Inhaltsverzeichnis
POSITIVISMUS
Grundsätze
- es gibt nur eine Welt der Sinne, eine greifbare, atembare, riechbare, schmeckbare Welt, die man besehen, abhören, abtasten, photographieren und verfilmen kann
- die REALITÄT ist wirklich, ja das einzig Wirkliche
- QUELLE der menschlichen ERKENNTNIS ist das Gegebene, die positiven Tatsachen
- gegeben ist nur eine variierende MANNIGFALTIGKEIT von Sinneseindrücken
- der common sense ist nicht gegeben → GEGNERSCHAFT zum NATURRECHT
- es gibt keine metaphysische Erkenntnis, weil sie nicht auf Sinneseindrücke zurückführbar sind
- das WESEN der Erscheinungen ist nicht zu ERKENNEN, imgleichen die Entwicklungsgesetze der GESELLSCHAFT
- erste Ursachen und letzte Zwecke sind unerforschbar: sie gehen daher die Wissenschaft nichts an, deren Aufgabe nicht Erklärung, sondern Beschreibung der Einzeltatsachen ist;
- ist eine genügend große Anzahl an Gleichförmigkeiten entdeckt, ist eine Zusammenfassung zu Gesetzen berechtigt
Kennzeichen
- beschreibt alles WISSEN als Zusammenfassung von Tatsachen, d.h. die spekulativen Systeme werden zugunsten der durch empirische BEOBACHTUNG gewonnen Fakten abgelehnt, denn nur die Fakten begründen PHILOSOPHIE
- entstanden aus dem französischen MATERIALISMUS des 18. Jahrhunderts über die Linie D´ALEMBERT, TURGOT, COMTE, CONDORCET, SAINT-SIMON
- sein grimmigster FEIND ist die SOZIALDEMOKRATIE
- fragt nach der GEMEINSCHAFT zuerst, dann nach dem INDIVIDUUM → d.i. eigentlich SOZIALISMUS (BAHR)
- der aufklärerische Bildungsliberalismus des 19. Jahrhunderts (Binder)
- besitzt die gefährliche Eigenschaft, die von ihm bloß widerholten Tatsachen der Erscheinungswelt durch diese Wiederholung zur NORM zu erheben und somit Konformismus und ANPASSUNG zu erzeugen (HORKHEIMER)
- der Gesetzgeber vermag jede beliebige REGEL zu geltendem GESETZ erheben → das gesetzte Recht ist also RECHT (PLESSNER)
- nähert sich mit dem Vormarsch der IDEE des allgemeinen Wahlrechts (Rothacker)
- sah sich an den Siegeswagen der Naturwissenschaften gefesselt (Träger)
Logik
- Ökonomieprinzip des William von Ockham wird betont → entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem
- will der Philosophie einen Bereich eigener, im Sinne von Exaktheit, logischer Konsequenz und GENAUIGKEIT wissenschaftlich bearbeitbarer Aufgaben zuzuweisen → führt letztlich nur zur SPRACHPHILOSOPHIE, die sich in engen Grenzen wiederfindet und ihren Bezug zum LEBEN zu verlieren droht, VERIFIKATIONSPRINZIP
religiöser Positivismus
- eine der AUFKLÄRUNG wie dem IDEALISMUS abgeneigte Stimmung (Erich Franz)
Rezeption
- die notwendige und unentrinnbare Weltsicht der BOURGEOISIE, welche den Gedanken nicht ertrug, daß diese Welt nichts Solides, Kompaktes, Reelles sein solle → stellt sich in den Gegensatz zum Phänomenalismus
Neo-Positivismus
auch logischer Positivismus oder Neopositivismus:
- betont gegenüber dem herkömmlichen Positivismus besonders SPRACHE und LOGIK in der ENTWICKLUNG positiver Überzeugungen
- an Stelle der empirischen Erörterungen treten logische Untersuchungen der sprachlichen Gebilde → diese Sätze müssen sinnlich WAHR sein, sonst sind sie von vornherein sinnlos
- Ablehnung der METAPHYSIK, weil ihre Sätze auf Annahmen beruhen, die empirisch nicht verifizierbar sind → Metaphysik ist deshalb SINNLOS, -leer
- es gibt das PROBLEM der MATHEMATIK, die von nicht weiter verifizierbaren Annahmen ausgeht!!!