1879-1962
POLITIKER und Bankier
- Nachfahre Jakob Luthers, Martin Luthers Bruder
- begann seine politische Laufbahn in MAGDEBURG als Stadtrat 1907
- bildete 1925 das erste rein bürgerliche Kabinett der WEIMARER REPUBLIK
- stürzte über die schlechte Handhabung des Flaggenstreits nach einem parlamentarischen Mißtrauensvotum
1483-1543
- als AUGUSTINER der Erfurter Schule zum Nominalisten erzogen\\
- die FURCHT vor dem ZORN Gottes und innere Gemütsbewegungen führten ihn zum Studium der BIBEL
- 1520 sagte er sich durch öffentliche Verbrennung der gegen ihn gerichteten Bannbulle von ROM los
- das erste Faustbuch 1587 verurteilte den Erzzauberer, der sich Adlerflügel nehmen wollte zu erforschen Geheimnisse des Himmels und der Erden, als katholischen Scholastiker
- pflegte eher verbal als nominal zu schreiben
- zyklothymer (jemand, der alle Leidenschaften kennt und auslebt) Menschentyp (Kretschmer)
- verlegt den Schwerpunkt der WELT aus der NATUR in GOTT
- was die Welt selbst angeht, so wird der Schwerpunkt in moralische Kräfte, nicht mehr in den noch halb kosmologisch von Naturdynamik durchkreisten Seelengrund, sondern in den Personenkern verlegt
- Luther haßte die Närrin der Vernunft, deswegen trennte er sich u.a. von den Humanisten, die durch die Vernunft zu einem neuen GOTTESBEGRIFF kommen wollten → Faust soll abschrecken, denn der glaubt an die FREIHEIT des Willens, was Luther ablehnt
- die Willensfrage entzweit auch Luther von ERASMUS → Ich rede vom freien Willen gegen Gott und in der Seele Sachen. Denn was sollt ich viel disputieren von dem freien Willen, der über Kühe und Pferde, über Gut und Geld regiert?
- Freiheit ist ihm an ERFAHRUNG und die Vergebung Gottes gebunden → ein AKT der WILLENSFREIHEIT sei somit nicht MÖGLICH!
- JESUS CHRISTUS ist die Vergebung fürs sündige MENSCHENGESCHLECHT, der Glaube an ihn ist das MITTEL, FREI zu werden, frei durch den DIENST am Nächsten → der MENSCH ist gerechtfertigt in seinem DASEIN durch den Opfertod Christi, d.i. die Lösung von der Erbsündenlehre des Mittelalters
- Luther treibt das Glaubensbekenntnis, das sich durch die persönliche Erfahrung Gottes ausspricht → die GEMEINSCHAFT der dies Erlebenden führt zur Zuversicht der GNADE Gottes, denn wer an Jesus Christus glaubt, der ist gerechtfertigt
- Gott hat den Menschen in zwei Teile geteilt, daßes Mann und Weib oder ein Er und eine Sie sein soll. Und das hat Ihm also gefallen, daß er's selbst ein gut Geschlöpf nennt. [..] Und steht nicht in unserer Gewalt, daß ich mich ein Weibsbild oder du dich ein Mannsbild machst; sondern, wie er mich und dich gemacht hat, so sind wir: Ich ein Mann, du ein Weib. Und solche guten Gemächte will er geehrt und unverachtet haben als sein göttlich Werk, daß der Mann und das Weibsbild oder seinen Leib und Glied, nicht verachte oder spotte; wiederum, daß Weib den Mann nicht, sondern ein jegliches ehre des anderen Bild und Leib als ein göttlich gut Werk, das Gott selbst wohlgefället.
- steht vor dem Hintergrund der GRAVAMINA sowie der zeitgenössischen Reformdiskussion
- Luthers Reformvorschläge zur Erneuerung der KIRCHE, der Universitäten, des gesellschaftlichen Lebens
- ihr Proprium hat die Schrift in der theologischen Begründung der Vorschläge, nicht in den Vorschlägen selbst → die geistliche Oberordnung der mittelalterlichen GESELLSCHAFT über die weltliche Obrigkeit hat für Luther keine BEDEUTUNG mehr, denn alle Getauften seien PRIESTER, jedoch seien nicht alle Priester als Bischöfe oder Pfarrer einzusetzen, sacerdotes vs. ministri
- das PAPSTTUM hat drei Mauern errichtet, die es unreformierbar machen
Luther hofft auf den Kaiser Karl V, nachdem dessen Großvater MAXIMILIAN 1519 gestorben ist.
drei Mauern der Romanisten
Es gibt zwei Stände, den weltlichen und den geistlichen, jeder übt sein AMT aus, wobei dies nicht von Äußerlichkeiten abhängt. Jeder CHRIST ist deshalb ein Priester und ein weltlicher MENSCH.
Rom beruft sich auf das Schlüsselamt Petri. Luther: Die Autorität gründet in der theologischen Wahrhaftigkeit, nicht auf der MACHT der INSTITUTION. Schlüsselgewalt meint SÜNDENVERGEBUNG, ist an den Glauben gebunden und bezieht sich auf alle Christen; polemisch: der Papst ist ungläubig. Ferner gilt nach 1. auch hier: allgemeines Priestertum
Konzilien werden aus Vollmacht einberufen. Weil die beiden erstgenannten Mauern [Fallen, fällt auch die dritte. Päpstliches Recht nicht von der Schrift autorisiert. Auch Petrus berief nicht alleine irgendwelche Konzilien ein. Jedes Gemeindeglied kann Konzilien einberufen. Da seine Vertreter Mitchristen sind, bezieht sich das besonders auf das „Schwert“. Themen der Konzilien sollten sein: Roms Pracht und sein Anspruch, Christi Stellvertreter zu sein, SINN der Kardinalswürde, Größe des Hofes in Rom (besonders im Blick auf die ökonomischen Auswirkungen auf das Reich) Luther fordert im zweiten Teil folgende Reformen:
1519/20
- Luther erörtert die Sakramente der BUßE, der TAUFE und des Abendmahls: EHE, Firmung, Weihe und letzte Ölung werden nicht mehr als Sakramente anerkannt
- eine Hilfe zur Bereitung des Sterbens
- er widmet sich dem BANN, den guten Werken und der MESSE
- erbauliches, nicht polemisches WERK mit theologischem Anspruch
- fußt auf augustinischer Unterscheidung von BEDEUTUNG und ZEICHEN
bei Luther dann: drei Hinsichten, dazu der Glaube: Das Wasserzeichen steht für Bedeutung seligen Sündensterbens; die Taufe: Verbindung und Bündnis GRUND allen Trostes allein der Glaube Bußsakrament erneuert die Taufe nach dem täglichen Abfall nicht: mutwilliges Zunichtemachen der Taufe
Luther fragt vorsichtig nach Gestalt, nicht nötig Zwei Gestalten, wenn auch nützlich 1521 KARLSTADT sub utra Weihnachten, ohne Meßkanon Luthers: 1523: niemand zu Kelch zwingen ebenfalls Zeichen und Bedeutung nach Augustin Zeichen: Gemeinschaft der Heiligen Alle Anfechtung lege ich auf die GEMEINDE Lutheri. Geht realistisch vom Christen in der Welt aus keine TRANSSUBSTANTIATION, er bleibt unpräzise, weil er für unnötig hält, inwieweit die Wandlung stattfindet (gegen Scholastiker); wichtig wiederum der Glaube
- vierte reformatorische Hauptschrift
Gute Werke sind, was Gott geboten hat, SÜNDE, was Gott hat verboten.
Auslegung der 10 Gebote, gegen Verengung des Begriffes Werk (z.B. Essen, Trinken, Schlafen)
- nach Röm. 14, 24 ist alles, was nicht aus Glauben geschieht, Sünde
- nach ARISTOTELES ist Glaube eine EIGENSCHAFTEN, nach Luther das vornehmste Werk → das erste Gebot setzt das Tun aller anderen Gebote mit: Den Sünden über die Schnur fahren.
1520
- um 1520 erweist sich Luther als Ghibelline, denn der Kaiser sei unabhängig vom Papst, imgleichen stehe ihm die Herrschaft über Rom zu
- sieht den Staat als Notbehelf, weil die kirchlichen Instanzen versagt hatten, um die Reformation durchzuführen → der STAAT wird zum Gewinner durch die REFORMATION, er organisiert sich an ihr neu und modern
- richtet sich im speziellen gegen Augustin von Alfeld, super apostolica sede, der eine Verteidigungsschrift für den Papst veröffentlichte - Fragen der Ekklesiologie und der Stellung des Papstes in der Kirche
- Luther bezeichnet das CHRISTENTUM als eine Versammlung der Gläubigen im Geiste
- man müsse zwischen geistlicher und leiblicher Christenheit unterscheiden, wobei die geistliche Christenheit allein Jesus Christus im Himmel als ihr Haupt anerkenne
1520
- thematisiert die Reform der THEOLOGIE, speziell die der Sakramentenlehre
- die Gefangenschaft der Kirche drückt sich in folgenden Mauern aus:
drei Sakramente (Taufe, Buße und Abendmahl), nicht entscheidend, daß von Jesus gestiftet, sd., daß sie promissio, wirkmächtiges Verheißunswort haben. Wie alle Verkündigung erfordert es Glauben., es ist verbum visibile, keine „VON DER SIEBENZAHL“ der Sakramente, Christus ist gegenwärtig. Gabe der Sakramente ist Sündenvergebung. Die Babylonischen Gefangenschaften der Kirche sind: Opfercharakter der Messe, VERWEIGERUNG des Laienkelches und Transsubstantiationslehre.
1520
- enthält die Summe des christlichen Lebens
- ein christlicher Mensch ist frei und niemandem untertan, ein dienstbarer Knecht und jedermann untertan → das paulinische Freiheitsverständnis
Beilage zum Sendbrief an Leo X, nachdem Karl von Miltitz, schlichten wollend, Luther um Versöhnung bittet. Luther gibt die SCHULD an den Verhältnissen der Kurie, nicht dem Papst.
Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.
1521 steht Luther im Zerreißspiel der deutschen POLITIK (tragoedia Lutherana)
- der Kaiser ist überwiegend POSITIV eingestellt - „etlicher maß auch gefallen gehabt“ → Luther soll der Kirche erhalten bleiben, denn der Kaiser selbst will die Kirche reformieren
- problematisch erscheint dem Kaiser Luthers TROTZ, denn Luther will nicht widerrufen, handelt nicht POLITISCH
- die REICHSSTÄNDE sind gegen die Unterstützung päpstlicher Gewaltmaßnahmen, ABER:
Luther will nur widerrufen, wenn ich durch die von mir angezeigten Schriftstellen überwunden werde → Luther bleibt in der SCHRIFT gefangen, so gibt es einen Konflikt zwischen dem Buchstaben und der PRAGMATIK des Politikers Karl V.
1521
- eine Perle unter Luthers Schriften, die in zwei Etappen (vor und nach dem Reichstag von WORMS, 1521) entstand
- nach dem STREIT in Worms wendet sich Karl V. seinem Lebenswerk zu, der Welteroberung, und Luther kann im Experimentierfeld SACHSEN die Reformation durchführen → Luther tritt aus dem weltpolitischen Geschehen heraus und steht nunmehr im Spannungsfeld zwischen der gleißenden Kirche Roms und der Radikalität geistkirchlicher und sozialprophetischer Art → in diesem ZUSAMMENHANG begegnet Luther immer wieder die Frage nach dem WIDERSTANDSRECHT
1523
- konstatiert die Zwei-Reiche-Lehre Augustins
- beide Reiche stehen unter Gott
- Luther arbeitete, uns von der geistlichen Knechtschaft zu befreien; möchten doch alle seine Nachfolger so viel Abscheu vor der Hierarchie behalten haben, als der große Mann empfand. Er arbeitete sich durch verjährte Vorurteile durch und schied das Göttliche vom Menschlichen, so viel ein Mensch scheiden kann, und was noch mehr war; er gab dem Herzen seine Freiheit wieder und machte es der Liebe fähiger. (GOETHE)
- vier Sorten Bier (Pils, Starkbier, Dunkel und Porter) einer thüringer Brauerei in Worbis
- etliche Erklärungen zu Luthers Verhältnis zum Bier: Prost!