Inhaltsverzeichnis
FRANZÖSISCHE REVOLUTION
- steht durch die INTERPRETATION Lefevres auf einem SELBSTVERSTÄNDNIS von FREIHEIT, von dem die MENSCHHEIT noch heute zu zehren glaubt → eine Legitimation für diejenigen, die mit Schlagworten die MACHT ergreifen wollen und eine Legitimation benötigen
- konservative Revolutionstheorien SEHEN v.a. eine verführte MEHRHEIT, die durch eine Minderheit zu Taten gedrängt werden, die sie später bereuen
- LIBERALe Theoretiker sehen v.a. das die Ketten sprengende VOLK → GLAUBE an den GEIST, der auf die ERDE gerissen wurde
- die Strukturalisten glauben, daß durch die Französische Revolution nichts geschah, was nicht sowieso geschehen wäre, wenn man die Ergebnisse 1820 betrachtet
- im SW und NO FRANKREICHs wurde die REVOLUTION abgelehnt;
- brachte als Ergebnis die Vernachlässigung der Bande, durch welche die eigne Sicherheit an die anderer STAATen geknüpft ist
- brachte HUMANITÄT, LIBERALITÄT und Popularismus (FICHTE)
- entscheidende Zäsur der GESCHICHTE der bürgerlichen GESELLSCHAFT, von der aus alles andere zu erklären und zu bestimmen ist (GANS)
- die Grundsätze, die durch die Französische Revolution für den modernen Staat geschaffen wurden, sind vom Standpunkt des CHRISTENTUMs und Volkstums nicht die besten (HUDAL)
- hatte größere Auswirkungen als die englische oder holländische, da sie ganz EUROPA erfaßte (LUKACS)
- erster Schritt auf dem hoffnungsfrohen Weg von der Einswerdung des Körpers mit dem Geist (H. MANN)
- Geschichte des modernen Unglaubens, die Höhepunkt einer ENTWICKLUNG, die mit der AUFKLÄRUNG einsetzte, deren Wurzeln aber bereits in der REFORMATION liegen → dies bietet - als Negation gefaßt – die Chance für eine religiöse Wiedergeburt Europas (NOVALIS)
- VORSTELLUNG eines Endzeitgedankens, der materielle GEWALT zur Seite gestellt wird → Wenn sich die Völker SELBST befreien, dann kann die Wohlfahrt nicht gedeihen. (SCHILLER) → die Französische Revolution beförderte Schillers Hinwendung zur KUNST: durch die Kunst soll eine Veränderung der Denkungsart geschaffen werden
Ausbruch
- Revolution der Deputierten → schafft ab und schafft neu
- Revolution in der STADT → die verarmte Stadtbevölkerung revoltiert, d.i. der berühmte Sturm auf die Bastille, das Pariser Stadtgefängnis, wo seinerzeit nur einige Lumpen saßen
Bewertung
- schaffte sowohl GOTT als auch den Monarchen ab und schuf ein neues Bezugssystem für Treue und VERRAT: die Volkssouveränität, staatlich gebunden in der Nation, repräsentiert im PARLAMENT und in der öffentlichen Meinung (BOVERI)
- …was sie erreichten, das war, von der konstituierenden Nationalversammlung bis zum Wohlfahrtsausschuß, vom Girondistenministerium bis zum Directoire, nicht die Realisierung der amerikanischen Idee [die unbedingte Demokratie], sondern ihre herrschunfähige Abstrahierung und vorübergehend ihre blutige Karikatur. Wohin jedoch die Revolution führte, das konnte bei einem Volke, das die Freiheit nicht vertrug, das angeborenerweise gar nicht gewohnt war, Freiheit zu vertragen, echt romanisch und absolutistisch, nur die Diktatur sein, erst die Robespierres, dann die Napoleons. (Moeller van den Bruck)
- in ihr herrschte der Irrtum, als seien die alten Bräuche und Gesetze Sachen, die man beiseite werfen könnte, als wären die Vorfahren wirklich vermodert und ihre ganze Nachlassenschaft bedeute nichts mehr als was sich auf dem Markt erwuchern und erkaufen lasse (Adam Müller)
- setzt die Tendenz zum Interventionsstaat im demokratischen Absolutismus fort (Straub)
- führte vor Augen, daß sie als AKTION Unterdrückter und Verelendeter, die sich wohltun wollten, unausbleiblich und gerechtfertigt die an ihr Beteiligten in einen Paroxysmus, Schrecken und TOD brachte (Hans-Georg Werner)
- die Entmachtung des Königs im September 1789 ist mit dem gehörigen Gleichgewicht der gesetzgebenden, der richterlichen und der vollziehenden GEWALT nicht vereinbar (WIELAND)
Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit
liberte, egalite, fraternite
Es gab keinen allgemeinen Wahlspruch während der Revolution. Die Formel „Freiheit und Brüderlichkeit“ ist viel älter; sie wurde erstmals in einer Proklamation Heinrichs II. von Frankreich 1552 benutzt, als er die Bistümer Metz, Toul und VERDUN im französischen Staatsverband begrüßte. Während der Französischen Revolution wurde 1791/92 ein Bürgereid benutzt: „Ich schwöre der Nation, dem GESETZ und dem König Treue.“ Diese drei Sinnträger fanden sich in dieser ZEIT auch im Kopf amtlicher Schriftstücke. Nach der Abschaffung der Monarchie blieben „Freiheit und Gleichheit“, die man bis zum Konsulat dorten benutzte, die aber keinen Anspruch darauf haben, ein allgemeiner Wahlspruch zu sein. Erstmals findet man bei den Jakobinern die Trinität „FREIHEIT, Gleichheit, Brüderlichkeit“, die in einem Erlaß des Jakobinerklubs vom 21. Juni 1791 bestimmten, daß die Nationalgardisten künftig ein Metallschild mit diesen Worten tragen sollten. Die Kommunarden ließen „oder den Tod“ hinzufügen und schrieben diesen GRUß an jede ihnen verfügbare Pariser Häuserwand. Die Todesdrohung wurde durch BEFEHL vom 13. Germinal des Jahres II (4. April 1795) gestrichen. Der Wohlfahrtsausschuß benutzte diese Schlagworte. 1848-52 kamen diese Worte wieder zur amtlichen Geltung: „Der Grundsatz der Republik lautet: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.“ So stand es in der VERFASSUNG der zweiten französischen Republik.
Ursachen
- 85% der Franzosen lebten auf dem LAND, aber nur 30% der Landbevölkerung/Landfamilien besaßen Land → zum Vergleich: ca. 85% des westelbischen Landes waren in DEUTSCHLAND in Bauernhand
- die Abgaben der Landlosen gingen immer häufiger an bürgerliche Besitzer aus den Städten, die keine Bindung zum BODEN hatten und ihn kapitalistisch ausbeuteten
- unmittelbar vor dem Ausbruch gab es schlechte Ernten, doch nicht vergleichbar mit Hungersnöten zwanzig Jahre zuvor → erst das BEWUßTSEIN eines abstrakten Ausbeutens schürte in Notzeiten den HAß gegen die fernen Ausbeuter, nicht gegen den KÖNIG!
- Rezession seit 1778, der der König mit liberaler Wirtschaftspolitik begegnen wollte, einer aggressiven Freihandelspolitik, die angesichts weltweit steigender Lebensmittelpreise seine Magazine leerte und keine Reserven beließ
- 1787 gab der König zugunsten des Adels die Getreideausfuhr frei, was bei den nächstfolgenden Mißerntejahren nicht ausgeglichen werden konnte → Kaufkraftverlust von 50%
- billige englische Industrieprodukte kamen nach Frankreich und führten zu zahlreichen Arbeitslosen
- der französische Staat war nicht aufgeklärt, sondern absolut, denn der KÖNIG steht außerhalb der Gesetze
- das Steuerrecht ist nicht vereinheitlicht
- in den Provinzparlamenten wird betrogen und geschoben (Privilegienwirtschaft)
Rezeption
- Die größte TRAGÖDIE der Französischen Revolution ist nicht die Tatsache, daß Marie Antoinette getötet wurde, weil sie eine Königin war, sondern, daß die verhungernden Bauern der Vendee freiwillig auszogen, um für die abscheuliche Sache des Feudalismus zu sterben. (WILDE)
konservative Franzosen
Bücher und KRITIK an der Revolution schon während der Revolutionstage durch
- nicht emigrierte Franzosen, die im Ausland gedruckt wurden oder
- emigrierte Franzosen, die im Ausland drucken lassen und dann ins REICH kamen, entweder übersetzt oder im Original, z.B. Peltier, de Maistre, D'Ivernois, Mallet du Pan
diese Bücher kamen als
- grundsätzliche Kritik der Revolution auf der Ebene der politischen Philosophie;
- Werke, die die NEUGIER der Leser an den französischen Vorgängen bedienten und den Werdegang der Revolution reflektierten