Inhaltsverzeichnis
GRIMM
E. D. Grimm
um 1900
russischer HISTORIKER
- kritisierte Mommsens THEORIE des Staatsrechts, das von der Unveränderlichkeit des politischen Systems des Prinzipats ausging
- behandelte die politische GESCHICHTE getrennt von der sozialen und wirtschaftlichen und vernachlässigte die Hilfswissenschaften wie Inschriftenkunde, NUMISMATIK
Friedrich Melchior Grimm
1723-1807
SCHRIFTSTELLER
- lebte als Baron in Paris und sandte „Literarische, philosophische und kritische Korrespondenz“ an aufgeklärte Fürsten und deren Berater nach DEUTSCHLAND
- hoch angesehen konnte er MOZART 1763 in Paris erfolgreich einführen: organisierte Konzerte und schrieb begeisterte Zeitungsartikel
Hans Grimm
um 1930
Schriftsteller
- seine Texte suchten in Afrika ihre HEIMAT
- seine Texte suchten nicht allein in geistigen Ambitionen ihren URSPRUNG, sondern auch in einer wirklichen Verwurzelung in fernen und weiten Räumen
- sehr reales WISSEN um die politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge in einem kunstvoll gefügten Satzbau voller Eigenart (von Salomon)
Lippoldsberger Dichtertreffen
- dienten Grimm dazu, sozusagen die Kandare seiner Rosinante fester anzuziehen und sich spähenden Blickes nach dem einen oder anderen Sancho Pansa umzusehen; zu seiner ritterlichen Kreuzfahrt zur Rettung der deutschen Dichtung gehörten nicht so sehr ein gediegenes WISSEN, ein geschliffener VERSTAND, ein angesehener Name oder ein hohes Einkommen, sondern einfach nur MUT, die Grimm an jene heroischen Naturen wandte, die nur in den vollen Schatz des eigenen blutvollen Erlebnisses zu greifen brauchten, um sogleich die Leier schlagen zu können (von Salomon)
Jakob Grimm
1785-1863
Germanist
- gilt als Schüler SAVIGNYs, setzt sich von seinem LEHRER jedoch in der Anwendung des historischen GEDANKEns ab
- das RECHT steigt aus dem Schoß der SITTE auf → DREIHEIT der SPRACHE, des Glaubens und des Rechts;
- sein SAMMELN war nicht ästhetischer NATUR, sondern entsprang seiner LIEBE zur wirklichen VERGANGENHEIT → damit stand er im WIDERSPRUCH zu SCHLEGEL, woraus sich ein STREIT entspann
Schlegel | Grimm |
---|---|
- POESIE ist das Zusammenwirken von Kunst und Natur | - unbewußtes Hervorbringen in Vorzeit |
- HOMER ist reges Bewußtsein der eigenen Kunst | - MYTHUS und mythische Dichtung werden gesondert <br> - der MYTHOS ist ein Produkt des Volkes<html><br> - das Epos ist ein Produkt der Geschichte und das WERK eines RELIGIÖS ergriffenen Künstlers |
- nimmt die Sprache SYMBOLisch und fragt nicht nach rationalen, psychologischen oder der zeitlosen VERNUNFT als GRUND der Sprache → d.i. der neue Ursprungsgedanke der Sprache
- das WUNDER der OFFENBARUNG ist URSPRUNG der Sprache (BAEUMLER)
- ging in seinem folkloristischen MYSTIZISMUS so weit, daß er es für undenkbar hielt, daß ein Volksepos überhaupt „gedichtet“ würde; er meinte, es dichte sich selber, wie eine Pflanze selber wächst (Hauser)
- lehnte das Gleichheitspostulat mit den Worten „Die Menschen sind nicht alle gleich!“ ab, womit nicht IDEE der formalen GLEICHHEIT vor dem GESETZ abgelehnt worden sei, sondern nur die Eintragung des seines Erachtens von vornherein nicht in vollem Umfang realisierbaren Schlagworts der Revolution als Regulative in die deutsche Gesetzgebung des Paulskirchenparlaments, wie es in einem Verbesserungsantrag zu den Grundrechten des deutschen Volkes vorgeschlagen worden war (Halub)
- wurde im Alter zum Demokraten, allerdings aus dem antithetischen (romantischen) Grundbedürfnis heraus, immer die schwächere Seite zu unterstützen, über den Polen zu bleiben (HUCH)
Wilhelm Grimm
1786-1859
Germanist
- besonders eifrig bei der Sammlung der MÄRCHEN: ehelichte eine der Märchenerzählerinnen, Dorothea Wild, dennoch lebte er mit seinem Bruder zetlebens in einem Haushalt zusammen
- seine ARBEIT war dadurch ausgezeichnet, daß er die Quellen achtete und sich nicht befugt fühlte, diese nach seinem gusto umzugestalten
Arbeitsweise
- Jakob war der wissenschaftlichere, war auf Genauigkeit aus und besaß einen unermüdlichen Sammeleifer
- Wilhelm beurteilte das Gesammelte, stellte bzw. setzte es zusammen und ordnete es zu
- nach anfänglicher Überlegung, die gesammelte Texte (Manuskripte) BRENTANO zu überlassen, der mit dem Wunderhorn schon ERFAHRUNG bei der Herausgabe von Märchen besaß, kamen die Brüder überein, die Texte als wissenschaftliche Quellen zu publizieren, also weitgehend unbearbeitet zu belassen
Märchen der Gebrüder Grimm
- fand 1809 in Berlin den Verleger Reimer
- das erste Buch wurde in Wien verboten, weil es zu abergläubisch war
- KRITIK Brentanos, der die Texte schlampig und uninspiriert fand
- das BUCH fand begeisterte Aufnahme, vaterländische Unterstützung aller und wurde schnell durch weitere Auflagen und Ausgaben erweitert und übersetzt, was u.a. dazu führte, daß SELBST Eingeborene in Übersee aufgrund der Grimmschen Märchen adaptierten