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dichtung

DICHTUNG

- Sinngeberin der WAHRHEIT (GOETHE)
- leistet die HARMONIE zwischen EREIGNIS und ERKENNTNIS (Hamacher)
- zielt aufs Bleibende, nicht aufs Formale, z.B. die SPRACHE → sie schafft es, das unmittelbar Angeschaute selbst dunkel zu halten (Haustein)
- Sie soll aus der Zersplitterung der SEELEnkräfte den ganzen Menschen wieder herstellen; der DICHTER soll selbst Muster sein. (SCHILLER)
- Der Zweck der Dichtung ist nicht, mit Geniezügen zu prahlen, sondern ihre himmlische Kraft zum Besten der Menschheit zu gebrauchen. (SCHUBART)
- ist keineswegs nur dem Schönen verpflichtet: als Redekunst, als Übung und Handwerk ist ihr Ziel die persuasio, die Überredung, bestenfalls die Information, die Belehrung, die Unterhaltung (Wehrli)

donauländische Dichtung

- spezielle FORM des MINNESANGs, in der der RITTER selbstbewußt auftritt, eine Dame liebt und sie gegebenenfalls trotzig erstreitet beziehungsweise trotzig auf Zurückweisung reagiert

  • Einstrophigkeit
  • Langzeile mit Steg, eingeschlossene Kurzzeile
  • Halbreime

Vertreter: Der von Kürenberg, Dietmar von Eist

gälische Dichtung

- wurde im 19. Jhd. neu entdeckt und publiziert: Thomas Osborne DAVIS (1814-45), James Clarence Mangan (1803-49), Samuel FERGUSON (1810-86), Aubrey de Verc (1814-1902)
- bildete den Nährboden der Unabhängigkeitsbewegung von ENGLAND und den der wissenschaftlichen ARBEIT für Kulturgeschichtler (Standish O'Gready), Essayisten (William Butler YEATS) und Sprachforscher (Douglas Hyde), wobei wissenschaftliches und politisches INTERESSE hier oft Hand in Hand gingen

Hochhöfische Dichtung

- seit ca. 1150 durch Heinrich von Veldeke, Friedrich von Hausen → Kontrafazisten
- übernahmen die reflektierenden Elemente und den STIL der Troubadourgattungen, vornehmlich das FATUM der unerfüllten LIEBE
- NACHAHMUNG des VERS- und Strophenbaus der ROMANen, z.B. der KANZONEn, deshalb oftmals als Kontrafakturen
→ Probleme mit der Umsetzung, deshalb: mittelhochdeutsche Daktylen
Vertreter: Ulrich von Gutenburg, Graf Rudolf von Fenis-Neuenburg, Albrecht von Johansdorf

italienische Dichtung

- Endecassilabo, der von PETRARCA eingeführte 11-Silber, der zumeist WEIBLICH endet
- die Franzosen hatten damit Schwierigkeiten und benutzten, wie die DEUTSCHEn, den ALEXANDRINER, 12 oder 13 Silben, der Versausgang war zumeist MÄNNLICH

klassische deutsche Dichtung

- ist nicht vom HIMMEL gefallen, sie spricht aus, was bislang BILD war: sie übersetzt den deutschen BAROCK aus dem STEIN ins WORT (BAHR)
- man hat es der Dichtung des neunzehnten Jahrhunderts mit Recht zum Vorwurfe gemacht, daß der GENIUS verlorengegangen sei, daß statt des wahren Gefühls wir angefressen seien von der Reflexion (GROOTE)

mythologische Dichtungen

- sind ein Nebel (das Unbewußte), durch den wir die entfernte ZEIT der Urwelt und einzelne große Gestalten ERKENNEN, die sich auf ihrem dunklen Hintergrund bewegen (SCHELLING)

orphische Dichtung

- ihr Zielpunkt, ονομακριτοζ, ist die Zerreißung des Zagreus, des ersten Sohnes von ZEUS und DEMETER, durch die Titanen, weil Zeus DIONYSOS zum HERRSCHER der WELT bestimmte
- in der Zerreißung rettet ATHENE das HERZ Dionysos', Zeus verschlingt's und der neue Dionysos entsteht als SOHN von Zeus und SEMELE
- der Stier dient hierbei symbolisch bei den nächtlichen BAKCHEN (ROHDE)

dichtung.txt · Zuletzt geändert: 2024/03/13 18:43 von Robert-Christian Knorr