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napoleon

NAPOLEON

Napoleon Bonaparte

1769-1821
korsischer Emporkömmling, der es bis zum selbsternannten Kaiser der Franzosen brachte

Treffen mit Goethe

wann? - 2.10.1808, 11 Uhr
wo? - in Erfurt

Ablauf

- GOETHE erscheint im Vorzimmer, wo ein dicker Kammerherr, ein Pole, ihn warten läßt
- Goethe wird in das Kabinett Napoleons gerufen, doch Kriegsminister Marschall DARU erscheint und wird vorgelassen
- der zweite Anlauf: Goethe steht vor dem Tisch des frühstückenden Napoleon, der nebenher mit Daru und TALLEYRAND über Kontributionen spricht, Goethe beiläufig heranwinkt und mustert
- Goethe hält sich in schicklicher Entfernung und verbeugt sich angemessen
- Napoleon fragt nach Goethes Alter, der es mit 60 angibt
- Napoleon meint, Goethe habe sich gut gehalten
- Daru bringt das GESPRÄCH auf Tragödien und nennt HORAZ, dann Goethes "Mahomet"
- Napoleon meint, Mahomet sei kein gutes Stück und leitet zum Lob des "Werther" über, den er mehrmals las und Detailkenntnisse besitzt, dann kritisiert er das Beieinander von unglücklicher LIEBE und gekränktem EHRGEIZ, zweier widersprechender, wenn nicht ausschließender Motive, was nicht naturgemäß sei
- Goethe grinst und nennt den VORWURF ganz richtig, allerdings sei es sein RECHT, sich eines nicht leicht zu entdeckenden Kunstgriffes zur Wirkungssteigerung zu bedienen, was Napoleon mit einem zufriedenen Kopfnicken beantwortet
- Napoelon ist nebenher mit den Kontributionsfragen beschäftigt, wirft dann aber seine SKEPSIS gegenüber Schicksalsstücken in den RAUM und meint in Richtung Goethe, der sich in einen Erker zurückgezogen hat, es gäbe kein SCHICKSAL, die POLITIK sei das Schicksal, was Goethe still hinnimmt und sich kurz darauf empfiehlt

Weissagung des Theodatus Philipp Olivarius

eine Weissagung aus dem Jahre 1542, die Napoleon kurz nach seiner Krönung mitgeteilt worden sein soll

  1. Gallien und Italien wird in seiner Nähe ein übernatürliches Wesen geboren werden sehen.
  2. Dieser Mensch wird ganz jung aus dem Meere hervorgehen, Sprache und Sitten von den keltischen Galliern annehmen, sich schon als Jüngling durch tausend Hindernisse einen Weg bei den Soldaten bahnen und ihr erster Anführer werden.
  3. Dieser krümmungsvolle Weg wird ihn viel Mühe kosten, aber auch Macht geben: er wird dann in der Nähe seines Vaterlandes längere Zeit Krieg führen.
  4. Jenseits des Meeres wird er mit viel Ruhm und Tapferkeit und dann von neuem in Italien Krieg führen.
  5. Er wird den Germanen Gesetze geben, Gallien beruhigen, und mit großer Begeisterung des Volkes zum König und bald darauf zum Kaiser ernannt werden.
  6. Er wird überall im deutschen Reiche Krieg führen und länger als zehn Jahre Fürsten, Herren, Könige vertreiben.
  7. Dann wird er neue Fürsten und Herren erheben.
  8. Er wird ein unermeßliches Heer von Kriegern zu Fuß und zu Pferd haben.
  9. Er wird in der rechten Hand einen Adler tragen als Siegeszeichen im Kriege.
  10. Er wird den Nationen manches Land geben und einem jeden Frieden.
  11. Dann wird er in die große Stadt kommen und große Dinge ausführen: Gebäude, Brücken, Häfen, Wasserleitungen, Kanäle: das alles wird er allein durch große Reichtümer tun.
  12. Er wird zwei Frauen und nur einen einzigen Sohn haben.
  13. Dann wird er wieder Krieg führen bis dahin, wo sich die Linien der Länge und der Breite kreuzen: da werden seine Feinde die große Stadt durch Feuer verbrennen, und er wird mit den Seinigen unter Asche und Ruinen in sie eintreten und wieder daraus gehen: und die Seinigen werden wegen großer und tötender Kälte weder Brot noch Wasser haben, so daß zwei Drittel von seinem Heere umkommen.
  14. Alsdann wird der größte Mann verlassen, verraten von den Seinigen nach großem Verluste von seiner großen Stadt vertrieben.
  15. An seine Stelle wird ein anderer König kommen.
  16. Er wird in das Meer in der Nähe seines Geburtsortes verbannt und da elf Monde mit einigen von seinen Getreuen bleiben: dann aber wird er mit den Seinigen Schiffe nehmen und wieder ins keltische Gallien kommen.
  17. Und bei seinem Zuge nach der großen Stadt wird der andere König mit dem königlichen Schmucke fliehen. Er wird seine Macht wieder erlangen und den Völkern merkwürdige Gesetze geben.
  18. Nach drei Monden und einem Drittel wird er durch drei europäische Heere von Neuem vertrieben, und der andere König wieder an seine Stelle gesetzt.
  19. Und er wird zu dieser Zeit von seinen Völkern und Soldaten für tot gehalten.
  20. Die Völker und die Gallier werden einander wie Tiger und Wölfe zerreißen. wird zu dieser Zeit von seinen Völkern und Soldaten für tot gehalten.
  21. Das Blut des alten Königs wird der Spielball von schwarzen Verrätereien sein.
  22. Die Unglücklichen werden betrogen und durch Feuer und Schwert getötet.
  23. Die Lilie wird erhalten.
  24. Aber die letzten Zweige des alten Blutes werden abermals bedroht.
  25. Sie werden unter sich Krieg führen.
  26. Dann wird ein junger Krieger, der den Löwen und den Hahn im Wappen führt, zur großen Stadt kommen.
  27. Von großen Fürsten des Orients wird ihm die Lanze gegeben.
  28. Das kriegerische Volk des belgischen Galliens wird ihm auf erstaunlich: Weise beistehen. Sie werden sich mit den Parisern wieder vereinigen, um allem Zwist ein Ende zu machen, Soldaten zu versammeln und mit Ölzweigen zu bedecken.
  29. Sie werden mit großem Ruhm siebenmal sieben Monde Krieg führen.
  30. Dann wird Friede sein.

Rezeption

- schneidet die Revolution sowohl ab, wie er sie vollendet, aber dieses Sowhl-als-auch ist nur der abstrakte AUSDRUCK dafür, daß er den Kampf der geschichtlichen Möglichkeiten in dem Moment, wo er ermattet, in sich zusammenzusinken drohte, entschieden und das Jakobinertum, das eine PARTEI und eine Emeute war, in eine nationale Gestalt von säkularem CHARAKTER, ja in ein europäisches PRINZIP umgeschaffen hat. (Freyer)
- war ein EMPIRIKER, aber kein moralisches oder metaphysisches PHÄNOMEN, kein Ethiker und kein Ideologe; dieser Mangel an IDEOLOGIE war sein Wurzeldefekt und hat seine HERRSCHAFT zu einer vorübergehenden gemacht (Friedell)
„Ich habe kaum eine so rohe, ungezähmte Stimme gehört wie die seinige. Die Gabe schöner REDE und anmutigen Ausdrucks hatte sich seinem AUSDRUCK nicht gesellen können und deshalb war er über alle Maßen empfindlich gegenüber geistreichen, scharfen und scherzhaften Worten gegen ihn.“ - ein Zeitgenosse
- lebte ganz in der IDEE und konnte sie doch im BEWUßTSEIN nicht erfassen; er leugnet alles Ideelle durchaus und spricht ihm jede WIRKLICHKEIT ab, indessen er eifrig es zu verwirklichen trachtet
- einen solchen innern perpetuierlichen Widerstand kann aber sein klarer, unbestechlicher VERSTAND nicht ertragen, und es ist höchst wichtig, wenn er, gleichsam genötigt, sich darüber gar eigen und anmutig ausdrückt (GOETHE)
- Geist der Natur (HÖLDERLIN)
- TYRANN (MUSIL)
- ermöglichte den NATIONALISMUS: das ist dessen Entschuldigung
- fast alles in unserem Jahrhundert verdanken wir Napoleon (NIETZSCHE)
- wurde durch die FREIMAURER, derer er selber einer war, an die MACHT gebracht und auch wieder durch sie gestürzt (Robert Schneider)
- der verspätete Condottiere (TAINE)

Napoleon III.

um 1850
französischer Politiker
- Neffe von Napoleon I.
- kommt 02.1871 in Kriegsgefangenschaft
- ein gescheiter und liebenswürdiger MANN, aber nicht so klug, wie die WELT ihn einschätzt, die alles, was [um 1850] vorgeht, auf seine Rechnung schreibt, und wenn es in Ostasien zur unrechten ZEIT regnet, das aus einer übelwollenden Machination des Kaisers erklären will
- sein VERSTAND wird auf Kosten seines Herzens überschätzt (BISMARCK)

napoleon.txt · Zuletzt geändert: 2024/06/08 05:24 von Robert-Christian Knorr