang dazu, sich zurückzuziehen: ihm wurde im Ramadan ein Visionserlebnis durch den Erzengel Gabriel zuteil (96. Sure), das ihm GEWIßHEIT darüber gab, daß er auserkoren sei, seine Heimatstadt zu retten
- fand zuerst in seiner Familie Unterstützung, denen er verkündete, seine Vaterstadt retten zu wollen, indem er sie von ihrem gefährlichen Lebenswandel befreie → wurde anfangs nicht ernst genommen, ja belächelt
- nachdem den reichen Kaufleuten Mekkas bewußt wurde, daß Mohammeds Absage an die alten GÖTTER ihre Heiligtümer in Verruf bringe und damit den Tourismus schädige, wurden sie aggressiver und bekämpften ihn, zumal Mohammeds Predigten mit den Gedanken an das Gericht, an die Auferstehung der Toten und das jenseitige Leben ihnen nicht paßten
- Mohammeds MONOTHEISMUS war v.a. deshalb schwer verständlich, weil er bestritt, daß Allah der höchste Gott sei, denn er sei der einzige und könne keine Söhne oder Töchter besitzen, die neben ihm sein müßten
- konnte seinen Offenbarungsanspruch in Mekka nicht behaupten, da er sich den STOFF zu seinen Prophetengeschichten von anderen mitteilen ließ; außerdem nahmen ihn die Mekkaner aufgrund der FORM seines Vortrags als KAHIN wahr und daher nicht sehr ernst
- ein Teil seiner Anhänger setzte über nach Afrika ins christliche Abessinien, u.a. eine seiner Schwestern
- Mohammed gelang die Bekehrung zweier Widersacher, seines Oheims Hamza und des Emirs Omar Adi, der später zweiter Kalif wurde
- eine scheinbare Versöhnung mit seiner Vaterstadt schien sich anzukündigen, als Mohammed die Ortsgottheiten im Sinne christlicher ENGEL anerkannte, was er bald darauf als satanische Einflüsterung verwarf und so die Fronten weiter verhärtete
- seine Lage in MEKKA verschlimmerte sich immer mehr; an bewaffneten Widerstand war nicht zu denken, also verließen Mohammed und seine Anhänger die STADT und zogen nach Medina, d.i. der Beginn der ZEITRECHNUNG des islamischen Kalenders, Hidschra
- in Medina konnte Mohammed FRIEDEN herstellen, indem er sichere Rechtsbezirke schuf (UMMA), die er allmählich ausweitete
- er schuf Unterkünfte für seine wachsende Gemeinde, auch für die Zahl seiner neuen Frauen, sorgte für ARBEIT und Schutz\ - er bereitete Medina auf den Krieg gegen Mekka vor, konnte die JUDEN in Medina besiegen und brachte ORDNUNG in die inneren Angelegenheiten Medinas, das nun gegen Mekka einen Krieg erzwang
- Mohammed beteiligte sich nicht SELBST an diesem KRIEG; er errichtete in Schlachtnähe eine kleine HÜTTE, betete und warf einer arabischen SITTE gemäß, SAND gegen die Feinde
- nach der Schlacht ließ er die Gefangenen gut behandeln, nur zwei von ihnen, die ihm persönlich verhaßt waren, ließ er hinrichten; ein Fünftel der Beute behielt Mohammed für sich, den Rest nach dem arabischen Saiyid (eine Art Ehrenkodex) verteilen
- 630 fiel Mekka und Mohammed zog siegreich ein

Methodik seiner Predigten

allgemein: folgt der der christlichen Missionsprediger seit der Apostelgeschichte
- Mohammed beginnt mit dem RUHM der göttlichen Schöpferkraft, die sich in den Wundern der geheimnisvollen Entstehung des Menschen und des befruchtenden Regens erweist
- Mahnung an sittliche Pflichten, zu den Gottes Schöpferwirken den Menschen aufruft
- die Warnung vor dem unausweichlichen Endgericht, mit der Bestrafung der Sünder und der Belohnung der Gerechten

Rezeption

- der radikale Vereinfacher des Religiösen, der dem SIEG des Trivialen über tiefsinnigere Religionen, die sich in einer Krisensituation befanden, zum Siege verhalf; die große Masse der MENSCHHEIT aber ist TRIVIAL (BURCKHARDT)
- Mohammed erscheint in Beziehung auf die allgemeine GESCHICHTE des Geistes als ein Bundesgenosse der geoffenbarten Religionen, keineswegs als ein Gegner derselben. Den monotheistischen BEGRIFF konnte er aber in seiner HEIMAT weder in der christlichen Form noch in den jüdischen zur Geltung bringen. Das letztere würde eine Verleugnung der NATIONALITÄT der Araber in sich geschlossen haben, welche doch das innerste Bewußtsein derselben bildete. (RANKE)

mohammed.txt · Zuletzt geändert: 2023/11/12 17:03 von Robert-Christian Knorr