Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


demokrit

DEMOKRIT

460-370 v.Chr.
griechischer PHILOSOPH
- mit LEUKIPP um 440 v.Chr. Begründer der atomistischen LEHRE
- stellte die EXISTENZ von Gespenstern nicht in Abrede

Erkenntnistheorie

- Schüler Zenons, somit GEGNER EMPEDOKLES' → dennoch gibt es fünf Sätze der Gemeinsamkeit mit der empedoklisch-anaxagoräischen Lehre:

  1. Die QUELLE der ERKENNTNIS ist die WELT der Sinneswahrnehmung - der VERSTAND entscheidet.
  2. Die Summe der MATERIE ist konstant.
  3. Die Materie besteht aus unendlich vielen kleinen PARTIKELN.
  4. Entstehen und Vergehen ist Mischen und Entmischen dieser Partikeln.
  5. REGEL: Gleiches zum Gleichen.

- Im Gegensatz zur Lehre ANAXAGORAS' bewertet Demokrit den Qualitätszustandes der Urbestandteile der Dinge als qualitätslos.
Es gibt zwei Formen der Erkenntnis, die echte und die unechte. Zur unechten gehören Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack, GEFÜHL. Die andere gründet sich auf den Verstand und besitzt den Vorrang, denn wir nehmen nichts Untrügliches wahr, sondern nur, was nach der jeweiligen VERFASSUNG unseres Körpers und der ihm zustrebenden oder entgegenwirkenden Einflüsse sich wandelt.
- Wahrnehmung ist die VERÄNDERUNG des Verhältnisses zwischen OBJEKT und SUBJEKT
- Demokrit unterscheidet EIGENSCHAFTENen, die den Dingen an sich zukommen: GRÖßE, GESTALT, MASSE, BEWEGUNG, Härte und solche, die sich aus deren Wechselwirkungen mit unseren Sinnesorganen ergeben: Farben, Helligkeit, Töne, GESCHMACK, Geruch usw.
- die Erscheinungswelt wird durch die sinnliche WAHRNEHMUNG erkannt
- die Dinge wirken durch ihre Ausflüsse auf die Sinnesorgane und dadurch schließlich auf die Feueratome der SEELE ein
- eine jeweilige Form der Atome bewirke zwar die entsprechende EMPFINDUNG - so runde das SÜßE etc. -, aber diese Eigenschaften kommen durch die REAKTION der Seelenatome, durch Veränderung ihrer Lage zustande

Anschauung der Lehre im einzelnen

- Es ist ein leerer Raum vorhanden, das NICHTS. Darin befinden sich ATOMe oder das ICHTS - Atome sind die kleinsten, nicht mehr teilbaren Bestandteile des Ichts.
- Leere ist nicht nur die Bedingung für die Bewegung, für die Einzelheit und Vielheit der Atome, sie ist auch die Bedingung für die Teilbarkeit, für die Veränderung, für das Wachstum der Dinge. Die Leere oder das Nichts ist also.
- Wachstum ist für die Atomiker nur denkbar, wenn Atome in den entsprechenden Körper eindringen; also muß Platz - = Leere - da sein. Da keine LEERE in den Atomen ist, sind sie unteilbar.
- Die vorrausgesetzte Leere erscheint als die Bedingung der MÖGLICHKEIT jeder Bewegung, wodurch sich die Frage stellt, wohinein. Die Frage hat schon die Trennung von Materie und Bewegung zur VORAUSSETZUNG; aus ihr folgt die Frage nach dem ersten Beweger, deren Beantwortung auf IDEALISMUS hinausläuft. Die These hingegen, daß Materie und Bewegung untrennbar miteinander verbunden seien, ist der WISSENSCHAFT dienlicher - KANT benötigte nur Materie, um daraus eine neue Welt zu bauen, weil er sie schon mit Bewegung ausgestattet dachte.

Demokrits großer Gedanke:

Die Atome sind sich Bewegende, besitzen die Eigenschaft des sich Bewegenkönnens.

- Das Bilden wird als ein rein mechanischer Akt verstanden: herumspritzen der Atome durch den leeren Raum → bewegen sie sich mit gleicher Geschwindigkeit, bleibt ihr VERHÄLTNIS zueinander unverändert
- Die unterschiedliche Lage, Gestalt und Anordnung der Atome ist der GRUND für die Verschiedenheit der Dinge, ebenso das PRINZIP der Wahrnehmung und Erkenntnis.

Vergleich der Urbestimmung mit anderen Philosophen

PARMENIDES - SEIN
HERAKLIT - PROZEß
Leukipp - FÜRSICHSEIN: Leukipp bestimmte das eine, in diesem Falle das Atom als Fürsichsein, d.i.ein Ding, das sich nur in Beziehung auf sich durch die NEGATION des Andersseins bestimmt. Werden heißt ihm Umschlagen von Sein in NICHTSEIN und umgekehrt. (HEGEL)
- Der Körper ist nicht, wie bisher durch Parmenides festgelegt, das GEFÄNGNIS der Seele, sondern ein sorgfältig zu behandelndes Gerät der Seele, ein Werkzeug.
- Demokrit beseitigt die letzten Reste der anthrpomorphistischen WELTERKLÄRUNG und sucht alles Entstehen auf rein mechanische Vorgänge zurückzuführen. Die rein quantitativen Zustände, Verhältnisse und Bewegungen der Atome sind demnach die Grundlage der qualitativ vielfältigen und bewegten Erscheinungswelt. Der TOD ist die völlige Lostrennung der Kugelatome von den übrigen, eine natürliche Auflösung der Atomverbindungen.

DemokritAnaxagorasEmpedoklesParmenides
das UnteilbareAtome werden als Ideen/Gestalten begriffen: unveränderlich, ewig, unzerstörbar, sind seiend, aber kollektiv und einzeln nicht wahrnehmar; sie werden durch die Interaktion mit dem Raum wahrnehmbarBegriff der QualitätElementbegriff ist ebenso ewig und unzerstörbarBegriff des Seienden, das unzerstörbar ist, aber nicht kollektiv, sondern als Zusammenhängendes, Einzelnes
das Seiendeist eine unendliche Menge einzelner Gestalten, die im (sich nicht bewegenden) leeren Raum sind und mit diesem ständig interagieren klare Differenzierung zwischen Seiendem und Nicht-Seiendemist in sich selber und nicht anderswo; es interagiert nicht, denn das Seiende ist, das Nicht-Seiende ist nicht; der Raum bewegt sich nicht, er ist, obgleich ihm alles fehlt, was das Seiende ausmacht; der Raum ist aber in sich selber

Ethik

Kerngedanke: es ist wichtiger, die Ursache eines Naturphänomens zu entdecken, als ein Königreich geschenkt zu bekommen
- es gelang bislang nicht, die erkenntnistheoretischen Grundlagen auf seine Ethik anzuwenden res. diese auf die naturwissenschaftlichen Überzeugungen zurückzuführen
- die PHILOSOPHIE besiegt die Leidenschaften der Seele → der EUTHYMIE wird alles untergeordnet, wobei das gesunde Maß entscheidend ist
- das LEBEWESEN wird als dem KOSMOS vergleichbar in Aufbau und wundervollem Zusammenwirken der Organe begriffen
- man solle wohlgesonnen durchs LEBEN gehen, nicht jede LUST, sondern die SITTLICH-schöne erwählen → Problempunkt: Wie kann der menschliche Organismus durch ein mechanisches Zusammenwirken (beziehungsweise -treten) entstehen und wirken?

Hauptziel der Ethik

- Befreiung des Lebens von ANGST
- es ist das unbestreitbare Verdienst Demokrits, eine ethische Zentralidee aufgestellt, und um diese eine Anzahl von Grundsätzen gruppiert zu haben
- Demokrit unterschied in edle und sinnliche LIEBE, die Lehre vom doppelten EROS
- FREUNDSCHAFT wird hoch geschätzt, FRAUen und FAMILIE nicht
- der STAAT ist ein notwendiges ÜBEL
- Weltbürgertum statt NATIONALISMUS

Leib-Seele-Problem

  1. Demokrit unterscheidet zwischen verschiedenen intellektuellen und affektiven Fähigkeiten des Leibes und weist diesen verschiedene Orte im Körper zu, so das DENKEN im GEHIRN
  2. Demokrits Seelenatome bilden das materielle Substrat jener Wechselbeziehungen, die das Gehirn mit dem Körper und der Außenwelt unterhält, die Nervenaktivität.

- es ist falsch, den Körper zum SCHLÜSSEL für das Wohlbefinden von Körper und Seele zu machen, vielmehr sollen die Menschen eine THEORIE über die Seele machen, denn die Heilung der Seele hilft auch den Fehlern des Körpers. Aber körperliche KRAFT ohne Denken hilft der Seele nicht. Die Seele bewegt den Körper, nicht umgekehrt.

Seele

- besitzt zwei Teile; der eine rund (wenigster Widerstand beim Bewegen), der RATIONAL ist, λογικώζ, ist im Herzen lokalisiert, während der nichtdenkende, unrunde Teil sich über den ganzen Körper ausbreitet
- in der Luft schweben runde Seelenteilchen, die durch Atmung in Körper gelangen, d.i. Leben
- die Seelenatome schweben, sind aber nicht spezifisch
- besteht in ihrer Beweglichkeit und Zusammensetzung, dem FEUER vergleichbar, aus feinsten, kugelförmigen Atomen, welche die Bewegung und das Leben des Körpers bewirken (dieser GEDANKE findet sich später bei EPIKUR wieder)

Gehirn

- überwacht die höchste Extremität wie ein Wachtposten, eine Zitadelle des Körpers
- der Wächter des Gedankens oder des Verstandes enthält die wichtigsten Seelenbande

Wertung

- nach Meinung seiner Zeitgenossen der lachende Philosoph;

- der erste enzyklopädische Kopf unter den GRIECHEN (MARX)

demokrit.txt · Zuletzt geändert: 2024/11/11 05:51 von Robert-Christian Knorr